Verkauf an Cinemaxx geplatzt: Cinestar Lübeck bleibt Cinestar

Eigentlich war längst alles in trockenen Tüchern: Die Cinestar-Gruppe, die ihren Hauptsitz in Lübeck hat, sollte an den britischen Kinobetreiber Vue International verkauft werden, der in Deutschland die Cinemaxx-Kinos betreibt. Das Bundeskartellamt hatte dem Deal Anfang März zugestimmt – unter der Voraussetzung, dass Vue vor dem Zusammenschluss Kinos in sechs Städten an Wettbewerber veräußert. Doch das ist auch nach einer Fristverlängerung bis zum 14. Dezember nicht geschehen. Damit steht nun fest: Der Deal ist geplatzt. 130 Arbeitsplätze in Lübeck gerettet: Für Lübeck ist das eine gute Nachricht. Cinestar bleibt Cinestar und die 130 Mitarbeiter in der Lübecker Zentrale müssen nun nicht mehr fürchten, dass ihre Arbeitsplätze nach Hamburg verlegt werden, wo die deutsche Cinemaxx-Zentrale beheimatet ist. Cinestar betreut von Lübeck aus 50 Kinos in ganz Deutschland, die nun weiterhin dem australischen Konzern Event Hospitality & Entertainment Limited (EVT) gehören. Vue hat vertragliche Verpflichtungen nicht erfüllt: Das Unternehmen Event teilte am Freitag, 18. Dezember, mit, dass „Vue seine vertraglichen Verpflichtungen absichtlich nicht erfüllt hat“. Unter diesen Umständen wäre ein Verkauf von Cinestar „eine verbotene Transaktion“, da die Bedingungen des Bundeskartellamtes nicht erfüllt wurden. Denn ohne die Veräußerung der sechs Standorte – betroffen waren die Cinestar-Kinos in Augsburg, Bremen, Gütersloh, Magdeburg und Remscheid sowie das Cinemaxx-Kino in Mülheim an der Ruhr – werde die vom Bundeskartellamt erteilte Freigabe nicht wirksam. Event sieht in dem Verhalten von Vue einen „klaren und grundlegenden Verstoß gegen den bestehenden Kaufvertrag“, der damit hinfällig sei. Cinestar-Geschäftsführer Oliver Fock bedankte sich am Freitag bei den Mitarbeitern „für ihr großes Engagement“ in dem langwierigen Verkaufsprozess, der nun gestoppt wurde. Aktuell ist das Kino, wie alle Lichtspielhäuser in Deutschland, wegen des zweiten Corona-Lockdowns geschlossen. Bereits im ersten Lockdown musste das Kino für rund drei Monate schließen, ehe es Anfang Juni wieder öffnete. Lesen Sie auch Cinemaxx-Betreiber kauft Lübecker Cinestar-Gruppe Lübeck: Cinestar wird Cinemaxx, Kino-Gutscheine und Karten noch gültig? Coronavirus: Hohe Verluste für Kinobetreiber Cinestar: Lange Geschichte in Lübeck: Cinestar gehört seit 2004 dem Konzern Event. Zuvor hatte die Geschwister Marlis und Heiner Kieft das Kino an der Mühlenbrücke geführt. Sie betrieben unter den Markennamen Cinestar und Ufa insgesamt 94 Kinos mit 611 Sälen und 145 000 Sitzplätzen deutschlandweit. Ihre Eltern Hilma und Albert Kieft hatten das Unternehmen nach dem zweiten Weltkrieg zunächst unter dem Namen Kieft & Kieft Filmtheater gegründet. Doch schwindende Besucherzahlen machten schlussendlich den Verkauf an die australische Gruppe notwendig. Die Australier hielten bereits seit 1998 über ihre Tochtergesellschaft Greater Union 50 Prozent an Kieft & Kieft. Von Grit Petersen