SH: Das müssen Sie über Weihnachtsbäume wissen

Um den Weihnachtsbaum ranken sich viele Fragen. Die LN haben am Nikolaustag bei den vielen Produzenten, Verkäufern und Kunden nach den wichtigsten Antworten gesucht. Wie teuer sind die Weihnachtsbäume dieses Jahr? Zunächst ist man davon ausgegangen, dass die Weihnachtsbäume in diesem Jahr etwas teurer werden. Grund sind die zusätzlichen Belastungen der Erzeuger durch die Corona-Krise. Jetzt scheinen sie aber doch relativ preisstabil zu sein. „Die Nordmanntanne wächst ja langsamer und ist deshalb etwas teurer als andere Tannen. Sie wird bei mir aber auch dieses Jahr wieder 20 Euro pro laufenden Meter kosten“, sagt Sönke Reiners, der auf seinem Hof Reiners Weihnachtsbäume für die gesamte Region von Segeberg über Stormarn bis Lübeck produziert. Und auch die Öko-Tannen aus den Landesforsten kosten nicht mehr. Kirsten Greve von den Landesforsten Schleswig-Holstein, die an diesem Sonntag ihre Öko-Försterbäume, die ohne Pestizide und Dünger produziert wurden, vor dem Erlebniswald Trappenkamp verkauft, sagt: „Wir liegen auch bei 20 Euro pro laufendem Meter.“ Günstiger sind Rot- und Blaufichten. Reiners: „Für die Blaufichte nehme ich 15 Euro pro Meter, bei der Rotfichte sogar nur zehn Euro.“ Diese Preise gelten aber nur für die Qualitätsbäume, Bäume mit Fehlern gibt es auch schon günstiger. Sollten Bäume angespitzt werden? Viele wollen das, sagt Sönke Reiners und gibt aber zu bedenken: „Dann braucht man kein Wasser mehr in den Ständer machen, denn das kann der Baum dann nicht mehr aufnehmen.“ Der Hintergrund: Die Tanne ziehe das Wasser zwischen dem Holz und der Rinde, und das sei dann nicht mehr möglich. Wie verliert der Baum möglichst wenig Nadeln? Für Tannenbaumexperten gibt es da ein klares Rezept: Erst draußen etwas im Kühlen lagern, vor dem Reinholen nicht anspitzen, sondern einen Zentimeter absägen. „Danach frisch in einen Ständer mit etwas Wasser stellen“, empfiehlt Reiners. Man solle nicht vergessen, dieses nachzufüllen. „So ein Baum verbraucht einiges.“ Als Ständer setzt der Experte auf welche mit Drahtseil, das dann mit einer Fußpedale festgezogen wird, so passen auch klobige Baumstümpfe gerade in den Ständer. Niemals sollte ein Baum direkt nachdem er frisch geschlagen wurde, in die Wohnung geholt werden. „Das mag die Tanne überhaupt nicht, dann nadelt sie sehr schnell. Der Baum muss immer erst mindestens drei Tage bei kühlem Wetter draußen liegen“, so Reiners. Wie lange hält ein Weihnachtsbaum? „Die Nordmanntanne kann bis zu drei Wochen halten, zwei Wochen mindestens“, sagt Reiners. Wie lange sie hält, hängt aber auch immer von den Umständen ab. „Der Baum sollte möglichst nicht im Zug stehen und es darf nicht zu warm sein, am besten gibt es keine Fußbodenheizung.“ Barbara und Oliver Bohlen, die aus Bad Segeberg an diesem Nikolaustag zum Erlebniswald gekommen sind, um einen Baum zu kaufen, sind dieses Jahr früh dran. „Normalerweise holen wir ihn etwas später. Wir lagern ihn erst noch draußen und am 23. oder 24. Dezember kommt er dann rein“, sagt Barbara Bohlen. Dort bleibt er dann traditionell bis zu den Heiligen Drei Königen am 6. Januar. Deshalb ist für sie die Langlebigkeit der Nordmanntanne ideal, denn die Rot- und Blaufichten halten nur zehn bis 14 Tage, bevor sie nadeln. Experten empfehlen daher Weihnachtsbäume ungefähr ab dem 10. Dezember zu kaufen, um auf der sicheren Seite zu sein. Haben Rot- und Blaufichten eigentlich auch Vorteile? 90 Prozent aller verkauften Weihnachtsbäume sind Nordmanntannen, dabei gab es die vor 40 Jahren noch gar nicht. Damals wurden nur Blau- und Rotfichten verkauft. „Da die schneller nadeln, sind sie heute nicht mehr so beliebt“, sagt Reiners, der aber trotzdem einige im Angebot hat. „Ich finde, die haben auch Vorteile. Die Rotfichte duftet ganz wunderbar harzig nach Weihnachten und die Blaufichte ist sehr pieksig, deshalb fragen oft Hundehalter danach. Denn an die Blaufichten gehen die Hunde nicht ran, um sich daran zu schubbern.“ Welches sind die beliebtesten Größen? „Auf dem Land sind eher größere Bäume gefragt. Ein Baum für eine Bauerndiele oder Bauernküche kann schon mal drei Meter haben“, sagt Kirsten Greve. Die kleinsten Bäume sind ungefähr einen Meter hoch. „Diese so genannten Kinder- oder Seniorenbäume haben oft schon einen kleinen Holzfuß dabei und können direkt auf einen Hocker gestellt werden“, erklärt Tannebaumproduzent Reiners. Der beliebteste Baum bei den Menschen ist jedoch um die zwei Meter und zehn Zentimeter groß. „Das ist genau der Durchschnittsbaum“, sagt Reiners. Muss ein Weihnachtsbaum schön gewachsen sein? Für Familie Brommann aus Wankendorf auf jeden Fall. Mutter Birgit, Vater Thorsten und die Söhne Malte (17) und Fynn (13) sind gerade auf einer Weihnachtsbaumplantage in Negernbötel unterwegs, um selber einen Baum zu schlagen. „Er muss größer sein als ich und eine perfekte Form haben. Da werden wir schon gleich ein bisschen diskutieren und vergleichen“, sagt Sohn Malte (17). Greve hat beobachtet, dass die Bäume so individuell sind wie die Kunden. „Der eine möchte kleine buschige, der andere einen großen Baum.“ Das hänge auch immer von den Anforderungen ab. „Wer echte Kerzen hat, braucht große Abstände zwischen den Zweigen. Familien mit vielen Kindern wollen vor allem stabile Bäume“, sagt Greve und Reiners ergänzt: „In den Städten sind zudem oft schlanke Bäume gefragt, weil nicht so viel Platz in den Wohnungen ist. Die werden dann vorher von uns von Hand in Form geschnitten.“ Die Ansprüche seien aber sehr unterschiedlich. Reiners: „Einige sind sehr wählerisch und kommen mehrmals, bis sie den richtigen Baum gefunden haben, sehr vielen ist der Wuchs aber auch egal, die achten nur auf die Größe.“ Lametta oder kein Lametta? „Das ist eine hochpolitische Frage“, sagt Oliver Bohlen mit einem Augenzwinkern. Er sei für Lametta, und seine Frau hasse Lametta. „Das Ergebnis ist: Ich kaufe immer welches und darf es dann nicht aufhängen“, sagt er lachend. Für Familie Brommann ist hingegen klar: Lametta ja, und zwar in rot und blau. Einig sind sich aber alle, dass ein Weihnachtsbaum bunt sein sollte und nicht einfarbig. „Wir haben Kugeln in vielen Farben, die Grundfarben sind Weiß, Rot und Silber“, erzählt Oliver Bohlen. Bei Brommanns in Wankendorf geht es noch bunter zu. „Neben dem Lametta kommen die verschiedensten Kugeln in Blau, Rot und Gold dazu. Außerdem selbst gemachte Anhänger und Zuckerstangen“, sagt Fynn. Wer schmückt den Baum? „Bei uns die Kinder an Heiligabend“, sagt Birgit Brommann. Und ihr Sohn Malte weiß jetzt schon: „Meistens hänge ich die Kugeln aber danach immer noch mal um.“ Bei den Bohlens gibt es eine feste Tradition. „Zuerst schneiden mein Sohn und ich den Stumpf gerade, dann wird der Baum in einer großen Aktion durch die Terrassentür nach drinnen gebracht“, sagt Oliver Bohlen. Zum Schmücken gebe es dann für alle ein Glas Sekt, „und Oma sitzt daneben und sagt, wo wir die Kugeln hinhängen sollen.“ Kann man seinen Weihnachtsbaum auch online bestellen und liefern lassen? Na klar, und das sogar bei einem Segeberger Unternehmen. „TimTanne“ aus Kattendorf versendet die Nordmanntannen in Kartons direkt ins Wohnzimmer. Damit es beim Auspacken keine böse Überraschung gibt, versprechen die Kattendorfer vorher alle Bäume auf geraden Wuchs und „volles Nadelkleid“ zu überprüfen. Von Sven Wehde