So läuft der Corona-Test im Drive-in-Labor in Lübeck

Vor dem Corona-Testlabor in Lübeck steht eine Autoschlange. Männer und Frauen in Schutzanzügen erwarten die Verdachtsfälle. Wer an der Reihe ist, darf vorfahren und die Scheibe herunterkurbeln. Gerrit Engelen (31) ist der Nächste. „Ich hatte privat Kontakt mit einem positiv getesteten Corona-Fall“, sagt er. Der Techniker, der in einem Lübecker Krankenhaus arbeitet, will kein Risiko eingehen. Außerdem fühle er sich krank. „Ich habe Husten.“ Abstrich in Rachen und Nase: Arzt Mathias Rosenbaum (54) steht mit grünem Schutzkittel, Mundschutz und Folien-Gesichtsschutz neben seinem Fenster. „Sie sind ein Risikofall“, urteilt er. Dann reicht er Engelen einen Abstrich-Tupfer. „Den bitte zuerst in den Rachenraum stecken, bis der Würgereiz kommt, und dann möglichst tief in die Nase.“ Medizin-Studentin Juliane Vierck (35) – sie ist im zehnten Semester und hat sich freiwillig als Helferin gemeldet – liest noch die Krankenversichertenkarte des Patienten ein und nimmt seine Daten auf, darunter die Telefonnummer und die des Hausarztes. Das war’s dann schon. „Sie werden binnen 48 Stunden von uns benachrichtigt, ob der Test positiv oder negativ war“, sagt Rosenbaum zu Gerrit Engelen. Und schon ist der Nächste an der Reihe. Bis zu 40 Verdachtsfälle täglich: 35 bis 40 Verdachtsfälle kommen an jedem Tag zur Teststelle, fast alle sind vom Hausarzt oder über die Telefonhotline 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung angemeldet worden. Ohne Anmeldung wird niemand getestet. „Die meisten kommen aus Lübeck, aber einige auch von weiter her, zum Beispiel Bad Oldesloe oder Timmendorfer Strand“, sagt Andreas Bobrowski, der Leiter der Kreisstelle Lübeck der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH). Etwa acht bis zehn Prozent aller untersuchten Fälle seien derzeit positiv, betont er. Allerdings werde das Material knapp. „Sowohl Abstrich-Tupfer als auch Schutzbekleidung.“ 50 Gesichtsschutzmasken aus Folie habe er mit den Kollegen schon selbst gebastelt, verdeutlicht Ralf Staiger, Notdienstbeauftragter für Lübeck der KVSH. Hausbesuch bei Fieber: Insofern sei es wichtig, dass wirklich nur Leute zum Test kämen, die Symptome hätten, betont Ralf Staiger. „Vor allem, wer Symptome wie Husten hat und Kontakt zu einer positiv getesteten Person hatte oder wer Symptome hat und aus einem Risikogebiet kommt“, betont er. „Alle anderen bitten wir, zu Hause zu bleiben.“ Wer so krank sei, dass er Fieber habe, werde zu Hause besucht, erklärt Bobrowski. Eine Frau (55), die nun in ihrem Auto vorfährt, erzählt, dass sie in Tirol im Urlaub war und sich krank fühle. Eine andere Dame berichtet, dass sie an einer Hotelrezeption arbeite und Kontakt mit einem infizierten Gast hatte. „Mein Mann gehört zu einer Risikogruppe, und ich habe meinen Enkel im Haus. Weil die Kitas zu haben und meine Tochter in einer Apotheke arbeitet.“ Ein Schiffbauingenieur (53) aus Bad Oldesloe klagt über starke Kopfschmerzen und Reizhusten. Er habe einen positiv getesteten Mitarbeiter. Computerkurve zeigt Infektion: Nachdem die Patientendaten ins System eingelesen sind, wird die Probe im Haus gleich untersucht. Vor der „Reinraum-Werkbank“, in der die eingegangenen Tupferproben stehen, sitzt Lisa Marie Albertz (25). Auch sie trägt Schutzkleidung. Ihre Aufgabe ist es, die Watteköpfe der Tupfer mit einem 300 Grad heißen Elektrocutter abzuschneiden und in eine Lösung zu geben, um anschließend die Corona-Virus-RNA zu extrahieren. In einem Nebenraum steht ein „Light-Cycler“, in dem zum Nachweis des Virus die „polymerase chain reaction (PCR)“ durchgeführt und ausgewertet wird. Anhand der vorliegenden Adresslisten können die Betroffenen gleich informiert werden. „Das schaffen wir meist in 24 Stunden.“ Erfreulicherweise gebe es viel Unterstützung. Staiger: „Auf einen Aufruf haben sich gleich 100 Studenten gemeldet. Und Ärzte, die ihre Praxen schließen, stellen sich als Helfer zur Verfügung.“ Vorerst reiche auch das Material. „Eine Woche kommen wir noch aus.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in und um Lübeck: Diese Texte sollten Sie gelesen haben Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog Zweitwohnungen: Wer schon da ist, darf bleiben Ein Fonds soll Mieter und Vermieter stützen Mecklenburg-Vorpommern riegelt Grenze zu Schleswig-Holstein ab Coronavirus posthum nachgewiesen: UKSH Lübeck meldet ersten Todesfall Landtag will wegen Corona 500 Millionen Euro Nothilfeprogramm beschließen Im LN-Live-Interview: Bürgermeister Lindenau antwortet auf die wichtigsten Fragen zum Coronavirus in Lübeck Schutz vor dem Coronavirus: Apotheken installieren Scheiben Coronavirus: Schleswig-Holstein macht zu – Touristen müssen draußen bleiben Ikea schließt alle Filialen Shutdown wegen Corona: Schleswig-Holstein fährt das öffentliche Leben herunter Von der Schule in die Klinik: Pflegeschüler helfen in Krankenhäusern mit Home-Office und Co.: So reagieren Lübecker Unternehmen Darum sind die Standorte der Corona-Diagnostikzentren geheim Wegen Coronavirus: Deutschland schließt seine Grenze zu Dänemark In der Krise zusammenhalten: So helfen sich Nachbarn in Lübeck gerade gegenseitig Wegen Coronavirus: Land verbietet alle Veranstaltungen Abgesagte Lehrveranstaltungen: Hochschulen setzen auf Online-Betrieb Wegen Coronavirus: Schleswig-Holstein stundet Firmen in Not die Steuerschuld Coronavirus: Lübecker Krankenhaus verbietet Besuche Quarantäne – was bedeutet das für mich? 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