Tierpark Gettorf und Wildpark Eekholt im Lockdown: Wie geht es den Tieren?

Auch Handwerker können ein Lichtblick im Lockdown sein. Zumindest für die Kattas im Tierpark Gettorf. Sie kleben regelrecht am Fenster des Affenhauses, wenn mal ein Handwerker vorbei geht, wie Gabriele Ismer sagt. „Man merkt schon, dass sie jetzt mehr darauf jiepern, dass sich jemand um sie kümmert, ihnen mal was zusteckt.“ Ismer ist zum täglichen Training mit den Lemuren ins Affenhaus gekommen. Sie tastet die neugierigen und zutraulichen Tiere ab, kontrolliert das Fell, die Zähne, gibt ihnen Leckereien zur Belohnung. „Es fehlt ihnen, dass sie nichts zu beobachten haben“, sagt die Biologin. Vor Beginn der Corona-Pandemie, bis zum März vergangenen Jahres, durften auch Besucher regelmäßig unter Aufsicht die Kattas mit bereitgestellten Leckereien füttern. „Der Mensch ist für viele der Tiere eine Beschäftigung“: „Die Tiere sind an uns Menschen gewöhnt, sie interagieren mit den Besuchern“, konstatiert auch Tierparkchef Jörg Bumann. „Der Mensch ist für viele der Tiere eine Beschäftigung. Somit müssen wir uns mehr um die Tiere kümmern, können den Besucherstrom aber nicht in Gänze auffangen.“ Bumann leitet den Familienbetrieb in dritter Generation. Er erzählt, dass er vor dem Lockdown in den Jahren seit 2007 noch keinen Tag erlebt hat, an dem keine Besucher im Park waren. Als er an diesem Vormittag den ansonsten menschenleeren Weg Richtung Streichelgehege einschlägt, stehen einige der Ziegen schon am Zaun und recken neugierig ihre Hälse. Junger Wolf wird mutiger: Auch im Wildpark Eekholt vermissen die Tier die Besucher, wie Geschäftsführer Wolf-Gunthram von Schenck sagt. „Wir widmen unseren Tieren deshalb besonders viel Zuwendung und Aufmerksamkeit, und haben spezielle Beschäftigungsprogramme und Tiertrainings entwickelt.“ Damit sei jeder Tag spannend und abwechslungsreich und der fehlende Besucherkontakt werde etwas abgemildert. Manche Tiere werden jetzt aber auch mutiger. „Unsere freilebenden Eisvögel sind momentan gut zu sehen – wir bauen gerade einige weitere Bruthöhlen, um unseren Besuchern hier für die Zukunft tolle Beobachtungsmöglichkeiten zu bieten“, sagt von Schenck. Und auch der Jungwolf werde immer mutiger bei seinen Erkundungen. Einsam auf der Streichelwiese: Die Direktorin des Tierparks in Neumünster, Verena Kaspari, beobachtet beispielsweise bei den Seehunden oder den Ziegen auf der Streichelwiese ebenfalls, dass ihnen der Kontakt zu den Zoobesuchern fehlt. „Sie halten regelrecht Ausschau nach Menschen und freuen sich über jeden, der am Gehege vorbei geht.“ Anderen Tieren wie etwa den Eisbären oder den Schlangen mache es hingegen nichts aus, dass aktuell keine Gäste in den Tierpark dürften. Tierpfleger können nicht ins Home-Office: Aufkommende Langeweile bei einigen Tieren ist das eine, mit dem die Tierparks umgehen müssen. Das andere sind die Kosten, die in fast gleicher Höhe weiterlaufen, ohne dass auf der anderen Seite nennenswerte Einnahmen gegenüberstehen. „Wir können den Wildpark-Betrieb nicht einfach einstellen oder unsere Tierpfleger ins Homeoffice schicken“, sagt Eekholt-Geschäftsführer von Schenck. Derzeit zehre man von den Reserven. Ähnlich äußert sich Kaspari. Weil die Tiere weiter versorgt werden müssten, gebe es keine Kurzarbeit. „Und den Eisbären kann man sich nun mal schlecht mit ins Homeoffice nehmen.“ Kosten laufen weiter: Wir arbeiten normal weiter, wir planen weiter unsere ganzen Projekte“, sagt auch Bumann. Diese fielen aber natürlich deutlich geringer aus, „weil uns schlichtweg die Einnahmen zu hundert Prozent fehlen, die Kosten laufen aber fast in gleicher Höhe weiter“. Die Kosten könnten sie nicht decken. „Im Januar haben wir bisher keinen Umsatz bei Kosten von über 100 000 Euro.“ Auch November und Dezember seien nicht kostendeckend, selbst wenn die Hilfen aus den beiden Monaten irgendwann bewilligt und gezahlt werden sollten. Durchhalten bis März: An eine Wiederöffnung der Tierparks im Land im Februar glaubt Bumann nicht. Er hofft aber, im März wieder öffnen zu dürfen. Dann werde es aber auch höchste Zeit, denn Ende März beginnt das Ostergeschäft, auf das der Tierpark noch dringender angewiesen sei als in den Jahren zuvor, sagt er. Bis März gehe es auch ohne Besucher, und lediglich wichtige Investitionen stauten sich ein weiteres Jahr an. Aber: „Sollten wir länger als über den März geschlossen bleiben, dann müsste sich der Staat etwas zum Auffangen der Anlage überlegen, da es unser Kapital dann nicht mehr hergibt.“ Von RND/dpa/Birgitta von Gyldenfeldt