Neustart: Flensburger Schiffbau-Gesellschaft startet wieder mit Kiellegung

Flensburger Schiffbauprodukte spielen bereits im Kampf gegen den islamistischen Terror in Afrika eine ganz wichtige Rolle. Vor Somalia oder Libyen nutzt das US-Militär die in Flensburg konstruierte und in Dänemark gebaute Frachtfähre "Ocean Trader" als schwimmende Basis für Hubschrauber, Drohnen und die Eliteeinheit Navy Seals. Flensburgs Werft hat von diesen Erfolgen derzeit noch wenig profitiert. Das Unternehmen ist seit 2018 beim Bau moderner und ökologisch fortschrittlicher Fährschiffe an den wirtschaftlichen Abgrund geraten. Fast die Hälfte der 600-köpfigen Belegschaft musste gehen und eine Insolvenz lähmte 2020 die Werft. Konzentration auf Marineschiffe: Der Bau von Marineschiffen soll die Werft jetzt aber wieder wirtschaftlich auf Kurs bringen. "Wir werden uns wieder um den Marineschiffbau in Deutschland und im internationalen Umfeld bemühen. Die Werft hat das in der Vergangenheit über Jahrzehnte sehr erfolgreich getan", so Philipp Maracke. Der 40-jährige Manager wechselte im Oktober von der Kieler Marinewerft German Naval Yards an die Flensburger Förde. Er setzt jetzt dort neue Impulse für die Neuausrichtung in der grauen Schifffahrt. Maracke verwies bei der Kiellegungsfeier auf verschiedenen Projekte, die die Flensburger Werft in den vergangenen 50 Jahren für militärische Auftraggeber realisiert hat. Tender, Aufklärungsschiffe, Versorger und militärische Frachtfähren wurden hier entwickelt und gebaut. "Deutsche Marinetechnologie wird weltweit gefragt", so Maracke. Konkret sieht er aber zunächst Chancen in der Erneuerung der deutschen Marine. "Da gibt es einen sehr großen Bedarf und den Wunsch der Modernisierung", so Maracke. Konkret sieht Maracke Perspektiven der Werft bei der Vergabe zum Bau neuer Tanker und Tender für die deutsche Marine. Auch den Bau von Landungsschiffen schloss Maracke nicht aus. "Es gibt da verschiedene Projekte auf dem Markt", so der Geschäftsführer. Frachtfähren als Brücke: Die Kiellegung der zivilen Frachtfähre für den Auftraggeber IVP Ship Invest war der erste Schritt. "Es ist genau das Signal in den Markt, das wir erhofft hatten. Das zeigt uns die Resonanz", sagt Philipp Maracke. Bei den aktuell bearbeiteten Projekten sieht Maracke bereits positive Signale. "Ich bin mir sicher, dass wir 2021 hier weitere Fortschritte machen", so Maracke. Zwei konkrete Projekte bearbeitet die Werft gerade. Die jetzt auf Kiel gelegte Frachtfähre gehört zu einem Serientyp, der seit 20 Jahren in Flensburg gebaut wird. Das Schiff soll am 7. Januar 2022 vom Stapel laufen und im April 2022 ausgeliefert werden. Große Pläne für 2021: "Dieses Schiff ermöglicht uns die Rückkehr in den Markt. Bis zum Ende nächsten Jahres werden wir so in allen Bereichen der Fertigung wieder den Betrieb hochfahren", so Maracke. Ein Schwesterschiff ist auch in der Planung. Diese Schiffe kosten zusammen rund 140 Millionen Euro und werden der IVP Ship Invest gehören. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen der Tennor Holding des deutschen Unternehmers Lars Windhorst. Diese beiden Frachtfähren sollen 2022 nach der Fertigstellung auf dem globalen Chartermarkt für Frachtfähren angeboten werden. In der Vergangenheit waren diese in Flensburg gebauten Schiffe entweder in der Nordsee oder im Mittelmeer auf Fährlinien nach Großbritannien oder der Türkei zum Einsatz gekommen. Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) freute sich über den Neustart. "Es ist das Signal, auf das wir hier in Flensburg in den vergangenen Monaten hingearbeitet haben", so Lange. Für die Stadt ist die Werft einer der wichtigsten Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktoren.