Schleswig-Holstein: Meteorologen warnen vor Schneesturm am Wochenende

Schneematsch und Regen hatten schon am Mittwoch für reichlich Chaos auf den Straßen gesorgt. Und doch war das buchstäblich nur die Ruhe vor dem Sturm, der den Norden am Wochenende erreichen wird – so die Wetterprognose. „Es wird Ausmaße annehmen, die wir so in den letzten zehn Jahren nicht erlebt haben“, sagt der Diplom-Meteorologe Sebastian Wache von Wetter Welt in Kiel. Meteorologisch gesehen komme definitiv eine „Extremwetterlage“ auf Norddeutschland zu. Sturm sorgt für Schneeverwehungen: Den Wintereinbruch samt Schnee bringt laut Wache ein kalter Ostwind mit sich. Dieser nehme in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bis hin zum Wochenende stetig zu. „Am Sonntag und Montag sind sogar orkanartige Sturmböen möglich“, so der Experte. Weil die kalten Luftmassen über der Ostsee Feuchtigkeit aufnehmen, sei außerdem mit langanhaltenden Schneefällen zu rechnen, auch schon am Donnerstag. Wache erklärt: „Die Temperaturen werden deutlich sinken.“ Daher gebe es keinen nassen Schnee, sondern jede Menge Pulverschnee. Und das könnte durchaus gefährlich werden, denn: „Die Schneemenge allein ist nicht das Problem, aber der Wind. So kommen starke Schneeverwehungen zustande.“ Landbewohner sollen sich vorbereiten: Der Meteorologe rechnet deshalb mit „außergewöhnlichen bis katastrophalen Zuständen“. Der Norden dürfe die Lage nicht unterschätzen. Anwohner auf dem Land sollten sich besonders darauf gefasst machen. „Sie könnten mit der Verkehrslage zu kämpfen haben“, mutmaßt Wache. „Ich rate ihnen, sich vor dem Wochenende mit Lebensmitteln einzudecken.“ Potenzial wie im Katastrophenwinter 1978/79: Auch andere Meteorologen warnen vor der Wetterlage in den nächsten Tagen. Wetterexperte Frank Böttcher sagte am Mittwoch, die Luftmassenverteilung über Europa berge aktuell ein Potenzial wie im Katastrophenwinter 1978/79. Dennoch warnte er davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. „Wir sind noch sehr weit weg von den tatsächlichen Ereignissen“, sagte der Experte. Aktuell liege eine Luftmassengrenze über Norddeutschland, die kalte Luft im Norden von warmer Luft im Süden trennt. Beim Aufgleiten der warmen und feuchten Luft könnten heftige Schneefälle entstehen. Es sei aber noch unklar, ob und wo es dazu komme. DWD: „Es kann kräftig und langanhaltend schneien“: Auch beim Deutschen Wetterdienst (DWD) ist man indes noch vorsichtig mit der Vorhersage: „Da ist etwas im Busch, es kann auch kräftig und langanhaltend schneien“, sagte der Meteorologe Tobias Reinartz am Mittwoch. Es sehe nach Dauerfrost aus. Eine genaue Prognose sei aber noch nicht möglich. „Die Frage ist, wie weit es nach Süden vordringt“, erklärte Reinartz. Katastrophenfall könnte eintreten: Der Meteorologe Jürgen Schmidt vom Wetterdienst Wetterkontor beobachtet die Lage ebenfalls seit Tagen. Denkbar seien am Wochenende bis zu 50 Zentimeter Neuschnee, sagte er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). In diesem Fall könnte sogar der Katastrophenfall eintreten. Dennoch betonte Schmidt: „Die genauen Abläufe sind aber äußerst unsicher.“ Da sich die Werte permanent verändern würden, könne er zum jetzigen Zeitpunkt weder die genauen Orte für den Schneefall prognostizieren, noch, wie viel Schnee vom Himmel kommen soll. Lesen Sie auch Liveblog: Glätte in Schleswig-Holstein – Die aktuelle Lage am 3.2.2021 im Überblick Lübeck: Feuerwehr warnt - auf Eis herrscht Lebensgefahr Winter in Lübeck: Historische Bilder von Hans Kripgans Dauerschneefall bis Mittwoch: Grund für die extremen Aussichten ist eine besondere Wetterlage: Aufgrund eines Polarwirbelsplits kommt arktische Kaltluft nach Norddeutschland, gleichzeitig kommt aus dem Süden und Südwesten warme Luft in den Norden. Wenn diese beiden Fronten aufeinander treffen, kann das zu heftigen Schneefällen führen. Und bis wann bleibt der Winter im Norden? Laut Sebastian Wache von Wetter Welt werden die eisigen Temperaturen voraussichtlich bis in die nächste Woche hinein andauern. „Bis einschließlich Mittwoch ist mit Dauerschneefall zu rechnen“, prognostiziert er. Ganz genaue Sicherheit habe man aber nicht, denn: „Es gibt jeden Tag wieder neue Erkenntnisse.“ Von Rabea Osol