Todesfälle in Segeberger Heim: Waren mangelhafte FFP2-Masken schuld?

Im Boostedter „Bergheim“ war es Ende Januar zu einem ersten Corona-Ausbruch gekommen, 22 Bewohner und 9 Mitarbeiter wurden seitdem positiv getestet. Am Freitag vermeldete der Kreis den Tod einer 83-jährige Bewohnerin des Seniorenzentrums. Insgesamt starben dort jetzt drei Senioren. Der Verdacht: Mangelhafte FFP2-Masken des Bundes könnten Schuld sein. Boostedt: Kontrolle in Eigenregie: Der Paritätische Schleswig-Holstein, dessen Mitgliedsorganisation Pflege SH das Heim in Boostedt betreibt, ließ nach eigenen Angaben nach dem Corona-Ausbruch mehrere FFP2-Masken bei einem privaten Unternehmen in Kiel überprüfen. „Wir haben uns einfach sehr über den Ausbruch gewundert. In dem Heim wurde sich äußerst streng an alle Regeln gehalten, Mitarbeiter haben sogar zwei Paar Handschuhe übereinander getragen“, sagt Sprecherin Julia Bousboa. Boostedt: Stichprobe ergab Qualitätsmängel: Das Ergebnis der Stichprobe laut Wohlfahrtsverband: Keine Maske filterte mindestens 95 Prozent der Partikel ab, wie es der Norm entspräche. Der schlechteste Wert lag bei 79 Prozent. Zudem sollen die aufgedruckten Zertifizierungsnummern auf den Masken fehlen, auf der Packung sollen diese noch vorhanden gewesen sein. Nach LN-Informationen legt das laut dem Gutachter eine Produktfälschung nahe. Der Paritätische habe daraufhin das Segeberger Gesundheitsamt informiert. Lesen Sie auch Versprochene 30 000 Helfer für Tests in Pflegeheimen lassen auf sich warten Corona-Ausbruch im Pflegeheim: Kommen die mobilen Impfteams trotzdem? Personalmangel: Lübecks Pflegeheime rufen um Hilfe Kiel: Gesundheitsministerium warnt vor KN95-Masken: Die Einrichtung in Boostedt erhielt nach Aussage des Paritätischen am 8. Dezember 2020 sowie am 26. Januar insgesamt 1000 FFP2-Masken sowie 2000 Mund-Nasen-Bedeckungen vom Bundesgesundheitsministerium. Zwei Drittel der FFP2-Masken davon sollen zu der Marke gehören, vor der am Freitag das Kieler Gesundheitsministerium offiziell warnte. „Masken mit der Bezeichnung ,KN95 Protective Mask, Model No: ZX-168, GB-2626-2006’ sollten derzeit nicht genutzt werden“, teilte das Ministerium mit. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass diese aufgrund deutlicher Mängel ihre Funktion nicht erfüllen und dadurch die Übertragung einer Infektion begünstigen. „Die Masken entsprechen nach den derzeitigen Kenntnissen auch nicht den Anforderungen der geltenden SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung, dürfen also beispielsweise auch nicht in Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden.“ Kiel ermittelt den Vertriebsweg: Dass es einem Zusammenhang zwischen der Masken-Warnung und den Eigenermittlungen in Boostedt gibt, wollte das Ministerium am Freitag nicht bestätigen. „Der Vertriebsweg ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt“, teilte ein Sprecher mit. Das Ministerium versuche aber dabei zu unterstützen, diesen herauszufinden und habe eine Stellungnahme oder Beurteilung des Bundesgesundheitsministerium erbeten. „Bisher aber noch ohne Ergebnis.“ Auch eine LN-Anfrage in Berlin blieb gestern zunächst unbeantwortet. Ob und wie viele dieser Masken der Bund an Pflegeeinrichtungen in Schleswig-Holstein verteilt hat, bleibt zunächst unklar. Von Jan Wulf