Russland und Syrien haben ihre Luftangriffe auf Aleppo dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu zufolge am Dienstag um 10 Uhr vorerst eingestellt.
„Die Unterbrechung ist für die achtstündige humanitäre Pause nötig, die für diesen Donnerstag geplant ist“, sagte Schoigu am Dienstag der Agentur Tass zufolge.
Sechs Korridore für Zivilisten
Die syrische Armee werde sich so weit zurückziehen, dass Kämpfer ungehindert den Ostteil von Aleppo durch zwei Korridore verlassen könnten. Für Zivilisten würden sechs Korridore geöffnet.
Mit der Initiative soll zudem Militärexperten, die sich an diesem Mittwoch in Genf treffen wollten, mehr Spielraum gegeben werden, sagte Schoigu.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) befürwortete die angekündigte Waffenruhe, forderte aber weitere Schritte zur Deeskalation. „Acht Stunden reichen bei weitem nicht aus, um den dringend erforderlichen humanitären Zugang zu den belagerten Menschen in Ost-Aleppo zu ermöglichen“, erklärte Steinmeier am Dienstag in Berlin. „Mehr ist möglich, und mehr ist auch ein Gebot der Menschlichkeit.“
Aktivisten: Keine Luftangriffe seit frühem Morgen
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, sie habe seit dem frühen Morgen keine Luftangriffe mehr registriert. Allerdings seien zuvor bei heftigen Bombardierungen der Rebellengebiete im Osten Aleppos fünf Mitglieder einer Familie getötet worden, darunter drei Kinder.
Der Leiter der Menschenrechtler, Rami Abdel Rahman, bezweifelte jedoch, dass die Menschen Korridore nutzen, die vom Regime und von Russland überwacht werden. „Sie wollen einen Korridor, der von den UN überwacht wird, damit ein sicherer Abzug mit ihren Kindern gewährleistet wird“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Aleppo gehört in dem mehr als fünfjährigen Bürgerkrieg zu den umkämpftesten Gebieten. Syrische und russische Jets hatten in den vergangenen Wochen die heftigsten Luftangriffe seit Ausbruch des Konflikts geflogen.
In den Rebellengebieten im Osten der Stadt sollen noch rund 250.000 Menschen leben. Sie leiden unter einem massiven Mangel an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung.
Von dpa/afp/RND/zys