Es sei noch „ zu früh am Tag“, um über die Zukunft von Theresa May zu diskutieren, so Boris Johnson. Mehrere britische Medien zitieren den früheren Bürgermeister von London und derzeitigen Außenminister mit diesen Worten. Es ist eine deutliche Distanzierung von Premierministerin Theresa May.
Auch andere Tory-Abgeordnete haben bereits einen Rücktritt Mays ins Spiel gebracht. So sagte Anna Soubry, May solle „über ihre Position nachdenken“. Auf die Frage, ob May Premierministerin bleiben könnte, antwortete Soubry: „Das ist ihre Sache.“ Politische Rückendeckung klingt anders.
Im Gegensatz zu Soubrys Äußerungen besitzt die Distanzierung Johnsons jedoch eine größere Brisanz. Denn traut man den britischen Buchmachern, dann ist Johnson derzeit der aussichtsreichste Kandidat für die May-Nachfolge. In den Ranglisten der Wettbüros ist Johnson über Nacht auf Platz zwei hinter May geschossen: Von einem 66/1-Verhältnis zu einem 8/1-Verhältnis. Man könnte also meinen, dass Boris Johnson sich bereits in Position bringt, um May zu beerben.
„Sie wird bleiben und ihre Meinung nicht ändern“
Auch andere Kandidaten werden von britischen Medien bereits ins Spiel gebracht, allen voran Brexit-Minister David Davis, Innenministerin Amber Rudd und Kanzler Philip Hammond.
Bisher macht May allerdings keine Anstalten, eine Aufgabe ihrer Position in Betracht zu ziehen. Das berichtete unter anderem die in Londoner Regierungskreisen gut vernetzte BBC-Journalistin Laura Kuenssberg. „Sie wird bleiben und ihre Meinung nicht ändern“, zitierte Kuenssberg ein hochrangiges Regierungsmitglied.
Dennoch stellt sich die Frage, was überhaupt im Falle eines Rücktritts passiert. Wie ist das Vorgehen? So würde die regierende Partei zuerst einen Interim-Premier bestimmen, der dann auf einem Parteitag bestätigt würde.
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Von RND/aks