Metaller: Am Dienstag Warnstreik in Lübeck

Am Freitag war die vierte Verhandlungsrunde der Tarifparteien ohne Ergebnis zu Ende gegangen. „Wir bewegen uns in Trippelschritten. Es gibt schwere Differenzen“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste, im Anschluss den LN. „Die Arbeitgeber wollen die IG Metall in Zukunftsfragen nicht wirklich mit an den Tisch lassen. Das macht es schwer. Wir bräuchten einen Impuls nach vorne in Sachen Transformation, Digitalisierung und Qualifizierung. Wir werben dafür, das im Dialog zu regeln, gemeinsam zu überlegen, was notwendig ist“, erklärte Friedrich. Der Tarifvertrag gilt für 140 000 Beschäftigte, davon 25 000 in Schleswig-Holstein. „Vorschlag einer Nullrunde nicht akzeptabel“: Der Vorschlag der Arbeitgeber zu einer weiteren Nullrunde in 2021 sei nicht akzeptabel. „Ein Teil der Arbeitgeber scheint das Kalkül zu haben, die IG Metall sei wegen Corona nicht handlungsfähig. Wir werden das Gegenteil beweisen und Warnstreiks organisieren“, kündigte der Bezirksleiter der IG Metall Küste an. Am Montag bilden symbolische Aktionen den Auftakt, in Lübeck etwa am Holstentor. In der Nacht von Montag auf Dienstag ende die Friedenspflicht, dann fänden erste Warnstreiks in der Nachtschicht in etwa zehn bis 15 Betrieben im Norden statt. In Lübeck werde es in der Frühschicht bei Alu Druckguss eine erste Warnstreik-Aktion geben, aber auch in Itzehoe und Kiel. „Weitere Warnstreiks planen wir in den ersten beiden Märzwochen“, sagte Friedrich. IG Metall will einen Dreiklang erreichen: Die IG Metall fordert vier Prozent Volumen. „Es muss uns ein Dreiklang gelingen. Wir müssen jetzt die Substanz der Unternehmen halten, indem wir Beschäftigung sichern, wir müssen die Zukunftsthemen gestalten und wir müssen die Einkommen stabilisieren. Alle drei Themen müssen wir bündeln“, erklärte er. „Wir sagen nicht, es soll überall mehr Geld und zusätzlich Beschäftigungssicherung geben. Betriebe, in denen es gut läuft wie etwa Dräger, können mehr Geld an die Beschäftigten zahlen. Da, wo Beschäftigungssicherung im Mittelpunkt steht, können wir das Geld dafür einsetzen. Da ist tarifpolitische Finesse gefragt“, so Friedrich. Die Grundfrage sei, ob die Arbeitgeber bereit sind, in ihre Belegschaften zu investieren. Nordmetall: Warnstreiks „absolut unverständlich“: „Beide Seiten haben verstanden, dass es mehr Zeit braucht, um tragfähige Einigungsmöglichkeiten auszuloten. Gerade vor diesem Hintergrund ist es für mich absolut unverständlich, dass die IG Metall jetzt ab dem 1. März zu Protestaktionen und Warnstreiks aufruft, statt die Zeit zu nutzen, um weiter ernsthaft nach Lösungen zu suchen“, erklärte Lena Ströbele, die Verhandlungsführerin des Arbeitgeberverbandes Nordmetall. „Wer jetzt in alte Verhaltensmuster zurückfällt, befördert nicht gerade die Kompromissbereitschaft der Arbeitgeberseite.“ In der größten Krise der Nachkriegszeit benötigten die norddeutschen Metall- und Elektrobetriebe vor allem Planungssicherheit und Kostenklarheit. Dies sei auch ein Beitrag, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten. Lesen Sie auch IG Metall: Das sind die größten Sorgenkinder an der Küste IG Metall Küste befürchtet Zerschlagung der Schiffbau-Branche Umfrage: 92 Prozent der Arbeitgeber im Norden bieten Homeoffice an Lockdown belastet auch die Betriebe: Der fortdauernde Lockdown belaste nicht nur viele Arbeitnehmer, sondern auch die Betriebe, die zusätzlich von durchbrochenen Lieferketten und Grenzsperrungen betroffen seien. Als „besonders enttäuschend“ bezeichnete es Ströbele, dass die IG Metall Küste offensichtlich nicht zu einer Modernisierung der jahrzehntealten Arbeitszeit-Regelungen bereit sei, die aus Sicht der Arbeitgeber zwingend mit der Diskussion um neues Arbeitszeitmodell – der von der IG Metall geforderten 4-Tage-Woche – verbunden sind. „Bei Arbeitszeitkonten und Befristungsmöglichkeiten haben die Unternehmen im Westen und im Süden der Republik viel mehr Spielraum. Das die Gewerkschaft selbst in einer tiefen Krise nicht bereit ist, zumindest vergleichbare Wettbewerbsbedingungen herzustellen, ist für mich nicht nachvollziehbar“, so die Verhandlungsführerin. Von Christian Risch