Schleswig-Holstein: Wird die FFP2-Maskenpflicht eingeführt?

Mit einer Mund-Nasenbedeckung in den Supermarkt zu gehen ist schon seit Monaten Corona-Alltag – jetzt könnte diese Maßnahme verschärft werden. Denn auf Initiative des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) wurde in Bayern die Maskenpflicht verschärft: Ab Montag müssen Menschen in Bayern beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr eine FFP2-Maske tragen – zieht Schleswig-Holstein nach? Garg: „FFP2-Maskenpflicht kann ein sinnvolles Mittel sein“: Das steht noch nicht fest. Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) bezeichnete den erneuten Vorstoß Söders nicht als typische „Söder-Idee“ wie die Impfpflicht für Pflegepersonal, die Garg als „absurd“ bewertete. Stattdessen sagte Garg dem NDR am Montagabend: „Es ist klar, dass FFP2-Masken besonders gut schützen.“ „Beim Einkaufen oder im ÖPNV, wo Mindestabstände nicht immer eingehalten werden können, kann das ein sinnvolles Mittel sein.“ Garg wolle das Thema mit der Landesregierung besprechen und könne nicht ausschließen, dass es in Schleswig-Holstein ebenfalls zur Pflicht oder zu einer dringenden Empfehlung kommen wird. Auf LN-Anfrage gibt sein Ministerium aber auch zu bedenken, dass es bei allen Arten von „Masken“ Anwendungsfehler gebe, die das Risiko erhöhen, nicht ihre volle Schutzwirkung zu entfalten. Lesen Sie auch Maskenpflicht: Apotheker erklärt Maskentypen und wie man sie benutzt FFP2-Maske kaufen: In Bayern bald Pflicht – worauf sollte man achten? Gratis FFP2-Masken: Wann kommen die Coupons? FFP2-Masken sind partikelfiltrierende Halbmasken, FFP2 ist dabei einer von mehreren Standards. Die Mund-Nase-Masken filtern 94 Prozent der Aerosole aus der Luft heraus. Dadurch sinkt deren Konzentration und damit das Infektionsrisiko. Im Gegensatz zu einfachen Masken sind die FFP2-Masken dichter und filtern so mehr und auch kleinere Partikel. Charakteristisch für die FFP2-Masken ist das Prüfsiegel auf der Oberfläche jeder echten FFP2-Maske, das CE-Kennzeichen muss als Nachweis einer Tüv-Prüfung zu sehen sein – samt eines vierstelligen Codes, der Aufschluss über die Prüfstelle bietet. FFP2-Maskenpflicht: Lübecker Virologe ist skeptisch: Laut dem Lübecker UKSH-Virologen Professor Jan Rupp werde durch die FFP2-Masken zwar eine höhere Filterleistung erzielt, einen 100-prozentigen Schutz gebe es aber dennoch nicht. Ein chirurgischer Mund-Nasenschutz, der richtig getragen und rechtzeitig gewechselt werde, könne eine höhere Schutzwirkung haben – und sei leichter zu bekommen. „Die Situation für FFP2- Masken hat sich im Vergleich zum Frühjahr letzten Jahres zwar entspannt, aber man merkt jetzt bereits wieder eine Verknappung und einen Anstieg der Preise für FFP2-Masken“, so Rupp. Die FFP2-Masken kosten zwischen 1,50 Euro bei einigen Online-Händlern und etwa fünf Euro in Apotheken. Außerdem sei ein Großteil der jetzt stattfindenden Infektionen nicht darauf zurückzuführen, dass Menschen keine FFP2-Masken trügen, sondern auf den unsachgemäßen Gebrauch der Masken und auf weiterhin zu viele Kontakte im privaten und beruflichen Bereich. Dazu kommt: „Es existieren bislang keine gut kontrollierten Studien, die einen Vorteil von FFP2-Masken zum Fremdschutz im öffentlichen Raum wirklich zeigen. Deshalb bin ich skeptisch, was den erwartbaren Effekt einer solchen Maßnahme angeht.“ Landesseniorenrat für Einführung der FFP2-Maskenpflicht: Zustimmung für Söders Vorstoß kommt hingegen vom Landesseniorenrat. „FFP2-Masken sind eine gute Sache“, sagt Peter Schildwächter, Vorsitzender des Rats. Seit FFP2-Masken kostengünstig an Senioren verteilt werden, fühlten sich viele Ältere sicherer. „Wenn man schon Masken tragen muss, dann doch bitte auch welche, die wirklich schützen.“ Für Angehörige einer Risikogruppe hat die Bundesregierung zunächst kostenlose FFP2-Masken zur Verfügung gestellt, mittlerweile können die Masken vergünstigt mit einem Gutschein in Apotheken abgeholt werden. Peter Schildwächter, Vorsitzender des Landesseniorenrats, kritisiert die Vergabe der Masken. „Erst kam es zu chaotischen Zuständen in Apotheken, und jetzt müssen wir ewig auf die Gutscheine warten. Bisher haben wir noch keinen einzigen bekommen“, sagt Schildwächter. Die ersten Gutscheine für FFP2-Masken sollten aber bald in den Briefkästen landen. 250 000 dieser Gutscheine wurden der AOK Nordwest von der Bundesdruckerei geliefert. „Wir starten umgehend mit der Bearbeitung und werden so schnell wie möglich die Gutscheine an die Corona-Risikopatienten versenden“, sagt AOK-Vorstandsvorsitzender Tom Ackermann. Von den rund 2,9 Millionen Versicherten der AOK Nordwest gehören rund 1,2 Millionen zum definierten Personenkreis, der nach den Vorgaben der Bundesregierung Anspruch auf die FFP2-Schutzmasken hat – bundesweit sind es mehr als 27 Millionen Menschen, die Anspruch auf FFP2-Masken haben. Laut Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums werden die Gutscheine von der Bundesdruckerei in drei Tranchen an die gesetzlichen Krankenkassen geliefert: Zunächst erhalten Personen ab 75 Jahren die Gutscheine. In der zweiten Welle sind es Personen, die das 70. Lebensjahr vollendet haben oder bei denen eine in der Verordnung genannte Erkrankung vorliegt. In der dritten Welle sind es Personen, die das 60. Lebensjahr vollendet haben. All diese Personen erhalten zwei Gutscheine für jeweils sechs Schutzmasken, die dann einzeln bis zum 28. Februar beziehungsweise zwischen dem 16. Februar und dem 15. April in Apotheken eingelöst werden können. Die Eigenbeteiligung pro Gutschein beträgt zwei Euro. Von Hannes Lintschnig