So hilft man den Vögeln durch den Winter

Dass Vögel nicht zu säen und zu ernten brauchen, um satt zu werden, das steht so ungefähr schon in der Bibel. Aber wohl in kaum einem Land kommen Blaumeisen, Amseln, Spatzen, Stockenten und Co. so wohlgenährt durch den Winter wie in Deutschland. Kein Supermarkt, der derzeit keine Meisenknödel oder Sonnenblumenkerne im Angebot hätte. „Das wird zurzeit gekauft wie verrückt“, sagt Monja Stoldt von Zoo & Co. Schnack an der Lübecker Lohmühle. „Die Leute möchten den Vögeln in ihrem Garten und auf dem Balkon gerne etwas Gutes tun und haben dann einfach Spaß daran, sie zu beobachten“, sagt die 32-Jährige. Das klassische Vogelhäuschen aus Holz sei ebenso gefragt wie Futterspender, Meisenknödel für die kleineren und Nüsse für die größeren Vögel. Beim Füttern gelte aber zu beachten, dass Katzen keine Chance bekommen, an die Futterstelle zu kommen. Bäume oder dichte Sträucher seien ein guter Ort, um zum Beispiel Meisenknödel aufzuhängen. Die Vogelfütterung im Winter ist jedoch nicht unumstritten. Kritiker führen an, dass die Wildvögel sich zu sehr an die reich gedeckten Futterplätze gewöhnen und so ihren natürlichen Antrieb verlieren, selbst auf Nahrungssuche zu gehen. „Vom Standpunkt des Artenschutzes ist es nicht notwendig, das stimmt“, erklärt Ingo Ludwichowski, Sprecher des Naturschutzbundes (Nabu) in Schleswig-Holstein. „Die Fütterung ist aber keineswegs schädlich für die Tiere.“ Der Nabu befürworte sie sogar, da sie vor allem aus umweltpädagogischer Sicht einen hohen Wert habe. „Kinder und Erwachsene setzen sich auf diese Weise mit den Vögeln auseinander“, sagt Ludwichowski. Das schaffe ein Bewusstsein, das zum Schutz der Tiere beitrage. Ihren Instinkt, sich auch aus den Futtertrögen der Natur zu bedienen, verlieren die Vögel nicht. „Und auch, wenn man die Gartenvögel im Winter mal zwei Wochen nicht versorgt, werden sie nicht verhungern“, sagt der Nabu-Sprecher. Samen von abgestorbenen Brennnesseln seien vor allem für Singvögel eine wichtige Nahrungsquelle. Solche Pflanzen im Herbst stehen zu lassen, sei daher die natürlichste Form der Fütterung. Etwas schwerer bei Schnee und Eis haben es die Wasservögel. Die Enten und Möwen im Lübecker Stadtpark nehmen das Futter, das ihnen Spaziergänger zuwerfen, deshalb dankbar an. Auch der sechsjährige Marlin ist mit seinem Vater gestern zum „Enten füttern“ gegangen und hat zugesehen, wie sich die Vögel um die Brotstücke balgen. „Enten füttern ist ja eine der Hauptbeschäftigungen für Eltern, wenn man kleine Kinder hat“, sagt Vater Volker Franke-Wolkenhaar lachend. Laut Nabu schade Brot in Maßen den Enten nicht, wichtig sei aber Abwechslung auf dem Speiseplan. Gefüttert werden sollten zum Beispiel auch Getreide, Obst- oder weiche Kartoffelstücke. • Ein Video zu dem Artikel finden Sie auf LN-Online.de Tipps für die Fütterung Auffüllbare Futterspender eignen sich am besten zur Vogelfütterung im Winter. Sie haben im Gegensatz zu klassischen Futterhäuschen den Vorteil, dass die Vögel nicht in ihrem Futter herumlaufen können. Herkömmliche Vogelhäuschen sollten deshalb regelmäßig mit heißem Wasser gereinigt werden, damit sich keine Krankheiten verbreiten können (beim Säubern unbedingt Handschuhe tragen!). Meisenknödel sollten jeden Tag kontrolliert werden, da sich kleine Vögel unter Umständen in ihnen verheddern können. Meisen, Finken und Sperlinge sind die häufigsten Gäste an der Futterstelle im Garten oder auf dem Balkon. Nach Angaben des Nabu eignet sich für sie vor allem Körnerfutter oder ein Gemisch aus Talg und Samen, wie zum Beispiel Meisenknödel, die sich aber auch leicht selbst herstellen lassen. Für Weichfutterfresser wie Rotkehlchen, Amseln oder Zaunkönige empfehlen sich auch Rosinen, Obst, Haferflocken und Kleie, die in Bodennähe angeboten werden. Oliver Vogt

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