Quarantäne: Hunderte Reiserückkehrer aus SH melden sich nicht beim Amt

Allein im Kreis Herzogtum Lauenburg sind es 250 Personen, die sich nicht bei ihrem Gesundheitsamt gemeldet und in häusliche Quarantäne begeben haben. „Dem Gesundheitsamt liegen über 200 Aussteigekarten von Reiserückkehrern vor, die bisher keinen Kontakt aufgenommen haben, die Mehrzahl aus der Türkei und Spanien“, berichtet Landrat Christoph Mager. „Das Problem haben im Moment alle Kreise“, sagt Carina Leonhard, Sprecherin des Kreises Ostholstein. Auch dort gibt es eine Diskrepanz zwischen der Zahl der Aussteigekarten und der Zahl der Menschen, die sich beim Gesundheitsamt melden. Konkrete Zahlen kann sie nicht nennen. Wer aus Risikogebieten kommt, muss in Quarantäne: Nach der aktuellen Corona-Quarantäneverordnung des Landes müssen sich Rückkehrer aus Risikogebieten unmittelbar nach ihrer Einreise nach Schleswig-Holstein in Quarantäne begeben – außerdem ist das Gesundheitsamt über die Einreise und das Antreten der Quarantäne zu informieren und auf Aufforderung ein kostenloser Corona-Test zu machen. Parallel dazu muss jeder, der aus einem Risikogebiet zurückkehrt, eine sogenannte Aussteigekarte ausfüllen. Diese werden beispielsweise durch den Hamburger Flughafen, den Hauptbahnhof, den Zob an die jeweils zuständigen Gesundheitsämter weitergegeben. So ist eine Kontrolle der Quarantänepflicht möglich. Aussteigekarten oft unleserlich und verspätet: Dem Gesundheitsamt Lübeck sind einige Aussteigekarten allerdings erst mit 14-tägiger Verspätung zugesendet worden. „Das bringt natürlich nichts“, sagt Leiter Alexander Mischnik. Er appelliert an die Verantwortung jedes Einzelnen, sich an die Regeln zu halten. Aus dem Kreis Segeberg berichtet Sprecherin Sabrina Müller außerdem, dass die Schrift auf den Aussteigerkarten häufig nicht zu entziffern sei. Das Verfahren mit den Aussteigekarten ist insgesamt im Bundesgebiet nicht so schnell und zuverlässig wie gewünscht, räumt das Gesundheitsministerium in Kiel ein. Deshalb sei es wichtig, dass sich Reiserückkehrende aus Risikogebieten direkt bei den Gesundheitsämtern melden. „Nur wenn die Personen bei den Gesundheitsämtern bekannt sind, kann eine Kontaktpersonen-Nachverfolgung bei Erkrankung und damit der wirksame Gesundheitsschutz von Menschen stattfinden,“ betont Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Viele Bürger haben Informationslücken: Er geht davon aus, dass viele nicht wissen, wie sie sich richtig verhalten sollen. Von „großen Informationslücken“ spricht auch Stormarns Kreissprecher Michael Drenckhahn. „Einige glauben anscheinend, dass sie einen Zettel ausfüllen und damit alles erledigt ist.“ Doch möglicherweise seien darunter auch positiv auf das Coronavirus getestete Personen, die vom Gesundheitsamt noch nicht erfasst seien. Kreis will bei Quarantäneverweigerern klingeln: Dagegen wollen die Kreise jetzt vorgehen. Der Kreis Segeberg hat angekündigt, den Bereich, der sich um Reiserückkehrer kümmert, kurzfristig personell aufzustocken. Zugleich sollen die Kontrollen intensiviert werden. Von Freitag an werden auch im Lauenburgischen Reiserückkehrer aus Risikogebieten kontrolliert. Ein Team aus vier Personen soll die Menschen ermitteln, die sich trotz Urlaub im Corona-Risikogebiet nicht an die Quarantäne-Auflagen halten, erklärt Kreissprecher Tobias Frohnert. Von Montag an werden sie auch bei Quarantäneverweigerern an der Haustür klingeln. „Für diese Einsätze haben wir Kollegen aus dem Bereich Straßenverkehr, meist ehemalige Polizisten, abgezogen.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Familienfeier, Grillabend, Mund-Nasen-Schutz: Diese Corona-Regeln gelten aktuell in SH Abstand, Hygiene, Gästezahl: Das sind die Vorschriften für private Feiern Corona-Knigge: So geht Urlaub im Norden während der Pandemie Volle Strände in Schleswig-Holstein: Hier finden Tagestouristen Alternativen So bereiten sich Schulen auf eine mögliche zweite Welle vor Corona-Tests an Schulen: Die neue Strategie der Landesregierung Corona-Kurve stark abgeflacht – UKSH-Experte warnt vor Leichtsinn Lockerungen: Diese Dinge sind seit dem 20. 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Das Nichtantreten der 14-tägigen Quarantäne schlägt mit 500 bis 10 000 Euro zu Buche. „Wer das jetzt liest und sich noch meldet, hat gute Chancen, dem Bußgeld zu entgehen“, sagt Frohnert. Das Gesundheitsministerium in Kiel weist darauf hin, dass Einreisende aus Risikogebieten in Schleswig-Holstein mindestens fünf Tage in Quarantäne gehen müssen. Ein einzelnes negatives Corona-Testergebnis reicht nicht aus, um die vorgeschriebene Quarantäne zu beenden. Sie könne nur verkürzt werden, wenn zwei negative Testergebnisse vorliegen, für die die Proben einem Abstand von fünf Tagen genommen wurden. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Ministeriums – in neun Sprachen. Von Julia Paulat