Weißer Ring Lübeck: Berufung gegen Detlef H. zurückgenommen

Ihm war eine exhibitionistische Handlung vorgeworfen worden. Das Gericht war auf der Grundlage des Gutachtens der von ihm beauftragten aussagepsychologischen Sachverständigen zu der Überzeugung gelangt, dass die Angaben der Hauptbelastungszeugin nicht glaubhaft seien. Die gegen dieses Urteil eingelegte Berufung hat die Staatsanwaltschaft Lübeck nun mit einer Verfügung vom 28. Januar 2021 zurückgenommen. Landgericht hat neues Gutachten eingeholt: „Grund für die Einlegung des Rechtsmittels war, dass nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Restzweifel an dem Gutachten der aussagepsychologischen Sachverständigen in der ersten Instanz verblieben waren“, sagt die Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwältin Ulla Hingst. Auf Anregung der Staatsanwaltschaft habe das Landgericht zur Vorbereitung der Berufungshauptverhandlung ein weiteres aussagepsychologisches Gutachten eingeholt. Lesen Sie auch Weißer Ring Lübeck: Berufungsprozess gegen Detlef H. im Dezember? Detlef H.: Doch noch ein Fall fürs Landgericht Urteil im Prozess gegen Ex-Weißer Ring-Außenstellenleiter Detlef H. in Lübeck Berufung „mangels Erfolgsaussichten“ zurückgenommen: Dieser Sachverständige sei „mit nachvollziehbarer und fundierter Begründung zu der Bewertung gelangt, dass mit den zur Verfügung stehenden diagnostischen Methoden die Richtigkeit der Aussage der Hauptbelastungszeugin nicht belegt werden kann“. Zwar hätten weitere Zeuginnen ein bedrängendes und grenzüberschreitendes Verhalten des Angeklagten über Jahre hinweg geschildert. Die Angaben dieser Frauen könnten jedoch eine belastbare Aussage der Hauptbelastungszeugin zu dem Vorwurf, der Gegenstand der Anklage war, nicht ersetzen. „Die Staatsanwaltschaft hat ihr Rechtsmittel daher mangels Erfolgsaussichten zurückgenommen“, erklärte Hingst. Detlef H.s Anwalt begrüßt den Schritt: Detlef H.s Anwalt Oliver Dedow begrüßt die neue Entwicklung. Das Ergebnis des weiteren Sachverständigengutachtens stimme völlig mit den Beurteilungen der früheren Sachverständigen überein. „Die Hypothese einer fehlenden Erlebnisgrundlage kann beim besten Willen nicht ausgeschlossen werden“, sagt Dedow. Hinzu komme noch, dass die Zeugin bereits mehrfach durch Regelübertretungen in Erscheinung getreten sei. „Freispruch wird wohl endlich Rechtskraft erlangen“: Er gehe deshalb davon aus, dass auch die Nebenklägerin selbst ihre Berufung zurücknehmen werde, sagt der Lübecker Anwalt. „Es freut mich, dass der Freispruch meines Mandanten jetzt wohl endlich in Rechtskraft erwächst. Leider macht die Staatsanwaltschaft in Ihrer aktuellen Presseerklärung auch Ausführungen dahingehend, dass mein Mandant weitere Zeuginnen bedrängt haben soll. Ein Verhalten dieser Art war aber nicht Gegenstand dieser oder einer anderen Anklage“, erklärt Dedow. Vielmehr habe die Staatsanwaltschaft selbst nach umfangreichen Ermittlungen diese Verfahren eingestellt, ansonsten habe das Landgericht Lübeck, bestätigt durch das Oberlandesgericht, die Eröffnung der Hauptverfahren abgelehnt. Berufung der Nebenklägerin hat Bestand: Es gibt allerdings bisher keine Anzeichen, dass nach der Staatsanwaltschaft auch die Nebenklägerin ihre Berufung gegen den Freispruch für Detlef H. zurückzieht. Die Berufung habe weiterhin Bestand, sagte eine Sprecherin des Landgerichts Lübeck. Bis jetzt gebe es aber keine neuen Termine in der zuständigen 3. kleinen Strafkammer unter Richter Marcel Welzel, dem Vizepräsidenten des Landgerichtes. Die Nebenklägerin, die im Prozess noch von dem Trierer Rechtsanwalt Robert Nieporte vertreten worden war, hat ihren Rechtsbeistand inzwischen gewechselt. Urteil hatte heftige Reaktionen ausgelöst: Der Freispruch für Detlef H. hatte im September 2019 für heftige Kritik gesorgt. „Wir sind fassungslos“, hatte Geschäftsführerin Katharina Wulf vom Landesverband Frauenberatung erklärt. Von LN