Kamala Harris: US-Vizepräsidentin ist für viele Frauen ein Vorbild

Es gibt diesen Witz zur Bundestagswahl im Herbst, dass man sich frage, wer denn die neue Bundeskanzlerin werde: Laschet, Söder oder Habeck? So sehr ist dieses Amt mittlerweile mit einer Frau verknüpft, seit 16 Jahren kennen wir nur Angela Merkel auf diesem Posten. Man könnte also meinen, für Frauen sei die Vorstellung, in eine solche Spitzenposition zu kommen, mittlerweile normal. Dass dem nicht so ist, zeigte sich diese Woche bei der Amtseinführung von US-Vizepräsidentin Kamala Harris. Als erste Frau zieht sie ins Weiße Haus ein und mit ihr die Hoffnungen unzähliger, meist junger, Frauen. „Ich bin vielleicht die erste Frau in diesem Amt, aber ich werde sicher nicht die letzte sein“, hatte Harris in einer eindrucksvollen Rede nach dem Wahlsieg im November verkündet und sich dann direkt an den weiblichen Nachwuchs gewandt: „Jedes kleine Mädchen, das heute Nacht zuschaut, sieht, dass die USA ein Land der Möglichkeiten sind“. Der Hype um Kamala Harris kennt keine Grenzen: Frauen können erfolgreich sein, Frauen können Führungskräfte werden – das wiederholen Politiker und Feministinnen auch im Jahr 2021 noch sehr oft und sehr laut. Doch Studien belegen, dass Frauen sich mehr zutrauen, wenn sie ein weibliches Vorbild haben. Eine andere Frau, die ihnen vorlebt, wie es gehen kann mit dem Weg an die Spitze. Der Hype um Harris kennt deswegen gerade keine Grenzen. Frauen jeden Alters bejubelten ihre Vereidigung leidenschaftlicher als die des neuen Präsidenten Joe Biden. Auf Twitter, wo Trumps Account noch am Tag des Machtwechsels in die Hände seines Nachfolgers überging, hat Harris zwei Millionen mehr Follower als Biden. Fashionmagazine in aller Welt beäugen ihren Stil, in der Februar-Ausgabe der amerikanischen Vogue ziert Harris den Titel. US-Vizepräsidentin ziert das Cover der amerikanischen Vogue: Dass sie bei ihrem ersten Auftritt nach der Wahl damals einen weißen Hosenanzug trug, verstanden Beobachter als Referenz an die Kämpferinnen der Frauenrechtsbewegung. Anfang des 20. Jahrhunderts gingen in Großbritannien und den USA weiß gekleidete Frauen für ein allgemeines Wahlrecht auf die Straße. Weiß wird außerdem oft assoziiert mit Fortschritt – es ist die Farbe der Flugzeuge - mit Reinheit und Perfektion. Perfekt ist auch Harris‘ Inszenierung. Auf Youtube gibt es ein Video mit ihrer Nichte, die Kleine sitzt dabei auf ihrem Schoß und sagt: „Ich kann ja nicht Präsidentin werden.“ Woraufhin Harris nonchalant antwortet: „Natürlich kannst du das werden – nur noch nicht jetzt.“ Einstweilen könnte Harris selbst die mächtigste Frau der Welt werden, nicht wenige ihrer Anhänger sehen sie schon jetzt als nächste Präsidentin. Sie könnte übernehmen, falls Biden aus Altersgründen vorzeitig abtritt. Und natürlich selbst in vier Jahren für das Oval Office kandidieren. Bei einer Wahl Nummer zwei werden und dennoch Pionier sein – das gelingt nicht jedem. Von Jasmin Off