So läuft es im Dräger-„Trainingscamp“

In frischen weißen Arbeitskitteln und mit blauem Mund-Nasen-Schutz stehen sieben Männer im Halbkreis; Andreas Plöger, der Leiter der Lernfabrik bei Dräger, erklärt ihnen gerade einen Übungsparcours aus fünf Stationen, den sie gleich durchlaufen. Die sieben gehören zu den mehr als 200 neuen Mitarbeitern, die das Unternehmen in Lübeck gerade einstellt. Wegen der riesigen weltweiten Nachfrage nach Beatmungsgeräten baut Dräger seine Produktion massiv aus und will die Zahl der gefertigten Geräte vervierfachen. „Wir haben über mehrere Kanäle Werbung geschaltet und freuen uns über jede neue Kollegin und jeden neuen Kollegen, die uns unterstützen“, sagt Plöger. „Nach zwei Tagen Schulung in unserer Lernwerkstatt können sie gleich in die Produktion, wo die Beatmungsgeräte hergestellt werden. So kommen sie schneller in die Produktionsabläufe.“ Schulung in Siebener-Gruppen: Bis zu drei Kurse pro Woche geben Plöger und seine Trainerkollegen seit dem 1. April, immer mit sieben Kollegen in einer Gruppe. Einerseits ließen sich in solch kleinen Gruppen die Lerninhalte sehr gut vermitteln, sagt Plöger, andererseits würde dadurch die notwendigen Sicherheitsabstände gewährleistet. Einige der neuen Kollegen könnten bereits in der Endmontage der Beatmungsgeräte mitarbeiten. Gut 120 Mitarbeiter für die Produktion von Beatmungs- und Anästhesiegeräten und 95 für die Logistik hat Dräger bereits eingestellt, aktuell seien zwei Drittel der neuen befristeten Stellen besetzt. Die meisten Bewerber kämen aus Berufen wie Mechaniker oder Elektroniker, aber auch eine Vielzahl von Quereinsteigern sei dabei. Mehr als 1000 Bewerbungen habe es gegeben, darunter aber nur sehr wenige von Frauen. „Ein kollegialer und familiärer Umgang“: Einer der Neuen ist der Lübecker Christian Bahlo. Nach Ausbildungen zum Feinmechaniker und zum technischen Betriebswirt war er zuletzt bei einer Firma in Schwarzenbek beschäftigt. „Es war schon immer mein Traum bei Dräger zu arbeiten, außerdem bin ich im Dezember Vater geworden und wollte näher bei meiner Familie sein“, sagt der 40-Jährige. Anfang April habe er sich beworben, es folgte ein telefonisches Vorstellungsgespräch. „Jetzt freue ich mich über die Chance, hier einzusteigen. Alle sind sehr nett, es ist ein kollegialer, familiärer Umgang“, sagt Bahlo, Ein Tag Theorie, ein Tag Praxis: An den fünf Stationen des Parcours geht es um grundlegende Techniken zum Lesen von Konstruktionszeichnungen und der Dokumentation, um praktische Übungen zur Pneumatik, Elektronik, Mechanik – und zur elektrischen Sicherheitsprüfung, die Trainer Clemens von Blücher den neuen Mitarbeitern vermittelt. An der Station Pneumatik soll ein Gefühl für die verschiedenen Schlauchverbindungen vermittelt werden. Christian Bahlo trainiert, Schläuche anhand einer Zeichnung an einer Ventilbank zu installieren. Trainer Daniel Sell beobachtet ihn dabei und gibt Hilfestellung. „Die neuen Mitarbeiter erlernen hier typische Tätigkeiten, die sie später in der Produktion brauchen“, sagt Sell. Am ersten Tag geht es um die Theorie, am zweiten um praktische Übungen. „Wir lernen immer in kleinen Schritten an und verknüpfen das Praktische mit dem Theoretischen, dann bleiben die Inhalte besser hängen. Und wir wollen, dass sich die neuen Kollegen hier wohl fühlen. Alle haben eine hohe Motivation“, erklärt Daniel Sell. Gespannt auf die ersten Tage in der Produktion: Einige Meter entfernt ist auch Fingerspitzengefühl gefragt. Dario Siebel (22) sitzt an der Station Mechanik und schraubt mit einem Drehmomentschrauber einen Druckregler auf eine Sauerstoffdosiereinheit. „Sie sind das Kernstück eines Beatmungsgerätes“, sagt Trainer Andreas Plöger. „Ich habe mich beworben, weil mich die Arbeit hier interessiert“, sagt Dario Siebel. Er hat bei der Firma Greif Velox in Lübeck gelernt, ist Industriemechaniker im Maschinen- und Anlagenbau. „Ich wollte gerne etwas anderes kennenlernen“, sagt Siebel. Auch er berichtet über positive Erfahrungen an den ersten Tagen. „Es ist ein freundlicher Umgang und alles ist sehr strukturiert.“ Jetzt sei er gespannt auf seinen Start in der Produktion. In der Logistik dauert das Ausbildungsprogramm einen Tag. Nach der Unterweisung zur Arbeitssicherheit folgt ein Überblick über wichtige Qualitätsanforderungen und Standards im Unternehmen. Nachmittags machen die Neuen einen Rundgang durch verschiedene Logistik-Bereiche. Dabei vermitteln ihnen die Trainer erste Kenntnisse zu einzelnen Prozessen in der Logistik. Die weitere Einarbeitung übernehmen dann die jeweiligen Teams. Stefan Dräger ist „begeistert“: Ein Lob für die Schulungen der neuen Mitarbeiter kommt vom Firmenchef persönlich: „Ich bin begeistert, wie schnell die Kolleginnen und Kollegen die Lernfabrik auf die Beine gestellt haben“, sagt der Vorstandsvorsitzende Stefan Dräger. „Die Ausbildung in der Lernfabrik ist enorm wichtig, damit die neuen Mitarbeiter schnell in der Linie unterstützen können, um unseren gesellschaftlichen Versorgungsauftrag bestmöglich zu erfüllen.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Schutzmasken richtig tragen: So geht’s! 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Corona - So läuft es im Dräger-„Trainingscamp“