Zensus 2022 und Mikrozensus 2021 in SH: Deswegen wird gezählt

„Hilfe“, schreibt eine Facebook-Nutzerin, die gerade einen Brief vom Statistikamt Nord bekommen hat, in dem sie aufgefordert wird, Daten über sich preiszugeben. „Muss ich das ausfüllen?“, fragt sie in der Gruppe. „Ich würde mir so viel wie möglich zusammenlügen :)))“, antwortet ein Nutzer. Eine andere Nutzerin sagt: „Das kenne ich auch gar nicht, sowas. Und wer weiß, was passiert, wenn man persönliche Angaben macht – lass bloß die Finger davon!“ Mikrozensus: Jährlich wird nach Lebensumständen gefragt: Dabei ist es gar nicht so schlimm. Jedes Jahr bekommt ein Prozent der deutschen Bevölkerung so ein Schreiben von ihren Statistikämtern – in Schleswig-Holstein werden nach Angaben des Statistikamtes Nord jährlich rund 14 700 Haushalte befragt. Beim Mikrozensus, was übersetzt etwa „kleine Bevölkerungszählung“ bedeutet, sollen Bürger Auskünfte über ihre Lebensumstände geben. „Mit dieser Erhebung werden seit 1957 umfangreiche Informationen zur Haushalts- und Familienstruktur, Arbeits- und Einkommenssituation, Aus- und Weiterbildung sowie zu weiteren Themen erhoben“, heißt es vom Statistikamt Nord. Seit 2020 sind Fragen zu Einkommen, Lebensbedingungen und Arbeitsmarktbeteiligung dazu gekommen, ab 2021 spielt auch die Internetnutzung eine Rolle. Lesen Sie auch Prien: Lehrer und Erzieher in SH werden ab März geimpft Bahnhofswald Flensburg wird geräumt - Keine Aktion der Polizei Open-Air-Fitnessstudios von McFit öffnen – aber nicht in SH Befragt werden Haushalte in Gebäuden, die nach einem mathematischen Zufallsverfahren ausgewählt werden. Jeder Haushalt nimmt innerhalb von fünf aufeinanderfolgenden Jahren bis zu viermal an den Befragungen teil. Man kann entweder von einem Erhebungsbeauftragten interviewt werden (während Corona nur per Telefon), die Fragen online beantworten oder den Fragebogen selbstständig ausfüllen und zurückschicken. „Die Ergebnisse des Mikrozensus liefern Informationen zur Struktur sowie zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Bevölkerung. Sie tragen dazu bei, die Situation der Haushalte in Deutschland besser zu verstehen und die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern“, heißt es beim Statistischen Bundesamt. Mikrozensus ist Pflicht: Deswegen werden die Daten erhoben: Die Idee, bei dem Fragebogen des Mikrozensus „soviel wie möglich zusammenzulügen“ oder „die Finger davon zu lassen“, ist übrigens nicht die beste – es müssen korrekte Angaben gemacht werden. „Wenn nicht alle Personen antworten müssten, wären einige Bevölkerungsgruppen in der Stichprobe nicht genügend vertreten und der Zweck der Befragung würde nicht erreicht“, heißt es vom Statistischen Bundesamt. „Verzerrungen der Ergebnisse und falsche Schlussfolgerungen könnten die Folge sein.“ Die Auskunftspflicht ist im Mikrozensusgesetz in Verbindung mit dem Bundesstatistikgesetz geregelt. Auf freiwillig zu beantwortende Fragen wird gesondert hingewiesen. „Wenn Sie Ihrer Auskunftsverpflichtung nicht nachkommen, kann das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein Zwangs- und Bußgelder verhängen“, heißt es auf der Interneseite der Datenschutzbeauftragten der Hansestadt Hamburg – die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu 5000 Euro geahndet werden. Mikrozensus und Zensus: Das sind die Unterschiede: Der jährlich stattfindende Mikrozensus ist nicht zu verwechseln mit dem Zensus, der großen Bevölkerungs-,Gebäude- und Wohnungszählung, die es zuletzt 2011 in Deutschland gab. Eigentlich sollte in diesem Jahr der nächste stattfinden, wurde aber wegen Corona auf 2022 verschoben. Beim Zensus 2022 soll ermittelt werden, wie viele Menschen in Deutschland leben, wie sie wohnen und arbeiten. In erster Linie werden hierfür Daten aus Verwaltungsregistern genutzt – nur etwa zehn Prozent der deutschen Haushalte werden zusätzlich befragt, um die Qualität der Datenbasis zu verbessern. Der Fragenkatalog ist deutlich abgespeckt im Vergleich zum Mikrozensus. Außerdem werden beim Zensus 2022 alle Eigentümer und Verwalter von Wohnraum postalisch angeschrieben und zu jeweiligen Gebäuden und Wohnungen befragt. „Unsere Infrastruktur kann nur dann richtig geplant werden, wenn man den Bedarf kennt. Präzise Bevölkerungszahlen liefern die Grundlage dafür“, heißt es von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder. Mikrozensus und Zensus: Was passiert mit meinen Daten? Die Behörden versichern, dass der Datenschutz sowohl beim Mikrozensus als auch beim Zensus 2022 strikt gewahrt werde. So werden die Angaben zu den Personen und deren Antworten getrennt gespeichert und für die Aufbereitung Ordnungsnummern zugewiesen. „Somit bleibt von Ihren Angaben letztlich nur ein aus Ziffern bestehender anonymisierter Datensatz“, heißt es in einer Info-Broschüre der Statistikämter. „Aussagen über Einzelne sind nicht möglich.“ Außerdem dürfen die für den Zensus 2022 erhobenen Daten nicht zu anderen Verwaltungsstellen wie Finanzamt, Meldebehörden oder Polizei nicht zurückgespielt werden. Für das unabhängige Landeszentrum für Datenschutz in Schleswig-Holstein ist das Verfahren „aus datenschutzrechtlicher Sicht nicht zu kritisieren“. Von Hannes Lintschnig