Schneesturm: Wie stark erwischt er Schleswig-Holstein?

Die Wetterprognosen für das Wochenende werden immer eindeutiger: Eiseskälte und Wind kommen, mit starken Schneefällen ist in Lübeck und der Region aber wohl nicht zu rechnen. Der Diplom-Meteorologe Christian Schubert von Wetter Welt in Kiel sagte am Freitag: „Das Schneefallgebiet aus dem Süden wird Lübeck wohl nur streifen.“ Bis Montag erwarte er demnach Schneemengen von wenigen Zentimetern. Aber: „Es könnten auch Schneeschauer von der Ostsee her kommen.“ DWD: „Nicht im Unwetterbereich“: Auch Joseph Kantuzer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) prognostizierte am Freitag für Schleswig-Holstein: „Wenn viel Schnee fällt, dann eher im Lauenburgischen und Richtung Hamburg.“ An der Elbe könnten es am Sonntag bis zu zehn Zentimetern werden, in Lübeck dagegen nur knapp zwei. „Problem werden eher Schneeverwehungen sein“, sagte Kantuzer. „Aber auch die werden eher nicht im Unwetterbereich liegen.“ Wasserpegel an der Ostsee wird steigen: In Schleswig-Holstein ist dafür mit eiskaltem Ostwind zu rechnen. Meteorologe Schubert befürchtet, dass die Ostsee über ihre Ufer treten könnte. Küstenorte sollten sich auf Überschwemmungen einstellen. „Weil der Wind so anhaltend und kräftig aus Richtung Osten weht, wird der Wasserstand steigen.“ Einen erhöhten Wasserstand erwartet auch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH). Ein ernsthafter Grund zur Sorge bestehe aber nicht, erklärte die Ozeanographin Eefke van der Lee vom BSH in Rostock. „Der Pegel wird zwar deutlich steigen, aber nach einer Sturmflut sieht es aktuell nicht aus.“ In Travemünde erwarte man Werte von 70 bis 80 Zentimetern über dem Normalpegel. Sollte sich an der Vorhersage etwas ändern, gebe das BSH umgehend Warnungen heraus. Extremer Wintereinbruch in Niedersachsen erwartet: Während es in Schleswig-Holstein am Wochenende nun doch ruhiger zugehen soll als zunächst gedacht, müssen sich die Menschen südlich der Elbe auf einen extremen Wintereinbruch einstellen. Nach Angabe von Josef Kantuzer vom DWD wird es besonders starke Schneefälle in Niedersachsen in der Region zwischen dem Emsland, Osnabrück und Hannover geben. Dort würden Schneemengen von bis zu 40 Zentimetern mit starken Verwehungen erwartet. Auch Franz Molé, Leiter der Vorhersage und Beratungszentrale des DWD, sagte am Freitag, dass sich die Menschen in den betroffenen Gebieten durchaus darauf einstellen sollten, dass der Strom ausfällt oder es wegen Glatteis unmöglich sein wird, das Haus zu verlassen. „Es schaukelt sich hoch ab Sonnabend in der zweiten Tageshälfte“, so Molé. Vorhersage erinnert an Schneekatastrophe 1978/79: Die Wetterlage erinnert an die Schneekatastrophe, die 1978/79 Norddeutschland lahmgelegt hatte. Vielerorts war die Lage damals dramatisch: Bergepanzer waren auf den Autobahnen unterwegs, Autos schneiten ein, eisige Stürme tobten und hinterließen gewaltige Schneemassen. Diese waren über den Jahreswechsel 1978/79 gekommen und hatten zuerst Schleswig-Holstein zugedeckt. Ein Ende war lange nicht in Sicht: Im Februar 1979 brachte ein Sturm von Osten her auch tiefen Schnee über den Norden von Niedersachsen und die benachbarte DDR. Die Folgen: Der Bahnverkehr brach zusammen, Straßen wurden unpassierbar. Stundenlang mussten frierende Autofahrer blockierten Straßen ausharren. Ganze Dörfer hatten keinen Kontakt zur Außenwelt, in manchen Orten wurden Lebensmittel knapp. Nur die Kinder freuten sich, weil sie tagelang schulfrei hatten. DWD warnt vor Glätte: Auch an diesem Wochenende kann es zu Problemen im Straßenverkehr kommen. Während in Niedersachsen besonders Schneeverwehungen gefährlich werden, könnte es in Schleswig-Holstein auch ohne Schnee sehr glatt werden. Der DWD hat deshalb eine amtliche Glättewarnung herausgegeben. Lesen Sie auch Winterwetter in Norddeutschland: Deutsche Bahn erstattet Fahrkarten für Reisen am Wochenende Räumen und Streuen im Winter: Das sind die Rechte und Pflichten Ostholstein: So bereitet sich der Kreis auf den Schneesturm vor Bahn, LBV und ADAC sind vorbereitet: In jedem Fall stehen die Schneeketten und Räumfahrzeuge in Schleswig-Holstein schon bereit. Die amtlichen Behörden sowie die Deutsche Bahn und das Technische Hilfswerk haben sich bestmöglich auf einen Wintereinbruch eingestellt. Der Direktor des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr (LBV SH) betonte am Donnerstag, die Straßenmeistereien seien auf alle Einsatzlagen vorbereitet. Der ADAC mobilisierte nach eigener Angabe so viele Mitarbeiter für den Dienst am Wochenende wie möglich. „Bei uns ist alles am Start, was geht“, sagte Melanie Mikulla, Sprecherin des ADAC, gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Live-Blog zum Wetter: Wie sich die Wetterlage in Schleswig-Holstein in den kommenden Tagen entwickelt, können Sie jederzeit online in unserem Live-Blog zum Wetter nachlesen. Von Rabea Osol