Maskenpflicht für Lehrer in SH: GEW fordert weitergehende Maßnahmen

Mit der Einführung der Maskenpflicht im Unterricht auch für Lehrer hat das Kieler Bildungsministerium nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Schleswig-Holstein festgeschrieben, was ohnehin längst üblich ist: „In der Praxis tragen die Lehrer alle die Maske“, meint GEW-Geschäftsführer Bernd Schauer. „In ausreichender Entfernung zu den Schülern konnte man sie bisher theoretisch abnehmen“, ergänzt Walter Tetzloff, Sprecher des Landes-Philologenverbandes. Vielfach sei dies aufgrund der Unterrichtssituation aber ohnehin nicht möglich gewesen. Gesundheitsamt entscheidet: Wichtig seien nun weitergehende Maßnahmen, fordern beide. Schauer: „Ist ein Schüler mit Corona infiziert, werden manchmal nur einzelne Mitschüler in Quarantäne geschickt, manchmal die ganze Klasse und manchmal die Jahrgangsstufe.“ Dies entscheide das Gesundheitsamt. „Wir fordern einen landesweit einheitlichen Umgang mit solchen Fällen.“ Des Weiteren empfehle das Robert-Koch-Institut (RKI), bei einem Inzidenzwert von 50 die Klassen zu teilen. Dies geschehe aber nicht. „Kleinere Klassen wären ein probates Mittel, um die Infektionszahlen gering zu halten“, ist auch Tetzloff überzeugt. Allein: Dies scheitere am nötigen Personal. Teilen von Klassen unmöglich? Das Teilen von Klassen obliege der Schulaufsicht, merkt David Ermes, der Sprecher des Bildungsministeriums an. Tatsächlich sei die praktische Umsetzung aus personellen Gründen nicht möglich. „So lange wir nicht doppelt so viele Klassenräume und doppelt so viele Lehrkräfte haben, bedeutet eine Klassenteilung in Wahrheit immer eine teilweise Schulschließung“, erklärt Landes-Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Eine Klassenteilung könne somit nur auf Homeschooling hinauslaufen. „Gemeinsames Ziel in Bund und Ländern ist, so viel Präsenzunterricht wie möglich zu gewährleisten.“ Von den Kieler Landtagsfraktionen werden die Themen kontrovers diskutiert. Martin Habersaat von der SPD merkt an, dass einfache Handlungskriterien – zum Beispiel die Isolierung einer ganzen Klasse bei einem Infektionsfall – einem aktuellen Beschluss aller Länder-Regierungschefs entsprächen. Die Teilung von Klassen solle vor diesem Hintergrund und wegen des Vorrangs des Präsenzunterrichts erst ab einer Inzidenz von 200 geteilt werden. „Es ist wichtig, dass die Schulen sich darauf vorbereiten.“ „Schritt in die richtige Richtung“: Eine Klassenteilung bei einem Inzidenzwert von 50 dürfe kein Automatismus sein, meint auch Ines Strehlau (Grüne). Was das uneinheitliche Vorgehen der Gesundheitsämter angehe, so habe dies „zu viel Unmut bei Eltern und Lehrkräften gesorgt“. Inzwischen habe das Gesundheitsministerium in einem Erlass immerhin klargestellt, dass das Gesundheitsamt am Standort der Schule zuständig sei und am Wohnort der Schüler nicht anders gehandelt werden dürfe. Das sei ein Schritt in die richtige Richtung. Anita Klahn (FDP) hält die Klassenteilung für nicht umsetzbar. Es fehle nicht nur an Lehrern, sondern auch an Räumen. Was die Quarantäneregelung betrifft, sei es „sinnvoll, nach regionalem Infektionsgeschehen auch differenzierte Maßnahmen zu ergreifen“. Tobias von der Heide (CDU) weist darauf hin, dass die Schule ein sicherer Ort sein könne als das Zuhause, wo auch private Treffen stattfänden. Er halte daher eine Klassenteilung erst ab einem Inzidenzwert von 200 für erwägenswert. Zu einheitliche Quarantäneregeln verweist auch er auf den Ministerpräsidentenbeschluss – hier sei gerade ein Entscheidungsprozess im Gange. „Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass künftig in aller Regel die ganze Klasse isoliert wird.“ Lesen Sie auch: Corona in Schleswig-Holstein und Lübeck: Aktuelle Zahlen am 27.11.2020 Corona in Lübeck: Maskenpflicht im Unterricht jetzt auch an Grundschulen Von Marcus Stöcklin