SH plant weiteres Freisemester für Studierende

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Land den Studierenden in Schleswig-Holstein aufgrund der besonderen Herausforderungen während der Corona-Pandemie ein Freisemester zugesprochen. Im Bildungsausschuss am Donnerstag war nun die Ausweitung dieses Beschlusses auf das aktuelle Wintersemester Thema. Ministerin Karin Prien sagte in der Online-Konferenz: „Wir haben einen entsprechenden Entwurf erarbeitet und planen, damit zügig zu einem rechtssicheren Stand zu kommen.“ Nach der Kultusministerkonferenz am 26. Januar wolle man „unmittelbar handlungsfähig“ sein. FDP: „Freisemester ist ein Gebot der Fairness“: Im Vorwege hatten sich die Fraktionen der Grünen, der FDP sowie der CDU dafür ausgesprochen. So sagte der Vorsitzende und hochschulpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt: „Ein weiteres ‚Freisemester‘ ist ein Gebot der Fairness und wird für mehr Chancengerechtigkeit in dieser schwierigen Zeit sorgen.“ Auch wegen des Wegfalls vieler studentischer Nebenjobs müssten die Unterstützungsangebote verlängert und verbessert werden. Es gehe dabei vor allem um die Anrechenbarkeit des Wintersemesters beim Bafög. Vogt kritisierte außerdem generell die Regelung, dieses elternabhängig zu vergeben. Grüne: Erfahrungen des letzten Jahres nutzen: Der hochschulpolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Lasse Petersdotter, führt Probleme bei der Praktikumssuche und verstärkte persönliche Belastungen an, die Gründe für eine Studienzeitverlängerung sein könnten. Eine Ausweitung der Regelung für die Regelstudienzeit auf das Wintersemester 2020/2021 verschaffe Studierenden „Luft bei der Bafög-Berechnung und bei den Fristen für Prüfungen.“ Auch für Jura-Studierende werde es erneut die Regelungen für einen weiteren „Freischuss“ aus dem Sommer brauchen. „Wir sollten hier die Erfahrungen des letzten Jahres nutzen.“ CDU hat Mitleid mit Studenten: Auch die hochschulpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Anette Röttger, betonte die schwierige Situation der Studenten: „Was vor Corona den besonderen Charme des Studiums mit vielen täglichen Begegnungen auf dem Campus ausgemacht hat, hat sich jetzt zwangsläufig zu einem Online-Semester in einer oft bescheidenen und eher beengten Studentenbude oder zu einem Zurück ins häusliche familiäre Umfeld entwickelt.“ Die im November 2020 erfolgte erneute Aufstockung des Darlehensfonds des Studentenwerks um 100 000 Euro sichere Studierenden die Möglichkeit zinsloser Darlehen zu. „Auch von den auf Bundesebene angepassten Maßnahmen profitieren die Studierenden hier im Land: Dazu gehört die Anpassung der Förderungshöchstdauer beim Bafög analog zur Verlängerung der individuellen Regelstudienzeit wie im Sommersemester 2020“, sagte Röttger. AStA Kiel: Hoher psychischer Druck auf Studierenden: Die Allgemeinen Studierenden Ausschüsse (Asta) in Lübeck und Kiel würden eine entsprechende Entscheidung begrüßen. Studieren sei immer noch nicht wie vor der Pandemie möglich. „Statt eines strukturierten Ablaufs gibt es Online-Vorlesungen, die zum Teil einfach schlechter sind als Präsenzveranstaltungen“, sagt Julia Schmidtke vom Asta der Universität Kiel. Die Öffnung der Bibliothek sei eingeschränkt, derzeit dürften nur drei Bücher und lediglich mit Voranmeldung ausgeliehen werden, der Freihandbereich sei geschlossen. Außerdem fehlten die sozialen Kontakte, der psychische Druck sei hoch. Erleichterung für Bafög-Empfänger: Die neue Verordnung käme vor allem Bafög-Empfängern zugute. „Das ist im Moment eines der häufigsten Probleme, das wir zu hören bekommen“, erzählt Schmidke, „die Angst, kein Bafög mehr zu bekommen, weil jemand die Regelstudienzeit nicht einhalten kann.“ Ihre Kollegin Rafaela Rawinski vom Asta in Lübeck verweist auf die angehenden Mediziner, die im UKSH Corona-Hilfe leisteten. „Und auch Angehörige der Risikogruppe können so selbst entscheiden, ob sie das Risiko der wenigen Präsenzveranstaltungen auf sich nehmen oder lieber ein halbes Jahr länger studieren wollen.“ Freiversuchsregelung ebenfalls übernehmen: Die Entscheidung über das Freisemester geht beiden Asta-Vorständen jedoch nicht weit genug. „Wir setzen uns dafür ein, dass es auch wieder eine Freiversuchsregelung für die Dekane gibt, so dass die Studierenden wenigstens entspannt in die Prüfungsphase gehen können“, sagt Schmidtke. Das betreffe wirklich alle. „Corona ist für die meisten eine große Belastung.“ Vor allem für diejenigen sei das wichtig, für die es der Drittversuch wäre und die bei einem Scheitern ihr Studium beenden müssten. Lesen Sie auch Lübeck: Online- und Präsenz-Zeiten für Studenten im Wintersemester studierende verlieren wegen corona nebenjobs Corona: Freisemester für Jura-Studenten Asta Lübeck: An Studieren mit Kindern denken: „Die Studien- und Lernmöglichkeiten sind zurzeit einfach sehr eingeschränkt“, bestätigt auch Rawinski und weist vor allem auch auf die Studierenden mit Kindern hin, denen derzeit oft die Betreuungsmöglichkeiten fehlten. Laut Ministerin Prien ist die „Freischussregelung“ tatsächlich ebenfalls Bestandteil der zu erarbeitenden Rechtsverordnung. Von Nina Gottschalk