Apple filmt Straßen: Datenschützer sind skeptisch

Apple schickt ab kommenden Montag rund 80 Kamera-Autos los, um Straßenzüge in Deutschland abzufotografieren – auch im Norden. Sie sollen den Kartendienst des iPhone-Konzerns verbessern und dem neuen Panoramadienst „Look Around“ zugute kommen. Dies ist ein Konkurrenzprodukt zu „Google Street View“. Auch in Schleswig-Holstein werden die Fahrzeuge unterwegs sein. Dies geht aus einer extra dafür eingerichteten Internetseite des US-amerikanischen Großkonzerns hervor: 15 Landkreise und kreisfreie Städte im Norden werden dort aufgeführt – darunter Lübeck und Kiel. Weiter ins Detail gehen die Informationen bislang nicht. Gesichter und Autokennzeichen sollen unkenntlich gemacht werden: Schleswig-Holsteins Datenschutzbeauftragte Marit Hansen ist skeptisch: „Das Abfahren von Straßenzügen mit Kamera-Autos ist aus Datenschutzsicht problematisch, wenn in private Häuser hineingefilmt wird oder Menschen auf der Straße zu erkennen sind.“ Apple habe angekündigt, dass Gesichter und Autokennzeichen vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht werden sollen. „Es sind immer Momentaufnahmen, die dann aber für einige Jahre online abrufbar sein können“, warnt Hansen. „Nicht jeder mag es, wenn zu sehen ist, wenn teure Autos vor seinem Haus parken oder man seinen Garten nicht perfekt gepflegt hat.“ Es sei bei Apple von einem möglichen Widerspruch die Rede, wenn man nicht einverstanden sei, dass das Bild vom eigenen Haus veröffentlicht werde, führt Hansen aus. „Auch wenn man meint, von einem vorbeifahrenden Kamera-Auto gefilmt worden zu sein, kann man der Datenspeicherung widersprechen, zum Beispiel wenn man trotz Gesichtsverpixelung erkennbar sein könnte. Dieser Widerspruch soll sich auf die gespeicherten Rohdaten und nicht erst bei der Veröffentlichung auswirken“, erklärt Hansen. Die Datenschutzbeauftragte konnte noch keine aussagekräftigen Informationen auf der Apple-Webseite dazu finden, wie genau die Daten im Kamera-Wagen und auf den amerikanischen Servern verarbeitet werden und wie man Widerspruch einlegen kann. „Da Apple-Autos bereits in anderen Ländern längst unterwegs sind, wundere ich mich über die spärlichen Informationen.“ Apple verzichtet auf Aufzeichnung von WLan-Daten: Anders als Google vor neun Jahren verzichte Apple anscheinend auf die Aufzeichnung von WLan-Daten aus der Umgebung, sagt Hansen: „Ein Punkt weniger, um den sich Datenschützer Sorgen machen müssen.“ Damals hatte es vor allem in Schleswig-Holstein von Seiten der Kommunen und Bürger einen massiven Protest gegen Googles Vorhaben gegeben, im Norden Straßenzüge zu fotografieren und ins Internet zu stellen. Der Konzern machte daraufhin mit seinen Kamera-Autos einen großen Bogen um Schleswig-Holstein und konzentrierte sich auf die Metropolen. Erst Jahre später waren auch auf dem Land solche Fahrzeuge im Einsatz. Die aufgezeichneten Bilder seien laut Konzern jedoch nicht veröffentlicht worden und sollten lediglich der Verbesserung des Kartendienstes „Google Maps“ dienen. „Die Menschen sind sensibel, was Datenschutz angeht. Aber auch die Firmen haben verstanden, dass eine gierige oder übergriffige Datenverarbeitung ihren Ruf schädigen kann. Mein Rat an Apple ist, dafür zu sorgen, dass die Bilder mit Menschen und Fahrzeugen schnellstmöglich verpixelt werden und alle Widersprüche professionell umgesetzt werden, damit gar kein Aufschrei nötig ist“, sagt Hansen. Wichtig sei, für mehr Transparenz, was die Verarbeitung der Aufnahmen angeht, zu sorgen. Urlauber können sich vorab über den Zielort informieren: Auch die Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein (Tash) hat sich mit Apples Vorhaben beschäftigt. Geschäftsführerin Bettina Bunge sagt: „Die Digitalisierung treibt auch den Strukturwandel im Tourismus weiter voran. 2018 wurden erstmals mehr Urlaubsreisen per Online-Buchung gebucht als im persönlichen Kontakt.“ Vor der Buchung stehe die Information über das Reiseziel und auch da sei das Internet mittlerweile ein bevorzugtes Informationsmedium. „Aus touristischer Sicht ist es für potenzielle Schleswig-Holstein-Gäste ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenn sie sich im Vorfeld und am Urlaubsort über die Gegebenheit eines angepeilten Zieles informieren können. Auch für Geschäftsreisende, die zu einer Tagung nach Schleswig-Holstein kommen, ist es interessant, sich vorher mit den Gegebenheiten vertraut machen zu können“, sagt Bunge. Für die lokale Bevölkerung müsse aber in jedem Fall sichergestellt sein, dass die deutschen Datenschutzbestimmungen eingehalten und persönliche Belange von Apple berücksichtigt werden. Auch der Geschäftsführer der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH, Christian Martin Lukas, begrüßt grundsätzlich solche Panoramadienste: „Gerade in der Phase der Inspiration beim Gesamtprodukt Reise ist es für unsere Gäste von Vorteil, sich durch eine fotorealistische Abbildung des Wunsch-Urlaubortes zu versichern, dass die eigene Vorstellung auch der Realität entspricht. So bleibt man vor unliebsamen Überraschungen verschont und baut Vertrauen zum Urlaubsort auf.“ Sebastian Musolf

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