Weihnachten im Südpolarmeer: Lübecker Weltumsegler erzählt von 2008

Was war Ihr schönstes Weihnachtsfest? An welchen Heiligabend haben Sie die nachdrücklichsten Erinnerungen? Mit dieser Frage baten die Lübecker Nachrichten Menschen aus Politik, Kirche, Kultur und Sport, ihre Erlebnisse aus dem Gedächtnis zu kramen, Fotos herauszusuchen – und so die Leserinnen und Leser daran teilhaben zu lassen. Wie sich der Lübecker Weltumsegler Felix Oehme an ein Weihnachten 2008 im Südpolarmeer zurückerinnert, lesen Sie hier im Wortlaut: Das spartanischste Weihnachten, das man sich vorstellen kann: „Zugegeben: Ich bin nicht so der Weihnachtstyp! Aber es gibt einen Heiligabend, den werde ich nie vergessen. Er ist auf ewig auf meiner Festplatte eingebrannt. Und das, obwohl es das unspektakulärste, einsamste, unmelancholischste, ja sogar spartanischste Weihnachten war, das man sich vorstellen kann. Es gab nicht mal Geschenke. Heiligabend auf dem Weg von Südafrika nach Neuseeland: Warum? Ich war auf einem Boot, irgendwo im Nirgendwo des Südpolarmeeres – auf dem Weg von Kapstadt nach Wellington in Neuseeland. Es war eine Etappe des Portimao Global Ocean Race, der Zweihand-Regatta um die Welt, die ich mit meinem Kumpel Boris Herrmann damals gesegelt bin. Damals, das ist jetzt zwölf Jahre her. Boris Hermann ist jetzt wieder unterwegs um die Welt – allein: Im Übrigen erlebt Boris gerade eine Art Déjà-vu. Er ist wieder auf einem Boot unterwegs, wieder im Südpolarmeer, aber diesmal allein bei der Nonstop-Weltumseglung Vendée Globe. „Die Weihnachtsmannmütze haben wir in Kapstadt besorgt“: Zurück zu unserem Weihnachten 2008. Unser Wohnzimmer war 12,19 Meter lang und 4,50 Meter breit, ein „Beluga Racer“. Bei 35 Knoten Wind von achtern und zehn bis zwölf Grad Außentemperatur hatten wir sogar einen für das Südpolarmeer ruhigen Tag. So konnten wir uns ganz entspannt in Schale werfen. Wir haben ein Weihnachtskostüm angezogen, die Mütze aufgesetzt, eine Kerze angezündet und einen Mini-Weihnachtsbaum aufgestellt. Das Equipment hatten wir zuvor in Kapstadt besorgt. Lesen Sie auch: Björn Engholm erinnert sich an Weihnachten 1945 in Lübeck Es gab Rotwein, Nudeln aus der Tüte und Eros Ramazotti: Die Fotos per Selbstauslöser waren ein Riesenspaß. Dazu gab es südafrikanischen Rotwein aus dem Plastikglas und Nudeln aus der Tüte. Alles auf vier Quadratmetern. Und wir haben Eros Ramazotti gehört. Neben dem Kaffee am Morgen war unser Weihnachtsfest eines unserer wenigen Zugeständnisse an Komfort. Etwas melancholisch war es dann doch noch, als wir am nächsten Morgen per Satellitentelefon mit unseren Eltern sprachen.“ Von Felix Oehme