Corona: Football-Zweitligist Lübeck Cougars 2020 nicht am Start

Angekündigt hatten die Cougars es schon vor Wochen, jetzt ist es offiziell: Lübecks Zweitliga-Footballer werden 2020 keine Pflichtspiele bestreiten. Der Klub hat dem American Football Verband Deutschland (AFVD) mitgeteilt, dass er für eine im September startende „Mini-Saison“ nicht zur Verfügung steht. Cougars konzentrieren sich auf 2021: Damit machen die „Berglöwen“ genau wie zahlreiche andere Erst- und Zweitliga-Teams von der sogenannten Exit-Option Gebrauch, verzichten aufgrund der Corona-Pandemie auf einen Start in 2020 und richten ihren Fokus nun auf die GFL2-Saison 2021. Lübecks Footballer 20 Monate ohne Pflichtspiel: Für die Lübecker bedeutet das, sie sind rund 20 Monate ohne Pflichtspiel. Die letzte Liga-Partie fand am 7. September 2019 gegen die Rostock Griffins statt (16:33), weiter geht es nun wohl erst Ende April oder Anfang Mai 2021. Kein spielfähiges Team durch Corona: „Das war für uns die einzig mögliche Entscheidung. Nach Gesprächen mit allen Trainern und Spielern war klar, dass wir als Folge der Corona-Pandemie keine spielfähige Mannschaft zur Verfügung haben. Und wir haben immer gesagt, dass wir nicht um jeden Preis eine Mannschaft an den Start bringen wollen, sondern es uns darum geht, die beste Entscheidung für den Verein, die Aktiven, Trainer, Ehrenamtler und Fans zu treffen. Deshalb war der Verzicht für uns alternativlos“, erklärt der USC-Vorsitzende Michael Wieschendorf. „Aussteigern“ drohen plötzlich Strafen: Überrascht waren die Lübecker allerdings darüber, dass der Verband sich bei der Änderung des Lizenzstatutes nicht an die Absprachen mit den Vereinen gehalten hat. Denn statt einer freiwilligen Teilnahme am Spielbetrieb ohne Sanktionen für „Aussteiger“ ist dort plötzlich die Rede von möglichen Geldstrafen oder gar einer Verweigerung der Lizenz für 2021 für Vereine, die in diesem Jahr von der Exit-Option Gebrauch machen und den Startverzicht nicht hinreichend begründen. Lübecker stehen zu ihrer Entscheidung: „Das ist schon etwas schräg“, gesteht Wieschendorf, „doch an unserer Entscheidung ändert das nichts. Wir haben dem Verband unsere Gründe mitgeteilt und gehen davon aus, dass diese auch akzeptiert werden und wir 2021 wieder ganz normal in der GFL2 an den Start gehen.“ Cougars mit neuem Trainingskonzept: Untätig bleiben die Berglöwen bis dahin allerdings nicht. Die Coaches um Offensive Coordinator Stephan Starcke haben in den vergangenen Wochen ein neues Trainingskonzept entwickelt. Neben einem wöchentlichen Athletik-Training, geleitet von Quarterback Drew Hill, und wöchentlichen Web-Seminaren, starten die Cougars eine Summer Passing League (SPL). US-Colleges als Vorbild: Dazu wurden vier Teams á zehn Cougars-Spieler gebildet, die jede Woche gegeneinander spielen und um den Cougars-SPL-Titel spielen. „Eine Passing League ist ein in den USA bewährtes Konzept für eine Offseason. An vielen Highschools und Colleges wird das gemacht, um footballnah in Bewegung zu bleiben, weiter an den Skills zu arbeiten und insbesondere Spaß zu haben“, erklärt Special-Teams-Coordinator Max Groß, der an diesem Samstag erstmals wieder eine Übungseinheit mit Kicker Eric Schlomm absolviert. Auch Kiel, Elmshorn, Rostock und Hamburg nicht am Start: Aber nicht nur Lübeck wird 2020 zur footballfreien Zone, im gesamten Norden ruht das Leder-Ei. Denn auch die Erstligisten Kiel Baltic Hurricanes und Elmshorn Fighting Pirates sowie Cougars-Ligakonkurrent Rostock Griffins haben die Exit-Option gezogen. Am Abend erklärte dann mit Zweitligist Hamburg Huskies der letzte Top-Klub seinen Start-Verzicht 2020. In der GFL haben sich insgesamt sogar zehn der 16 Klubs gegen eine Teilnahme an der „Mini-Saison“ entschieden. U19-Junioren hoffen noch auf eine Saison 2020: Ein klein wenig Hoffnung auf Liga-Partien gibt es bei den Berglöwen allerdings noch – die U19-Junioren sollen wie geplant in der Nord-Gruppe der Nachwuchs-Bundesliga GFL Juniors an den Start gehen. Ob und in welcher Form dort eine Saison möglich ist, steht allerdings auch noch in den Sternen. Bis Anfang August soll hier eine Entscheidung fallen. Verband und Vereinen läuft die Zeit davon: Allerdings läuft Verband und Vereinen die Zeit davon. Ursprünglich hatte man den 26. Juli als „Point of no Return“ festgelegt und vereinbart, dass es keinen Ligenbetrieb gibt, wenn bis dahin nicht überall uneingeschränktes Mannschaftstraining möglich ist. Und davon sind viele Bundesländer zwei Tage vor Ablauf der selbstgesetzten Frist noch weit entfernt... Von Axel Wronowski