Sonnen-Sonntag: Küstenorte an der Ostsee hoffen auf Vernunft

Frühlingserwachen: Hatten die Temperaturen in Schleswig-Holstein in der vergangenen Woche in manchen Nächten noch minus 15 Grad Celsius erreicht, werden laut Deutschem Wetterdienst für Sonntag Sonne und bis zu 15 Grad über null erwartet. Was liegt da näher, als einen Spaziergang am Meer zu machen? Was die Vorfreude bremst, ist das nach wie vor dynamische Infektionsgeschehen inklusive der mutierten Corona-Variante. Überfüllten Parkplätze und Menschenmassen gilt es zu vermeiden. Doch zumindest aktuell sehen die Gemeinden in der Lübecker Bucht die Lage entspannt. Kontrollen in Maßen in Timmendorf: In Timmendorfer Strand steht man in enger Abstimmung mit den Nachbargemeinden. „Wir planen Kontrollen in gewissem Maße, aber keine groß angelegten Aktionen oder Parkplatzsperren“, sagt Melanie Puschaddel-Freitag, die erste stellvertretende Bürgermeisterin. Letzteres habe sich nicht als zielführend erwiesen. „Dann parken die Leute in irgendwelchen Seitenstraßen, das sorgt nur für noch mehr Unmut.“ Appell: Rücksicht nehmen und Abstand halten: Die Gemeinde appelliere viel mehr an gegenseitige Rücksichtnahme und vor allem das Einhalten der Abstandsregeln. „Vielleicht kann nicht jeder an der Wasserlinie gehen, der Strand muss eben in Gänze ausgenutzt werden“, sagt Puschaddel-Freitag. Sie könne die Leute verstehen, die ein bisschen frische Luft schnappen wollten. Kreistreffen geplant – wie geht’s weiter in Ostholstein? In der kommenden Woche gebe es ein Kreistreffen, bei dem besprochen werde, wie es weitergeht in Ostholstein – zu Ostern und mit der beginnenden Saison. „Wir wollen die Basics festlegen, und zwar einheitlich“, sagt die Timmendorferin. Unterschiedliche Regelungen führten nur zu Verwirrung und Unverständnis. Dabei gehe es auch um Zuständigkeiten. „Wir als Gemeinde können keine Straßen sperren oder Tagestouristen an der Einreise hindern, das vergessen manche. So etwas muss auf Kreis- oder Landesebene entschieden werden.“ Lesen Sie auch Urlaub an der Ostsee: Werden Tagesgäste an Wochenenden ausgeschlossen? Ostholstein: Hier gilt die bis Mitte Februar verlängerte Maskenpflicht Corona-Regeln missachtet: Bußgelder für Hunderte Bürger in Ostholstein Scharbeutz: Mehrheit hält sich an die Regeln: Der Nachbarort Scharbeutz sei an den vergangenen Wochenenden ebenfalls schon gut besucht gewesen, berichtet Bürgermeisterin Bettina Schäfer. „Wir stellen uns auf wie bisher, wir kontrollieren und sprechen die Leute freundlich an.“ Meist genüge das. Auch wenn mancher es anders wahrnehme, hielten sich die meisten Leute an Abstandsregeln und Maskenpflicht. Wenn sie das weiterhin täten, würden man auch durch dieses Wochenende gut kommen. Bürgermeisterin: Mutationen machen Angst: „Am Strand kann man sich gut aus dem Weg gehen“, sagt Schäfer. Sie sieht die Probleme eher in privaten Treffen und den Schlupflöchern, die sich manche suchten. Die Bürgermeisterin kann verstehen, dass in Hinblick auf die mutierten Varianten des Corona-Virus fremde Kennzeichen derzeit nicht gut ankämen. „Es wäre gut, wenn derzeit einfach jeder in seinem eigenen Kreisgebiet bliebe.“ Seebrücken gesperrt – Schäden durch Vereisung: Dass die Scharbeutzer Seebrücken derzeit gesperrt sind, liegt laut der Gemeindechefin übrigens nicht an der Pandemie, sondern an Eisschäden, die erst noch kontrolliert werden müssten, ehe die Brücken am Montag wieder freigegeben würden. Grömitz: Genug Fläche vorhanden: Auch weiter nördlich in der Lübecker Bucht blickt man dem Wochenende gelassen entgegen: „Wir haben hier so viel Fläche, dass man sich ganz gut aus dem Weg gehen kann“, sagt Olaf Dose-Miekley, Leiter des Hotels Strandydill in Grömitz. Derzeit seien ja wegen der Corona-Verordnung keine Übernachtungsgäste da, nur der eine oder andere Zweitwohnungsbesitzer. „Auf der Promenade und im Zentrum gilt Maskenpflicht und wer sich dort unwohl fühlt, kann auf die Peripherie ausweichen, an den Naturstrand“, sagt der ehemalige Leiter des Grömitzer Tourismus-Service. Sehnsucht nach Tapetenwechsel: An den vergangenen Wochenenden hätte das schöne Winterwetter auch schon viele Leute nach draußen gelockt. „Die Sehnsucht nach frischer Luft, etwas Freiheit bei den Menschen ist groß, sie wünschen sich einfach einen Tapetenwechsel“, sagt Dose-Mikley. Er hält die Situation dennoch für unproblematisch. Auch sein Appell ist klar: „Wenn sich alle an die Regeln halten, ist es händelbar.“ Zudem gebe es einen engen Austausch in der Tourismusrunde aus Gemeindeverwaltung mit Ordnungsamt, Gewerbeverein, Tourismusservice, Großvermietern, Dehoga und dem Landrat. Durch die kurzen Wege sei man schnell handlungsfähig, sagt er. Landespolizei verstärkt Präsenz: Die Landespolizei kündigt derweil an, ihre Kontrollen zur Einhaltung der Corona-Regeln weiter zu verstärken und die Unterstützung der Kommunen vor allem in Bereichen mit hohen Inzidenzen oder solchen, die bereits häufiger als Treffpunkte aufgefallen sind, zu intensivieren. „Für Lübeck und Ostholstein heißt das, insbesondere im Bereich der Küstenorte rund um die Lübecker Bucht wird die Polizei am kommenden Wochenende verstärkt präsent sein“, sagt Dennis Schneider, Pressesprecher der Landespolizei. Polizei kontrolliert Betretungsverbot in Travemünde: Zudem werde neben den aktuellen Infektionsschutzbestimmungen die Einhaltung des weiterhin geltenden Betretungs- und Aufenthaltsverbotes für Travemünde für Nicht-Lübecker von den Ordnungsbehörden der Hansestadt und der Polizei kontrolliert, ergänzt Lübecks Stadtsprecherin Nicole Dorel. Auch in Mecklenburg-Vorpommern sind Tagestouristen weiterhin nicht erlaubt. Von Nina Gottschalk