Der Technologiekonzern Körber will in seinem Geschäftsfeld Tabak weltweit rund 800 Stellen abbauen, davon allein 500 bei der Hauni Maschinenbau AG in Hamburg-Bergedorf und 100 in Schwarzenbek. Für die zwei Tochterunternehmen in Grevesmühlen, Baltic Metalltechnik GmbH (Tabak, 150 Mitarbeiter) und Baltic Elektronik GmbH (Automation, 130 Mitarbeiter), sucht der Konzern jeweils strategische Investoren. Das teilten die Betriebsleitungen gestern den Belegschaften mit.
„Schockiert, aber insgesamt trotzdem gefasst“ hätten die Mitarbeiter auf die Nachrichten reagiert, sagte Henriette Viebig, die Sprecherin des Körber-Konzerns. Die Mitarbeiter wüssten schon seit einiger Zeit, dass die Auslastung der Werke nicht gut sei. Einige Werkshallen seien halbleer, und die Lage habe sich seit Jahresbeginn noch einmal dramatisch zugespitzt, so Viebig. Im Werk in Bergedorf arbeiteten Ende 2014 gut 2000 Beschäftigte — hier würde nach den neuen Plänen jede vierte Stelle wegfallen. Im Werk Schwarzenbek waren es 500 Beschäftigte, dort träfe es jeden fünften.
Der Konzern reagiere mit seinen Plänen auf den „beschleunigten, nachhaltigen Strukturwandel im Markt für die Herstellung von Zigaretten“. Ursachen seien vor allem „der sinkende globale Zigarettenkonsum, zunehmende Regulierung sowie die daraus resultierenden grundlegenden, strukturellen Veränderungen aufseiten der Zigarettenhersteller“. Auch der chinesische Markt, der 40 Prozent des Weltmarktes im Zigarettenkonsum darstellt, sei von Regulierungen und Restriktionen im Tabakmarkt betroffen und daher von deutlichem Rückgang geprägt. „Die Maßnahmen sind einschneidend und teilweise schmerzhaft, aber unerlässlich“, erklärte Christopher Somm, Vorstandsvorsitzender der Hauni Maschinenbau AG und Vorstandsmitglied der Körber AG. Umfang und Ablauf des Arbeitsplatzabbaus würden nun in Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern vereinbart. Was den Verkauf der Betriebe in Grevesmühlen angehe, wolle man „möglichst schnell Klarheit“ für die Mitarbeiter, aber in Verhandlungen mit Investoren gehe „Qualität vor Schnelligkeit“, sagte Viebig.
Es gebe tatsächlich ein Problem auf dem Markt mit großen Kunden, sagt Meike Lüdemann von der IG Metall. „Wir wussten, dass etwas getan werden muss, aber die Dimension ist heftig.“ Es handele sich um jeden vierten Körber-Arbeitsplatz im Norden. Die Gewerkschaft sei sich mit dem Vorstand einig, dass jetzt eine „freiwillige Phase“ beginnen soll, in der Möglichkeiten von Altersteilzeit und Frühverrentung ausgelotet werden sollen. Die Abbaupläne seien wahrscheinlich überdimensioniert, aber es sei noch zu früh, ein genaues Urteil zu fällen. Die IG Metall müsse sich zuerst alles genau ansehen. „Unser Ziel ist, ohne betriebsbedingte Kündigungen aus der Tür zu kommen“, erklärte Meike Lüdemann.
Christian Risch