Behlendorf: Die große Pläne von Springreiterin Freya Sophie Langhans

Staubwölkchen steigen aus dem braunen Fell von „Curt“ auf, während Freya Sophie Langhans ihn mit dem Striegel ausbürstet. Als das Mädchen fertig ist, krault sie dem 14-jährigen Springpferd die Nüstern, „Curt“ schnuppert und streckt die Zunge heraus, Freya lacht. Die beiden sind ein eingeschweißtes Team. Pferd und Reiterin stehen im Stall auf dem Gutshof in Behlendorf, den Familie Langhans gepachtet hat. Die Neuntklässlerin ist gerade aus der Schule gekommen und direkt Richtung Stallungen verschwunden, um ihr Pferd für das heutige Training vorzubereiten. Aktuell trainiert das Duo für das Hallenturnier Nordic Jumping in Negernbötel bei Segeberg (17./18. und 21./22. November). Ist „Curt“ aufgesattelt, will er schon losstürmen. Kaum aufzuhalten ist er – so wie seine Reiterin, denn die hat große Pläne: „Ich möchte weiterkommen, etwas erreichen und immer besser werden.“ Das ist ihr persönlicher Anspruch. Im Video: Freya und „Curt“ reiten ihren ersten M**-Parcours: 2021: Freya muss sich im Junioren-Bereich herantasten: Ende dieses Jahres wächst die 14-Jährige aus dem Children-Niveau heraus und gehört zu den Junioren. Dann wird die Latte wortwörtlich eine Stufe höhergeschraubt. Damit fängt das Gespann wieder unten an und muss sich langsam von dem 1,30- bis 1,35-Niveau auf Höhen von 1,40 und 1,45 Meter herantasten. Besonders schade sei es da natürlich, dass viele Wettkämpfe wegen Corona in diesem Jahr ausgefallen sind, erzählt Freya. Dort hätten sie und „Curt“ noch Erfahrungen mit dem neuen Niveau machen können. Doch trotzdem hatten sie ein gutes Jahr, landeten bei Landesmeisterschaften in Segeberg auf dem 1. Platz und holten bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Riesenbeck Bronze. Seit drei Jahren sind die beiden im Landeskader Children und seit zwei Jahren sogar im Bundeskader der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). „Zum Ende der Hallensaison möchte ich S* (1,40 Meter) schaffen“, sagt Freya. Ein ehrgeiziges Ziel, weiß die junge Reiterin. Dafür investiert sie viel Zeit ins Training und fährt bei Bedarf auch knapp 120 Kilometer nach Fehmarn, wo die Behlendorferin und ihr Pferd von Ausbilder Peter Rauert für den Fehmarnschen Ringreiterverein trainiert werden. „Ich habe da einen tollen Trainer, der mich dahin gebracht hat, wo ich jetzt bin“, erklärt sie den großen Aufwand. Zum Training kommen Turniere in ganz Deutschland und Europa, das Ausbilden der beiden fünfjährigen Jungpferde „Qualita“ und „Hailey“, die vielleicht einmal „Curts“ Erbe antreten könnten, natürlich die neunte Klasse auf einem Ratzeburger Gymnasium und Klavierstunden. Wie sie alles unter einen Hut bekommt? „Es funktionier einfach“, sagt Freya und zuckt grinsend mit den Schultern. „Ich hatte noch nie das Gefühl, dass ich irgendetwas aufgeben muss.“ Lesen sie dazu auch: Gegen den Trend: Mehr junge Reiter auf Fehmarn und in Lübeck Leidenschaft fürs Reiten hat schon im Kinderwagen angefangen: Mittlerweile ist die 14-Jährige aufgesessen und dreht ein paar Aufwärmrunden auf dem Reitplatz. Hochkonzentriert lenkt sie „Curt“ über den Sand, während ihre Mutter Beeke Langhans schon einmal das Hindernis aufbaut. Sie ist indirekt für die Leidenschaft ihrer Tochter verantwortlich, hatte sie die kleine Freya doch immer dabei, als sie selbst geritten hat. „Ich habe immer ein Pferd gehabt – und ein Pony immer dabei“, erzählt sie. „Freya hat dann schon immer in der Karre gemeckert, dass sie mit rauf will.“ So kam eins zum anderen, bis die damals Dreijährige ihr erstes Turnier auf einem Pony ritt. Von Anfang an habe das Mädchen Wettkämpfe reiten wollen. „Freya sucht die Herausforderung“, sagt ihre Mutter. Das hat sich auch gezeigt, als sie mit gerade einmal 13 Jahren in Segeberg einen S*-Parcours mit „Curt“ geritten ist: Die 1,40 Meter hohen Hindernisse und Wassergraben haben Beeke Langhans schon ein bisschen aufgeregt werden lassen. Aber sie vertraut ihrer Tochter und ihrem Pferd. „Wir haben eine Abmachung“, erklärt sie. „Wenn sie merkt, dass es nicht so läuft, dass es nicht geht, hört sie auf.“ Dass Freya aufgehört hat, sei allerdings noch nie vorgekommen. „Die hat Pläne“, sagt Beeke Langhans und richten den Blick auf ihre Tochter. Freya und „Curt“ sind warm geritten und nehmen gerade das erste Hindernis – das letzte wird es sicherlich nicht gewesen sein. Von Saskia Hassink