Osterurlaub 2021 in Schleswig-Holstein: Erlaubt oder nicht?

Er sei dafür, Wahrheiten auszusprechen: „Osterurlaub in Deutschland kann es dieses Jahr leider nicht geben“, sagt Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) – genauso wie der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sieht das anders und verweist auf den „klaren Fahrplan“ nach der letzten Bund-Länder-Konferenz. „Unser Ziel muss es sein, ein anderes Ostern erleben zu können als im vergangenen Jahr“, sagt Günther. Wird das klappen? Osterurlaub 2021: Daniel Günther ist optimistisch: Laut Daniel Günther schon – also zumindest wahrscheinlich. „Bei uns in Deutschland sehe ich sehr wohl die Möglichkeit, dass wir Inlandstourismus bis zu diesem Zeitpunkt möglich machen“, sagte Günther am Montag in Kiel. „Und das Wichtigste aus meiner Sicht ist: Ostern ist noch sieben Wochen hin, und heute ist es mit Sicherheit grundfalsch, unabhängig von der Inzidenz schon Urlaube abzusagen.“ Bund und Länder hätten sich laut Günther darauf verständigt, bei den nächsten Öffnungsschritten Gastronomie und Hotels mit in den Blick zu nehmen. „Und ich sehe zum heutigen Zeitpunkt überhaupt nichts, was dagegen spricht, weiterhin an diesem Ziel zu arbeiten.“ Natürlich müsse dabei auch über Testungen und über den Umgang mit Gebieten geredet werden, in denen es relativ viele Corona-Fälle gebe. „Aber definitiv sehe ich für den Tourismus eine Perspektive ab Ostern.“ Auch wenn Günther keine Garantie geben könne, dass sich die Zahlen weiterhin so positiv entwickeln, werde er Hotelbesitzern nicht davon abraten, Buchungen für die Ostertage anzunehmen. SPD fordert stufenweisen Tourismus-Neustart nach Lockdown: Die Landes-SPD hat sich für einen stufenweisen Neustart des Tourismus nach dem Corona-Lockdown ausgesprochen. Ein inzidenzgestützter Stufenplan könnte nach Ansicht der SPD für die nötige Berechenbarkeit und Verlässlichkeit sorgen, die touristische Betriebe nun brauchen. SPD-Tourismuspolitikerin Regina Poersch wirft Ministerpräsident Daniel Günther vor, vor den Beratungen von Bund und Ländern in der vergangenen Woche den Mund zu voll genommen zu haben. Anderenfalls hätte es „wenigstens auf norddeutscher Ebene etwas werden können mit einem Perspektiv- beziehungsweise Stufenplan“. Außerdem kritisiert Poersch die Aussage von Sachsens Ministerpräsidenten. „Weder falsche Versprechungen, die man wieder einkassieren muss, noch düstere Prognosen helfen jetzt irgendjemandem weiter“, sagt Poersch. Dehoga zu Kretschmer: „Solche Aussagen sind nicht hilfreich“: Das sieht Stefan Scholtis, Hauptgeschäftsführer vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Schleswig-Holstein, ähnlich. „Die Aussagen sind nicht hilfreich, sondern verwirrend. Sie sorgen für noch mehr Unsicherheit. Für uns ist der 3. März wichtig, danach wird es hoffentlich einen Fahrplan geben, auf den man sich verlassen kann.“ Mit Sicherheit gebe es bereits Hotels in Schleswig-Holstein, die erste Buchungen über die Ostertage verzeichnen, aber: „Bei unseren Mitgliedsbetrieben sind die Osterferien noch kein großes Thema – das wird es erst nach dem 3. März werden, wenn weitere Entscheidungen getroffen wurden.“ Reiseverband: „Verantwortungsvolle Politik sieht anders aus“: Auch Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes, kritisiert Kretschmer und Lauterbach für deren Aussage. „Die Aussicht auf Urlaub ist für viele Menschen ein Hoffnungsschimmer in Zeiten, die von Verzicht, Isolation und Kontaktarmut geprägt sind“, sagt Fiebig. „Wenn ein Ministerpräsident zum jetzigen Zeitpunkt ohne jede Not bereits den Osterurlaub totredet, verunsichert dies die Menschen weiter und schiebt die von der Pandemie extrem gebeutelte Reiseindustrie noch ein Stück näher an den Abgrund.“ Es sei Aufgabe der Politik, den Menschen und den Unternehmen Perspektiven aufzuzeigen und schrittweise Mobilität und Reisen wieder zu ermöglichen. „Verantwortungsvolle Politik sieht anders aus.“ Touristiker hoffen auf Ostergeschäft in Schleswig-Holstein: Von einer unverantwortlichen Politik spricht Bettina Bunge, Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, nicht, aber: „ Eine Entscheidung gegen eine Öffnung zu Ostern ist meines Erachtens zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht“, sagt Bunge, die auf einen baldigen Neustart der teilweise existenziell bedrohten Tourismusbranche hofft – und damit auch auf das lukrative Ostergeschäft. „Unsere Gäste haben teilweise letztes Jahr schon ihren Osterurlaub 2021 geplant oder stehen in den Startlöchern für die diesjährige Reise nach Schleswig-Holstein.“ Die Tourismus-Betriebe seien sehr gut vorbereitet mit den notwendigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen sowie Kontaktnachverfolgungs-Möglichkeiten. „Mit der nötigen Vorbereitungszeit können die Betriebe zu Ostern öffnen, wenn die Inzidenzzahlen weiter sinken, sodass sicheres Reisen möglich ist“, sagt Bunge. Die Menschen wollten wieder reisen, aber „möglichst erst mal in der Nähe zum Heimatort bleiben, und mit dem Gefühl der Sicherheit, Planbarkeit und kurzfristigen Änderungsmöglichkeit“. Lesen Sie auch Dänemark führt strengere Einreisebeschränkungen für Grenzgebiete ein Liveblog: Glätte im Norden – Die aktuelle Lage am 15.2.2021 im Überblick Planer der Fehmarnbelt-Schienenanbindung: „Projekt ist meine Lebensaufgabe“ Osterurlaub 2021: Buchungslage in SH noch verhalten: Etwas mehr Planbarkeit wünscht sich auch Katja Lauritzen, Geschäftsführerin des Wirtschaftsverbandes Ostsee-Holstein-Tourismus, der die schleswig-holsteinische Ostseeküste und die Holsteinische Schweiz vermarktet. „Bisher ist die Buchungslage zu Ostern noch verhalten, was sicherlich an der noch unklaren Situation liegt“, sagt Lauritzen. „Wir wissen aber aus vielen Reaktionen, dass unsere Gäste die Ostsee sehr vermissen.“ Bereits im zurückliegenden Sommer hätten die Touristiker im Land bewiesen, dass sie ihren Gästen auch unter Pandemiebedingungen einen angenehmen Aufenthalt bieten können und alle, Gäste wie auch Einheimische, sich an die geltenden Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln halten. „Tourismusmanagement ist ebenso wie Pandemiebewältigung Teamarbeit. Deshalb nutzen wir die Phase des Lockdown, um unsere Konzepte und Abläufe weiter zu optimieren und zu ergänzen, wie zum Beispiel durch unseren Tourismuskodex “, sagt Lauritzen. „So stellen wir sicher, dass wir auch bei kurzfristigen Änderungen der Lage die bestmögliche Lösung finden werden, um unseren Gästen einen erholsamen und sicheren Urlaub zu ermöglichen.“ Von Hannes Lintschnig