Timmendorfer Strand: Strandkorbvermieter schimpfen über Zustände am Strand

Es könnte so schön sein am Strand bei diesem Wetter: Die Schreie der Möwen, die wunderbaren Strände, das lockende Ostsee-Wasser. Doch Katja Kähler (52) weiß, was ihr an diesem Sonntag wieder bevorsteht. Schon am Vormittag wird sie ihren Strandzugang wohl sperren müssen, des großen Andrangs wegen. Und dann kommt Stimmung auf. „Ist ja kein Wunder“, sagt sie. Aus Hamburg, aus Niedersachsen kämen die Leute bis an die Ostsee. „Und dann dürfen sie nicht an den Strand.“ Es werde gepöbelt, geschrien, komme manchmal fast zu Handgreiflichkeiten. „Vergangenes Wochenende standen manche sechs Stunden hier und haben gewartet, dass sie ans Wasser dürfen.“ (Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Deutschland benimmt sich daneben – Ist Rücksicht wieder uncool? ) Wie die Ölsardinen: Sperrung schon um 10.30 Uhr: „Die Leute lagen am Strand wie die Ölsardinen“, schildert eine andere Vermieterin. „Schon um 10.30 Uhr mussten wir vergangenes Wochenende die Strandzugänge sperren. Da sind die Leute durch die Privatgärten und die Dünen gegangen, um so ans Wasser zu kommen.“ Mit dieser Situation fühlen viele Vermieter sich überfordert und alleingelassen. „Die Gemeinde sagt, sie hilft uns, aber sie lässt uns im Stich“, meint Katja Kähler. Und da stimmen ihr andere zu. Strandkorbvermieter klagt: „Das ist Ischgl mit Ansage“: „Die Gemeinde zieht sich immer mehr zurück“, sagt Strandkorbvermieter Thorsten Sick (49), der schon am vergangenen Wochenende mehrfach das Ordnungsamt vergeblich um Hilfe bat. „Keiner ist gekommen.“ Auf die überfüllten Parkplätze reagiere Timmendorfer Strand mit einer zeitlichen Begrenzung der Parkdauer auf zwei Stunden. „Kaum einer hält sich dran“, ärgert sich Sick. Die Einhaltung der Parkzeit werde aber gut kontrolliert. „Da macht die Gemeinde Kasse.“ Er schüttelt den Kopf. Die Zustände seien unhaltbar. „Das ist hier Ischgl mit Ansage.“ Gemeinde Timmendorfer Strand überfordert: Marcus Bade (47), zweiter Vorsitzender des Landesverbandes der Strandkorbvermieter, hat bereits ein Einreiseverbot für Tagestouristen aus anderen Bundesländern gefordert – auch im Hinblick auf das kommende Jahr. Anders sei die Situation nicht mehr zu meistern. „Meinen Strandabschnitt muss ich verantworten. Aber für diese Menschenmassen, die auf uns einströmen, sind wir nicht verantwortlich. Da ist die Politik gefragt.“ Die Gemeinde sei jedoch bemüht, ihre Pflichten zu erfüllen und die Vermieter zu unterstützen. „Bei sieben oder acht Kilometern Strand in Scharbeutz und auch in Timmendorfer Strand könnte der Ordnungsdienst eben nicht immer überall sein. Empfehlung: Lieber nicht an die Ostsee kommen: Das betont auch Joachim Nitz, Tourismusdirektor der Timmendorfer Strand-Niendorf-Tourismus-GmbH (TSNT). „Polizei an jedem Strandzugang ist unrealistisch und das wollen wir auch nicht.“ Er empfehle Besuchern, sich zu informieren. „Wenn die Strandampel morgens schon auf Gelb steht, sollte man nicht mehr losfahren und das sagen wir denen auch, wenn sie anrufen.“ Besucher aus Niedersachsen hatten dagegen am vorigen Sonntag berichtet, ihnen sei von der Tourist-Info gesagt worden, sie könnten ruhig kommen. „Eine Hand weiß nicht, was die andere tut“, mutmaßt Katja Kähler. Streifen des Ordnungsamtes habe sie auch noch nicht gesehen. „Das sagen die nur.“ Appelle der Gemeinde verhallen wirkungslos: Die stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Timmendorfer Strand, Melanie Puschaddel-Freitag (CDU) äußerte sich gestern zu einer Nachfrage der LN nicht. „Wir sind schon mit sehr viel Manpower unterwegs“, erklärte dagegen Bettina Schäfer, parteilose Bürgermeisterin von Scharbeutz. Tatsächlich sei der Strand aber sehr lang. Appelle seien tatsächlich wirkungslos, ist auch ihre Meinung. „Die Unvernünftigen kommen trotzdem.“ Besonders an diesem Wochenende sei ein Besuch im Übrigen nicht ratsam. „Es ist Ostwind, wir haben eine gefährliche Unterströmung.“ Ein Badeverbot könne daher jederzeit verhängt werden. Unvernünftige brächten nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern auch die Rettungsschwimmer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), die bei diesem Wetter schon verschiedentlich im Einsatz gewesen seien. Schilder und Banner sollen den Ansturm steuern: Ostholsteins Landrat Reinhard Sager (CDU) appellierte trotzdem noch einmal an Tagestouristen, sich vor der Anreise an die Küste zu informieren und im Zweifel lieber nicht auf den Weg zu machen. Mit Verkehrslenksystemen, Bannern, Hinweisschildern, Zugangskontrollen und dem Einsatz zusätzlicher Sicherheitskräfte seien die Bäderorte bemüht, den Ansturm der Gäste zu steuern. Und tatsächlich gibt es auch Strandkorbvermieter, die alles gelassener sehen. „Es ist wahrscheinlich das letzte heiße Wochenende“, meint Chrysander Wittfoth (57), der am Wochenende an der Timmendorfer Seebrücke Körbe vermietet. „Das kriegen wir jetzt auch noch in den Griff.“ Die LN-Themenseite mit allen Artikeln zum Thema Corona Coronavirus in SH: Das ist die aktuelle Zahl der Infizierten Familienfeier, Grillabend, Mund-Nasen-Schutz: Diese Corona-Regeln gelten aktuell in SH Abstand, Hygiene, Gästezahl: Das sind die Vorschriften für private Feiern Corona-Knigge: So geht Urlaub im Norden während der Pandemie Volle Strände in Schleswig-Holstein: Hier finden Tagestouristen Alternativen So bereiten sich Schulen auf eine mögliche zweite Welle vor Corona-Tests an Schulen: Die neue Strategie der Landesregierung Corona-Kurve stark abgeflacht – UKSH-Experte warnt vor Leichtsinn Lockerungen: Diese Dinge sind seit dem 20. 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