Trotz Mutationen Schulen und Gartencenter öffnen: SH geht ein hohes Risiko

Endlich wieder in die Schule! Das dürften viele Kinder denken, denen zu Hause im Lockdown die Decke auf den Kopf fällt – und ihre Eltern auch. Aber mit dem Entschluss, am 22. Februar Schleswig-Holsteins Grundschulen und Kitas und eine Woche später Gartencenter, Tierparks und Nagelstudios zu öffnen, geht Schleswig-Holsteins Landesregierung ein hohes Risiko ein. Die Inzidenz tritt in Schleswig-Holstein Norden auf der Stelle: Das schärfste Argument, dass Daniel Günther und andere seit Monaten ins Feld führen, wenn ein gelockerter Lockdown erwogen oder gefordert wird, ist stumpf geworden. Die in Schleswig-Holstein lange Zeit im Verhältnis niedrigen Infektionszahlen sind nicht mehr wesentlich besser als der Bundesdurchschnitt. Deutschlandweit sinken die Corona-Zahlen – im Norden treten sie auf der Stelle. Selbst im früheren Hotspot Hamburg liegt die Inzidenz nun leicht niedriger als beim nördlichen Nachbarn. In Lübeck und besonders in Flensburg liegen die Werte trotz wochenlanger Einschränkungen bedenklich hoch. Warum? Ohne die Ursache für diese ernüchternden Kurven zu kennen, drohen Öffnungen schnell zur Gefahr zu werden – besonders durch die wachsende Fallzahl der aggressiven Corona-Mutationen. Lesen Sie auch Streit um Lockerungen: Hitzige Corona-Debatte im Kieler Landtag Öffnung von Schule und Kita: So gehen SH, MV, Hamburg und Niedersachsen vor Schleswig-Holstein: Unternehmer klagen über ungerechte Corona-Beschlüsse Vor allem die FDP hat den Druck auf Günther erhöht: Lautstark hat vor allem die FDP Öffnungen für Wirtschaft und Schulen verlangt – und damit den Druck in der Jamaika-Koalition und auf Günther erhöht. Der Kurs nächsten Wochen gleicht einem Ritt auf der Rasierklinge. Erste bis vierte Klassen und Kita-Gruppen starten in den Regelbetrieb, während die Hamburger Nachbarn noch drei Wochen zu Hause bleiben, begünstigt durch ihre Märzferien. Ein „echtes Testregime“ an Schulen und Kitas: Warum erst jetzt? Kann das gut gehen? Es wird darauf ankommen, ob die Öffnung von wirksamen Schritten begleitet wird, die Ansteckungsgefahr zu bannen. Ein„echtes Testregime“ in Schulen und Kitas solle her, um Infektionen früh zu erkennen und einzudämmen, kündigte Günther an. Das klingt nur im ersten Moment beruhigend und wirft zwei Fragen auf: Warum erst jetzt? Und wird das rechtzeitig gelingen? Die Erleichterung über die Lockerungen ist zweischneidig: Die Corona-Zahlen sind zu hoch, immer noch. Und, bei aller Lockdown-Müdigkeit: Wir alle müssen mehr dafür tun, dass sie sinken. Von Lars Fetköter