Stefan Drägers Corona-Jahr 2020: Der König rief beim Kochen an

Ein spannendes und arbeitsreiches Jahr liegt hinter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Dräger. Unternehmenschef Stefan Dräger blickt auf besondere Momente zurück. Herr Dräger, wie würden Sie das abgelaufene Jahr für Dräger beschreiben? Als ein Jahr der Superlative? 2020 ist ein besonderes Jahr. Mit besonderen Herausforderungen und vielen Chancen. Wir waren besonders gefordert, unserem gesellschaftlichen Versorgungsauftrag nachzukommen. Unsere Technik für das Leben ist gefragt wie nie zuvor. Dieser Verantwortung gerecht zu werden, und die sich bietenden Chancen zu nutzen, ist uns ganz gut gelungen. Das macht uns stolz. Welche Szenen und welche Gespräche sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Zum Beispiel der allererste Anruf von Jens Spahn. Ich saß am 6. März abends allein in meinem Büro, es dämmerte schon. Ich hatte schon viel telefoniert an dem Tag. An meinem Smartphone war der Akku schon leer geworden, aber das hatte ich noch gar nicht gemerkt. Da klingelte meine neue Smartwatch, und daraus sprach der Gesundheitsminister. War sehr ergiebig, das Gespräch mit der Uhr. Gespräch mit dem niederländischen König: Sie hatten auch einen König am Telefon . . . Ja, der Anruf vom König der Niederlande. Ich war am 21. März gerade mit meinen beiden Töchtern bei der Zubereitung des Mittagessens, als es klingelte. Er war direkt am Apparat, und sehr kompetent in vielen Details. Unsere Nachbarn können stolz sein auf ihr Staatsoberhaupt. Ich denke auch noch an die Zustimmung auch der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat zur Kündigung der Genussscheine am 24. März, das war die teuerste Entscheidung meines Lebens. Danach habe ich erstmal einen Apfelbaum gepflanzt. Wie man es so macht, auch wenn morgen die Welt untergeht. Welcher Moment war noch besonders? Mein Besuch in unserer Fabrik. Ich war am 26. März dort, kurz nach Einführung der Schichtentrennung. Die Kollegen berichteten mir, als sie in die Kohorten gingen, hatten sie sich damals schon verabschiedet mit den Worten: Dann sagen wir jetzt schon mal frohe Weihnachten und einen guten Rutsch. Denn das wird ein Marathon. Diese Weisheit der Kollegen hat mich sehr beeindruckt, genau wie die tolle Motivation und Disziplin. Wie haben Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Zeit mitgezogen? Unsere Mitarbeiter sind mit dem Herzen dabei. Viele von ihnen haben 2020 sogar private Belange hinten angestellt, um unseren gesellschaftlichen Versorgungsauftrag zu erfüllen. Das ist unsere Pflicht, und diese zu erfüllen, hat uns allen viel Freude bereitet. Denn unsere Arbeit hat einen ganz großen, tiefen Sinn, und das haben wir alle in diesem besonderen Jahr mehr gespürt denn je. Dräger-Mitarbeiter bekommen Aktien: Sie zahlen jedem festen Dräger-Beschäftigten einen Jahresbonus - zum ersten Mal? In der Form, dass wir unseren Mitarbeitern sowohl Aktien als auch eine Sonderzahlung gewähren, ist es das erste Mal. Und die Tatsache, dass unseren Mitarbeitern über die Aktien nun ein Teil unseres Unternehmens gehört, ist ein tolles Gefühl und eröffnet eine neue, ganzheitliche Sicht auf das Unternehmen. Darüber freue ich mich sehr. Hatten Sie manchmal das Gefühl, als Unternehmen trotz enormer Anstrengungen nicht allen Anforderungen, Bestellungen und Erwartungen gerecht werden zu können? Nein. Als Unternehmer bin ich es gewohnt, Entscheidungen unter Unsicherheit zu treffen, nachdem ich eine Abwägung vorgenommen habe. Dabei kann man es niemals allen recht machen. Das habe ich mir schon als Kind abgewöhnt. Lesen Sie auch Neuer Service: Dräger bietet Vorbestellung für FFP-Masken an Dräger-Bonus: Leiharbeiter gehen leer aus Dräger eröffnet Online-Shop für FFP2-Masken Was müssen wir als Gesellschaft tun, um Corona in den Griff zu bekommen? Der Kampf gegen Corona ist ein Marathon, kein Sprint. Aktuell ist es wichtig, Regeln einzuhalten, damit das Infektionsgeschehen unter Kontrolle bleibt. Die Einschränkungen der Grundrechte durch den Lockdown sind gravierend. Es gibt durchaus Alternativen zum Lockdown. Beispielsweise eine stärkere Diskriminierung von Risikogruppen wie Alte und Kranke. Oder eine Aufhebung des Datenschutzes. Dann werden andere Grundrechte eingeschränkt. Die Abwägung sollte unter Einbezug der gewählten Volksvertreter erfolgen. In jedem Fall werden Masken und Abstandsregeln uns noch eine ganze Zeit begleiten. Dazu kommen Schnelltests und schließlich Impfungen. Stefan Dräger will sich gegen Corona impfen lassen: Lassen Sie sich impfen? Und rufen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf, sich impfen zu lassen? Ich persönlich habe alle wesentlichen Kinderkrankheiten wie Masern, Mumps, Röteln, Windpocken durchgemacht. Impfungen habe ich nur für Krankheiten wie Wundstarrkrampf oder Kinderlähmung, die ich wirklich nie bekommen möchte. Corona gehört für mich auch dazu, da lasse ich mich impfen. Und würde auch allen anderen empfehlen, es zu tun. Für unsere Mitarbeiter müssen wir zusehen, dass wir in Risiko-Klassen einteilen, die Service-Techniker, die auf Covid-19-Stationen im Krankenhaus im Einsatz und durch ihre Arbeit für Dräger persönlich exponiert sind, sollen zuerst an der Reihe sein. Und nach Corona: Was müssen wir tun, um zukünftig besser vorbereitet zu sein? Schon 2013 gab es eine Studie der Bundesregierung, die das heutige Szenario realistisch simuliert hat. Damals war es politisch nicht durchsetzbar, Konzepte zur Bevorratung und Bewirtschaftung von wichtigen Gütern wie Schutzausrüstung zu machen, oder auch in die Vorhaltung und Bewirtschaftung der Kapazitäten im Gesundheitswesen zu investieren, um die Resilienz zu verbessern. Heute wäre das wohl möglich – und auch geboten zu tun. Von Christian Risch