Derbysieger! VfL Lübeck-Schwartau bezwingt HSV Hamburg 31:28

Lukas Ossenkopp jagt den Siebenmeter übers Tor in die Bretterwand. Aus und vorbei. Schwartaus Spieler springen auf, jubeln und tanzen im Kreis. „Derbysieg, Derbysieg!“ Mit einem offensiven Feuerwerk ringt der VfL Lübeck-Schwartau den HSV Hamburg mit 31:28 (18:14) nieder, der dritte Sieg im vierten Zweitliga-Duell. Und das hatte vor allem nach der Pause einen Hauptdarsteller: Dennis Klockmann. 14 Paraden, darunter drei Siebenmeter, und das in entscheidenden Phasen ebneten den Weg für den fünften VfL-Sieg in Folge. „Das Spiel hatte eine volle Halle verdient, es war super, sehr intensiv – mit einer überragenden ersten Halbzeit“, freute sich Manager Daniel Pankofer. Klockmann hätte sich Fans gewünscht: „Das hätte den Sieg noch bedeutsamer gemacht, aber Derbysieg bleibt Derbysieg.“ Ex-HSVer Schult dreht auf: In der diesmal nicht so unterkühlten Hansehalle, in der statt Zuschauer reichlich Werbebanner auf den leer verordneten Plätzen „saßen“, hielten sich beide Teams nicht lange mit Abtasten auf. Vor allem ein Ex-HSVer sprühte vor Tatendrang: Jan Schult. Der 34-Jährige wirkte wie aufgedreht, so als wollte er das Spiel allein entscheiden. Er war nicht zu bremsen, sorgte für vier der ersten fünf Schwartauer Tore. Der HSV antwortete mit seinen Tugenden: einem wendigen Spielmacher Leif Tissier, gutem Eins gegen Eins, aber vor allem einem starkem Spiel über Kreisläufer Niklas Weller. Der Lohn: Tissier sorgte per Unterarmwurf auch für die erste HSV-Führung (4:3/8.). Fünf VfL-Treffer in Folge – Jansen sauer: Doch mit jeder Minute mehr fand die VfL-Abwehr einen besseren Zugriff, vor allem im Mittelblock, steigerte sich zudem Keeper Klockmann dahinter. Da auch vorn Janik Schrader auf Halbrechts in das flüssige, von Vorjahres-MVP Julius Lindskog Andersson befeuerte VfL-Spiel fand, drehte Schwartau das Spiel. Fünf Treffer in Folge – 10:6 (17.). Die Hamburger haderten zudem mit aus ihrer Sicht fragwürdigen Schiri-Entscheidungen. Selbst „Toto“ Jansen, sonst eher als Trainer der ruhigen Art bekannt, hatte den Kanal voll, verschaffte sich mit einem Klinsmann-Tritt – allerdings in die Holzbande – Luft. VfL Lübeck-Schwartau: Klockmann (1.-60./14 Paraden, davon 3 Siebenmeter), Conrad (für einen Siebenmeter) – Glabisch 3, Potratz, Gonschor, Raguse, Lindskog Andersson (4/3), Hansen 1, Löfström 4, Waschul 4, Schult 6, Versteijnen 4, Schrader 2, Kretschmer 3, Kasch. HSV Hamburg: Maier (2 Paraden), Kokoszka (2 Paraden) – Schimmelbauer 2, Fick, Tissier 3, Weller 6/1, Ossenkopp 5/5, Axmann, Gertges 3, Bauer 6, Forstbauer 2, Bergemann 1, Kleineidam, Feit . Siebenmeter: 3/3 – 6/10 (Klockmann pariert gegen Ossenkopp und Weller zweimal, Ossenkopp über das Tor). Zeitstrafen: 3 – 3. Spielfilm: 3:2 (5.), 3:4 (8.), 7:6 (13.), 10:6 (17.), 12:7 (20.), 18:14 (30.) HZ – 23:20 (40.), 25:23 (45.), 28:24 (51.), 31:27 (58.), 31:28 (60.) Ende. Waschul – die Entdeckung am Kreis: Es änderte aber nichts. Der VfL dominierte, brillierte. So beim 12:7 (20.) – ein schöner, durch Finn Kretschmer vollendeter Spielzug. Das offensive Feuerwerk offenbarte dabei unerwarteten Glanz. Martin Waschul, einst gefürchtete Rückraumkanonier, jetzt Abwehrchef, war die Entdeckung am Kreis. Vier Anspiele, vier Würfe, vier Tore. Top! Doch der HSV ließ nicht locker, setzte auf Tempo. Die Partie nun zeitweilig ein munteres Scheibenschießen, in der beide Deckungsreihen vergeblich um Stabilität rangen. Aber immer mit einem Vorteil für Schwartau. 18:14 zur Pause. 78 Prozent Wurfeffektivität – die besten 30 VfL-Minuten in dieser noch jungen Saison. Offensiv. „Das war wirklich überragend, wie die Jungs vorn gezaubert haben. Das hat man so lange nicht gesehen“, lobte Klockmann. Klockmann macht den Unterschied: Es blieb dabei. Der VfL hatte die Partie im Griff, gefiel weiterhin mit gutem Spiel über den Kreis (Löfström), führte so weiterhin klar (23:18/38.). Nur: In dem schnellen, sehr intensiven Spiel mehrten sich auch vorn die VfL-Fehler. Mal passte ein Zuspiel nicht, mal war ein Wurf zu früh. Der HSV witterte beim 23:25 (46.) Morgenluft, war drauf und dran das Momentum für sich zu nutzen. „Wir wussten, dass Hamburg zurückkommt. Da ist viel Qualität im Kader. Doch wir haben das clever gelöst“, befand Trainer Piotr Przybecki, „und wir hatten mit Klocki das Plus im Tor.“ Ob frei gegen Rechtsaußen Bergemann, Forstbauer oder Tissier – der 38-Jährige sorgte für die wichtigen, die spielentscheidenden Paraden, neun allein nach der Pause. Der VfL entzog sich so dem HSV-Zugriff, bog beim 28:24 (51.) auf die Siegerstraße ein. Den Sack machte schließlich Thees Glabisch mit seinem Treffer zum 31:27 (58.) zu. Von Jens Kürbis und Christian Schlichting