Windräder: Nächtliches Dauerblinken endet erst 2023

Die roten Lichtsignale sollen Kollisionen mit Flugfahrzeugen verhindern. Künftig sollen sie aber nur noch blinken, wenn tatsächlich auch ein Objekt in der Nähe ist. Mit dem eingeschränkten Blinken der Windräder, das im Energiesammelgesetz (ESG) von 2018 verankert ist, will die Bundesregierung die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Ausbau der Windenergie erhöhen und die Auswirkungen auf die Umwelt minimieren. Fristverlängerung für Windwirtschaft: Allerdings: Die Bundesnetzagentur hat die bereits einmal verlängerte Frist für die Ausstattung von Windenergieanlagen an Land mit einer Einrichtung zur sogenannten bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung (BNK) nun auf den 31. Dezember 2022 verlängert. Für die Offshore Windenergie wird die Frist gar auf den 31. Dezember 2023 festgelegt. Nachgerüstet werden müssen alle Windenergieanlagen ab einer Gesamthöhe von 100 Metern. Vermeidbare Lichtemmission: Bundesweit müssen laut Bundesverband WindEnergie (BWE) rund 10 000 Anlagen umgerüstet werden. In Schleswig-Holstein etwa 2000 der rund 3000 Windräder. Laut Marcus Hrach, Leiter der BWE-Landesgeschäftsstelle, eine immense Aufgabe. „Deswegen ist es gut, dass es eine Verlängerung gibt. Die Branche war lange verunsichert, welche Systeme nun erlaubt sind. Mit der neuen Verordnung halte ich es für realistisch, dass es nachts überall dunkel in Schleswig-Holstein wird“, sagt Hrach. Der Verband befürworte die Maßnahme und sieht es als „schönes Signal“ an die Anrainer-kommunen. „Es ist eine vermeidbare Emission, daher macht das schon Sinn. Die Motivation der Branche umzurüsten, ist hoch“ Lesen Sie auch Auf diesen Flächen will das Land Windräder zulassen Erste Windräder auf See erreichen ihr Lebensende – wie geht der Rückbau? Umstrittene Anlagen in Dassow: Protest gegen riesige Windräder wächst BNK: Unterschiedliche Systeme: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es eine BNK-Pflicht übrigens bereits seit 2018. Schleswig-Holstein hatte dagegen 2016 ein Anreizsystem geschaffen. Wer ein BNK-System installiert, zahlte nur eine reduzierte Landschaftsbildabgabe. Erlaubt sind drei unterschiedliche Systeme: Aktives Radarsystem (Radarmast-Installation; Radar scannt Luftraum ab), Passives Radarsystem (nutzt bereits vorhandene Fernseh- und Mobilfunk-Wellen) sowie eine Transponder Technologie (Signal von Luftfahrzeugen mittels Transponder an Empfänger an Windkraftanlagen). BNK: Preise sinken: Welches System genutzt wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. „Wir haben ganz unterschiedliche individuelle Voraussetzungen, wann sich welches System lohnt“, sagt Hrach. So würden sich teilweise mehrere Windparks zusammenschließen, um das gleiche System zu nutzen, um auf diesem Weg auch Kosten zu sparen. „Wir haben einen offenen Markt. Alle Systeme haben eine Perspektive.“ Hohe Kosten pro Anlage: Laut BWE-SH sei durch die neue Verordnung ein ganz neuer Markt entstanden. „Am Anfang war die BNK eine Pioniertechnik, ohne eine Förderung wäre das nicht tragbar gewesen“, erklärt Hrach. Inzwischen seien die Preise signifikant nach unten gegangen. Bei einem Radarsystem muss dennoch mit 25 000 bis 30 000 Euro gerechnet werden. Eine Transponder-Lösung kann unter Umständen günstiger sein. Nachrüstungen müssen genehmigt werden: Das Unternehmen Parasol in Reußenköge (Kreis Nordfriesland) installiert Passiv-Radarsysteme. Vertriebsleiter Marvin Friedrichsen sagt: „Die Fristen zur Umsetzung der neuen Verordnung sind zwar verlängert worden, aber bei der Menge auszustattender Windparks zählt dennoch jedes behördlich abgenommene System.“ Auch BWE-SH spricht von einem „hohen Genehmigungsaufwand“, der auf das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) zukommt. „Wir hoffen, dass dort personelle Ressourcen für die Nachrüstungsanträge eingeplant sind. Es wäre schön, wenn der Prozess jetzt nicht weiter ins Stocken gerät“, sagt Hrach. Vielleicht ist es in Schleswig-Holstein nachts dann ja auch schon vor 2023 wieder ein bisschen dunkler. Von Jan Wulf