So können Sie sich vor dem Coronavirus schützen: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Außerhalb von China wurden allein am Dienstag mehr als 400 Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Italien, Iran und Südkorea sind besonders betroffen, aber auch in Deutschland wurden weitere Fälle gemeldet. Die Sorge vor einer Infektion steigt. Wir haben eine Übersicht mit den wichtigsten Informationen zusammengestellt. Ist Schleswig-Holstein gegen das Coronavirus gewappnet? Dass es Fälle der Virus-Infektion in Schleswig-Holstein geben wird, davon geht das Gesundheitsministerium mittlerweile aus. „Es gibt immer wieder neue Verdachtsfälle, in denen der Arzt aus berechtigter Sorge eine Quarantäne zu Hause anordnet, um auf der sicheren Seite zu sein“, sagt Christian Kohl, Sprecher des schleswig-holsteinischen Gesundheitsministeriums. Sobald einem Gesundheitsamt aus der Region ein positiver Test vorliege, „werden wir schnell reagieren und es wird eine Pressekonferenz geben“. Auch Helmut Fickenscher, Leiter des Instituts für Infektionsmedizin an der Uni Kiel, sagt: „Höchstwahrscheinlich wird es zu einer Pandemie kommen. Das Coronavirus wird sich dann einreihen in etliche weitere Erkältungserreger, die uns eh schon alle im Winter belästigen.“ Fickenscher, der sich lange Zeit optimistisch zeigte, geht mittlerweile davon aus, dass es im Norden Fälle von Corona geben wird. „In China hat das mit den Absonderungsmaßnahmen ja erstaunlich gut funktioniert, aber in Deutschland ist das nicht zu schaffen. Angenommen 50 Millionen Menschen leben in Quarantäne – da funktioniert ja nichts mehr.“ Wie schütze ich mich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus? „Überall da, wo viele Menschen sind, zum Beispiel an Flughäfen oder auf größeren Veranstaltungen, kann man sich irgendetwas einfangen“, sagt Sebastian Wolfrum, Leiter der Interdisziplinären Notaufnahme am UKSH in Lübeck. Überfüllte Orte zu meiden, sei daher sinnvoll. Fickenscher empfiehlt: „Hände mit warmem Wasser und Seife waschen, Abstand halten, Hände schütteln und Küsschen hier, Küsschen da vermeiden, geschlossene Räume regelmäßig lüften und vielleicht auch mal einen Mundschutz tragen.“ Sollte ich meine Reisepläne lieber verwerfen? „Das ist eine sehr individuelle Angelegenheit“, sagt Fickenscher. „Ich persönlich würde jetzt nicht unbedingt eine Flugreise antreten. Wenn es sich vermeiden lässt, würde ich auch nicht unbedingt so viel Bahn fahren, da ist ja gefühlt auch jeder krank. Aber da kann ich wenigstens noch gucken, wo ich mich hinsetze und die Nähe zu Leuten vermeiden, die Erkältungssymptome aufweisen.“ Jan Rupp, Klinikdirektor für Infektiologie und Mikrobiologie, sieht das nicht so kritisch: „Klar, ich würde jetzt nicht unbedingt nach Wuhan oder Mailand fahren, aber bisher handelt es sich bei dem Coronavirus um ein Cluster-Problem, das nur in bestimmten Regionen besteht. Solange es keine Reisewarnung gibt, kann man auch noch bedenkenlos reisen.“ Sollte ich meine Hausapotheke vorsichtshalber aufstocken? Der Ausbruch des Coronavirus verunsichert viele Menschen. „Sich mit fiebersenkenden Mitteln auszustatten, wie beispielsweise Ibuprofen oder Paracetamol kann sicher nicht schaden“, sagt Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Auch Medikamente, die grippeähnliche Symptome bekämpfen, seien in der Hausapotheke gut aufgehoben. „Beim Mundschutz gab es schon viele Engpässe, die werden nämlich zum größten Teil in China produziert“, sagt er. Auch Krankenhäuser hatten teils Schwierigkeiten, an ausreichend Atemschutzmasken zu kommen. Die Problematik dahinter: „Je weniger China liefert, in umso mehr Ländern kommt es zu Engpässen.“ Das betreffe nicht nur Atemschutzmasken, sondern auch Medikamente wie beispielsweise Antibiotika oder Antidepressiva. „Es kann sicherlich nicht schaden, Desinfektionsmittel und -tücher zu kaufen, damit man im Supermarkt mal den Griff vom Einkaufswagen oder so abwischen kann“, so Jaschkowski. Dass es wie in Italien zu Engpässen bei Desinfektionsmitteln kommen könnte, davon geht er bislang aber nicht aus. „Desinfektionsmittel ist wesentlich leichter herzustellen und wird vor allem auch in Deutschland produziert.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus: Die wichtigsten Fragen und Antworten Erster Coronavirus-Fall in SH: Arzt aus dem Kreis Segeberg infiziert Coronavirus in Italien: Schüler aus Timmendorfer Strand brechen Austausch ab Euroimmun aus Lübeck bringt Test zur Diagnose von Coronavirus heraus Coronavirus: Schutzmasken von Dräger stark gefragt Was sollte ich tun, wenn ich Erkältungssymptome aufweise? „Wer Halsschmerzen, Fieber und andere Erkältungssymptome aufweist, der sollte sich am besten mit seinem Hausarzt in Verbindung setzen oder die Telefonnummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein anrufen“, sagt Rupp. Dort würde dann geklärt: Was sind die Symptome? War die Person in einer zum Risikogebiet ernannten Region? „Hochgradige Verdachtsfälle werden zum Test in die Laborärztliche Gemeinschaftspraxis in Lübeck geschickt“, sagt Wolfrum. Sollte der Test positiv ausfallen, würde sich zuerst einmal das Gesundheitsamt kümmern. Lediglich bei schlimmeren Krankheitsverläufen würde der Patient ins UKSH kommen. „Wir müssen weg von Corona gleich schlimm, denn das ist eine falsche Annahme. Viele Erkrankungen verlaufen sehr milde. Es muss viel eher heißen: Corona gleich gut nachgucken, gut isolieren und nicht unbedingt mit allen Freunden eine Fete feiern“, sagt Rupp. Sollte ich mit Erkältungssymptomen lieber zu Hause bleiben? „Alle, die eine Erkältung haben, bleiben am besten zu Hause, auch ganz ohne Coronavirus“, sagt Fickenscher. Das mindere das Ansteckungsrisiko. „Das Problematische ist ja, dass man nicht mehr vollständig nachvollziehen kann, woher einzelne Patienten das Virus haben. Das macht auch die Eingrenzung schwieriger.“ Rupp sieht das anders: „Wenn plötzlich jeder mit Erkältungssymptomen zu Hause bleibt, bricht hier alles zusammen. Dann bekommen wir keine Post mehr, die Regale im Supermarkt bleiben leer und im Krankenhaus kann die Versorgung nicht mehr gewährleistet werden. Das funktioniert so einfach leider nicht.“ Ob es sinnvoll sei, zu Hause zu bleiben müsse jeder selbst entscheiden. „Wer Fieber hat und richtig krank ist, sollte aber natürlich nicht zur Arbeit gehen und auch größere Menschenmengen meiden.“ Ist das UKSH auf das Coronavirus vorbereitet? „Wir sind gut vorbereitet, weil es medizinisch gar nicht so viel vorzubereiten gibt“, sagt Wolfrum. Das UKSH stünde in engem Kontakt mit der Kassenärztlichen Vereinigung und dem Lübecker Gesundheitsamt. Gehandelt würde nach einer Standardvorgehensweise, genannt Standard Operating Procedure, kurz SOP. „Das funktioniert letztlich wie bei Grippepatienten“, so Wolfrum. Komme ein Patient mit Fieber, Durchfall oder anderen ansteckenden Krankheiten ins Krankenhaus, werde er von den anderen Patienten isoliert – um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. „Das funktioniert bei dem Coronavirus genauso, nur dass unser Trigger jetzt Atemwegsinfektionen sind, weil nicht alle Corona-Infizierten unbedingt Fieber haben“, ergänzt Rupp. „Die Kunst ist, die infizierten Leute rechtzeitig herauszufischen. Problematisch wird das nur, wenn zu viele kommen, da rutscht uns im Zweifelsfall jemand durch und steckt dann andere Patienten an.“ Wolfrum und Rupp betonen daher: „Nicht gleich aus Angst ins Krankenhaus kommen. Man muss jetzt immer überlegen, ob man im Zweifelsfall mehr Leute schützt, wenn man sich telefonisch meldet.“ Lesen Sie auch: Coronavirus treibt Nachfrage nach Atemschutzmasken bei Dräger hoch Coronavirus in Italien: Schüler aus Timmendorfer Strand brechen Austausch ab Euroimmun aus Lübeck bringt Test zur Diagnose von Coronavirus heraus Erster Coronavirus-Fall in Schleswig-Holstein: Mann aus dem Kreis Segeberg infiziert Von Josephine Andreoli

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