Tierheim Lübeck: Immer mehr Wildtiere werden abgegeben

Der kleine Specht lebt im Moment in einer Box im Lübecker Tierheim. Federleicht und noch etwas struppig hockt er auf der warmen Hand von Tierpflegerin Julia Herklotz, die ihn mit Mehlwürmern füttert. Begierig sperrt der Jungvogel den Schnabel auf. „Gefunden wurde er in Bad Segeberg am Kalkberg“, berichtet Herklotz. „Er war wohl aus dem Nest gefallen und lag einfach auf der Straße.“ Auch einen Kernbeißer, eine kleine Amsel und einen Gartenrotschwanz versorgt die junge Frau. „Jeder Pfleger hier hat einige Wildtiere, die er zur Zeit betreut.“ Insgesamt sind es 100 – neben Vögeln auch junge Hasen, Igel, Eichhörnchen und andere Arten. „Durch Corona haben mehr Leute Zeit für Ausflüge in die Natur und sehen dabei Jungtiere, denen sie helfen wollen“, vermutet Tierheimleiterin Elena Iva Cujic. Wildtiere mitzunehmen ist oft falsch: „Die werden bei uns abgegeben“, sagt Cujic. „Wir helfen. Weil wir ein Tierheim sind und keinen Unterschied machen, wenn ein Tier unsere Hilfe braucht.“ Selbst frei lebende Tauben seien schließlich oft verwilderte Haustiere, und oft seien Wildtiere nur in Not, weil der Mensch in ihren Lebensraum eingreife. „Zum Beispiel wenn ein Nest oder ein Nistkasten zerstört wird oder freilaufende Hunde junge Wildhasen aufstöbern und verletzen.“ Diese Tiere wolle man nicht ihrem Schicksal überlassen. „Das brächten wir nicht übers Herz.“ Natürlich sei es oft besser, die Tiere in Ruhe zu lassen und gar nicht erst zu stören, sagt Tierpflegerin Herklotz. „Hunde müssen im Wald oder Naturschutzgebieten angeleint werden. Dann stöbern sie auch keine Jungtiere auf.“ Junge Hasen etwa würden von ihren Müttern in der Sasse oft längere Zeit allein gelassen, aber trotzdem regelmäßig gefüttert. Das Gleiche gelte für Rehkitze. „Die brauchen keine Hilfe. Außer, sie sind vielleicht durch einen Unfall verletzt.“ Es sei besser, im Zweifel den zuständigen Revierjäger anzusprechen oder sich vorher beim Tierheim zu erkundigen, das dann den Jäger verständige. Deswegen behalte das Tierheim Rehe oder andere jagdbare Wildarten wie Waschbären auch nicht, sondern gebe sie in geeignete Hände weiter. Vom Eisvogel bis zur Fledermaus: Nicht nur in Lübeck, auch in anderen Tierheimen der Region werden derzeit besonders viele Wildtiere gepflegt. „Heute sind erst wieder zwei kleine Spatzen abgegeben worden“, sagt Nadja Schumacher vom Tierheim Bad Oldesloe. Alle möglichen Vogelarten, auch Krähen, Raben und Elstern, sogar ein Eisvogel wurden in der Vergangenheit schon gebracht. Auch Marder, Wildkaninchen oder Fledermäuse. Auch Nadja Schumacher schließt nicht aus, dass durch die Corona-Epidemie mehr Menschen in Wald und Feld unterwegs sind, die dann hilflose oder vermeintlich hilflose Tiere entdecken. „Es ist aber auch so über die Jahre immer mehr geworden“, ist ihre Einschätzung. Das bestätigt Gaston Prüsmann, Vorsitzender des Tierschutzvereins Mölln-Ratzeburg. „Die Leute bringen uns diese Tiere. Keiner fühlt sich richtig zuständig.“ Vor wenigen Tagen sei er zu einem verletzten Eichhörnchen gerufen worden. „Dann versuche ich natürlich zu helfen.“ Aufnehmen aber könne das Möllner Tierheim diese Tiere nicht. „Wir vermitteln sie weiter. Wir haben jemand für Vögel in Ratzeburg und für Igel beispielsweise gibt es in Hamburg sogar eine Igelstation.“ Die Wildtiere im Lübecker Tierheim jedenfalls werden alle ausgewildert, sobald sie groß genug sind, sagt Herklotz. „Das passende Naturschutzgebiet haben wir hier gleich vor der Haustür.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Liveblog zur Corona-Krise: Das ist die Lage in Lübeck und Schleswig-Holstein Alle aktuellen Informationen aus Deutschland und der Welt im Live-Blog #supportyourlocal: Machen Sie Ihr Angebot bei uns bekannt #supportyourlocal: So helfen Sie Geschäften, Restaurants und Freiberuflern in Lübeck Corona-Tests an Schulen: Die neue Strategie der Landesregierung Diese Veranstaltungen in Schleswig-Holstein fallen aus Lockerungen: Diese Dinge sind seit dem 8. Juni in Schleswig-Holstein wieder erlaubt Die Regeln gelten seit dem 8. Juni für Feiern in Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein öffnet seine Schulen: Das ist der Zeitplan Abstands- und Hygieneregeln in Schleswig-Holstein: So teuer sind Verstöße Wer jetzt schon wieder nach Dänemark fahren darf Das sind jetzt die Regeln für Restaurants und Gaststätten in Schleswig-Holstein Einheimische befürchten zweite Corona-Welle durch Tagestouristen Zum Nachfahren: Schöne Fahrradtouren rund um Lübeck Schutzmasken richtig tragen: So geht’s! Diese Maskentypen gibt es – und so werden sie richtig genutzt Maskenpflicht in Schleswig-Holstein – das müssen Sie wissen Hier bekommen Betriebe im Norden Hilfe Von Marcus Stöcklin