Lübeck: Tödliche Schüsse am Stadtpark: LN-Leser diskutieren über Notwehr

Nachdem ein 38-jähriger Mann am 30. Dezember in der Nähe des Stadtparks erschossen wurde, kochen im Netz die Emotionen hoch. LN-Leserinnen und Leser diskutieren dort das Für und Wider der Tat – und dabei driften die Meinungen zum Teil stark auseinander. „Sind wir in Amerika? Schrecklich so was. Natürlich gehört es sich nicht, irgendwo einzusteigen, aber man erschießt doch nicht gleich einen Menschen“, schreibt eine Leserin auf Facebook und fügt hinzu: „Viel Kraft den Angehörigen.“ Ein weiterer Leser ist anderer Meinung: „Der Schuss war berechtigt. Oder hätte er denen noch eine Tasse Kaffee machen sollen? Dass der Schütze festgenommen wurde, verstehe ich nicht. Deutsche Gesetze halt eben.“ Ganz konträr sieht das wiederum eine andere Leserin: „Das ist Mord. Er musste da nicht mit rechnen, weil er das Haus augenscheinlich für leer gehalten hat. Und dann noch hinterrücks?“ Ein Leser bemerkt: „Na ja, vielleicht überlegen sich nun ein paar Einbrecher beim nächsten Streifzug, ob sie nun einsteigen oder nicht.“ „Drei Schüsse in den Rücken? Keine Notwehr“: „Was soll ein Einbrecher dort vermutet haben? Lost Places ist ein Hobby vieler Leute. Mir erscheint das hier sehr nach Vorverurteilung. Nach Ansicht des Hauses bin ich von Einbrechern nicht überzeugt“, schreibt ein Leser. „Die meisten hier würden anders kommentieren, wenn bei Ihnen eingebrochen wird, oder überfallen wurden“, meint ein anderer. Der Mann wurde mit mehreren Schüssen getötet. Posted by Lübecker Nachrichten Online on Thursday, December 31, 2020 Eine Facebook-Nutzerin schreibt, es gebe genug Möglichkeiten, den Eindringling abzuschrecken, „in die Luft schießen, ins Bein, whatever. Aber drei Schüsse in den Rücken, nicht wirklich Notwehr.“ Sie hätte auch gedacht, das Haus stehe leer, meint eine andere Frau, „immer wieder, als ich dran vorbei gelaufen bin“. Dass überhaupt in diesem Haus jemand gewohnt habe, sei alles eher mysteriös, schreibt eine Nutzerin. „Lost Places – das kann auch mal nach hinten losgehen“: Einige Kommentatoren nehmen den Schützen dagegen ausdrücklich in Schutz: „Bei dem wird eingebrochen, der schützt sich und ist jetzt der Täter? Das ist das Risiko bei dieser Lost-Place-Geschichte. Die brechen unbefugt in fremdes Eigentum ein, das kann auch mal nach hinten losgehen“, scheibt ein Mann. Das möge keine böse Absicht sein, aber das wisse man als Opfer erst mal nicht. Lesen Sie auch Lübeck: Mann am Stadtpark tödlich verletzt - Mordkommission ermittelt Haftbefehl in Lübeck wegen Totschlags: Verdächtiger war ein Waffennarr Kriminalität in Schleswig-Holstein: So wenig Straftaten wie seit 40 Jahren nicht mehr „In erster Linie waren es Einbrecher, und das Opfer setzt sich gegen diese zur Wehr. Jetzt das Opfer zum Täter zu machen ist echt krank“, bemerkt der Leser. Ein anderer Kommentator schreibt: „Wenn ich in meinem Haus Einbrecher habe, habe ich alle Rechte, mein Leben und mein Eigentum zu verteidigen. Ob nun in den Rücken geschossen oder nicht, in einer derartigen Stresssituation hat der Hauseigentümer in Notwehr gehandelt.“ „Ein Waffenbesitzer sollte doch zielen können“: „Ja klar, ich schieße einen Flüchtigen in den Rücken. Keine Ahnung, was bei manchen abgeht, aber aus Notwehr oder mit normalem Menschenverstand hat der Täter nicht gehandelt. Für mich gehört er weggesperrt“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. Eine andere bemerkt: „Wenn der Hauseigentümer doch die Berechtigung für seine Waffen besitzt, dann sollte er doch zielen können. Sprich: Hätte er doch in die Beine geschossen und dann die Polizei gerufen!!! Denke mir jedoch, dass der Hauseigentümer ganz schöne Aggressionen in sich hatte.“ Eine andere Leserin bemerkt: „Ein Mensch der mehrere Waffen besitzt und dafür auch eine Erlaubnis hat, kann meiner Meinung nach auch damit umgehen. Drei Schüsse in den Rücken und dann keine Aussage machen? Irgendwie alles etwas fragwürdig wie ich finde!“ „Denkt bitte auch an die Angehörigen“ „Das Rechtsempfinden der Deutschen überrascht mich immer wieder“, bemerkt dazu eine Leserin. „Da wird ein Mensch hinterrücks niedergeschossen und hat selber schuld? Nichts rechtfertigt es, einem Menschen das Leben zu nehmen“, erklärt sie weiter. Eine andere Leserin sagt: „Wer noch nie aus reiner Neugierde etwas nachgegangen ist, der werfe den ersten Stein. Und drei Schüsse in den Rücken ist ein absolutes No Go!!!“ Eine Kommentatorin schreibt dazu: „Mein Beileid: Denkt bitte bei Euren Kommentaren auch an die Angehörigen, die hier mitlesen.“ Von Christian Risch