Strafe für falsche Fanartikel

Weil er dabei allzu bereitwillig Kundenwünsche nach dem blau- weiß-roten KSV-Logo befriedigte, verbrannte sich der Handwerksmeister am gesetzlichen Markenschutz gehörig die Finger. Gerade mal 1500 Euro im Jahr verdiene er an solchen Artikeln, sagte der Segelmacher aus Heikendorf gestern im Kieler Landgericht. Hier nahm er als Beklagter am Zivilprozess um einen markenrechtlichen Unterlassungsanspruch des Zweitligisten teil. „Ich habe doch nur einzelnen Kunden geholfen, den Aufkleber auf der Tasche zu befestigen“, wiegelt K. die Vorwürfe ab. Dass das verboten sein soll, leuchte ihm nicht ein. Kämpft hier David gegen Goliath? Die Rente des Segelmachers ist dreistellig. Sein Gegner Holstein Kiel rechnet in anderen Dimensionen: Allein 7,5 Millionen Euro Fernsehgelder erwartet der Verein in der kommenden Saison. Hätte man bei so viel Erfolg auf dem Platz den Ball im Rechtsstreit um ein paar Einzelanfertigungen nicht flacher halten können? Der Rechtsanwalt des Vereins beruft sich auf Fairplay: Man habe dem Beklagten wegen des unzweifelhaften Markenmissbrauchs zunächst nur eine Abmahnung erteilt und eine Unterlassungserklärung gefordert, sei jedoch auf „völlige Uneinsichtigkeit“ gestoßen. Jetzt gelte es einen Schneeballeffekt zu verhindern. Merchandising-Produkte seien für den Verein eine wesentliche Einnahmequelle. „Davon werden Gehälter bezahlt.“ In detektivischer Kleinarbeit hatte der Verein gegen Plagiate ermittelt. Dass der Segelmacher das KSV-Emblem als Standbetreiber auf Kieler Wochenmärkten öffentlich ausstellte, blieb den Funktionären nicht verborgen. Ein Anwalt des Vereins sprach Manfred K. auf dem Blücherplatz an, fragte als interessierter Kunde nach der Käuflichkeit der Produkte mit Holstein-Logo. „Kein Problem“, soll der Segelmacher geantwortet haben. Vor Gericht stellt Manfred K. alles harmloser dar: Die Getränkekiste mit dem Holstein-Überzieher habe er nur als Sitzmöbel benutzt. Und die Fan-Tasche mit dem KSV- Logo gehörte angeblich bereits einem Kunden, dem er beim Befestigen des Aufklebers geholfen habe. Aus Sicht der Zivilkammer spielten die Begleitumstände keine Rolle: Der Beklagte habe als Händler im Geschäftsverkehr das Logo verwendet. „Das dürfen sie nicht“, macht ihm die Vorsitzende klar. „Sobald das identische Zeichen auf die Ware aufgebracht wird, ist der Tatbestand erfüllt.“ Warum ließ K.s Anwalt seinen Mandaten ungeachtet dieses Befunds in einen Prozess laufen, der den Rentner fast 10000 Euro Gebühren gekostet hätte? Sein Kontrahent zeigte sich großzügig, gab dem Beklagten sogar Tipps. Der KSV-Anwalt („Ich bin jetzt richtig nett!“) verzichtete auch auf 780 Euro Abmahnkosten. Trotzdem muss der Segelmacher für sein juristisches Abenteuer gut 5000 Euro auf den Tisch legen. Davon bekommen die Anwälte je 2200 Euro. 700 Euro Gerichtskosten sind fällig. Fazit von Manfred K.: „Ich werde nie wieder einem Kunden beim Bekleben helfen.“ Thomas Geyer

Kiel - Strafe für falsche Fanartikel