EM-Gold: Rose Oatley macht ihren Klub stolz

An den zwei Wochenenden zuvor war „Schrauben, Schrubben, Spachteln“ angesagt auf dem Hof Puls/Masler. Schließlich soll sich die Anlage wieder von ihrer besten Seite zeigen, wenn vom 3. bis 6. September die Granderheider Reitertage stattfinden. Vom Führzügel-Wettbewerb bis zur Dressur Kl. S reicht das Programm mit seinen 41 Prüfungen – alles eingebettet in ein Hygienekonzept (das keine Zuschauer vorsieht). 523 Reiter und 1234 Nennungen Das traditionsreiche Turnier erfährt beim zweiten Anlauf – ursprünglich war es für Ende Juni geplant – große Resonanz. 1234 Nennungen sind eingegangen, unter den 523 Reitern, die an den vier Tagen insgesamt 880 Pferde satteln, ist etwa Dressur-Ausbilderin Karin Lührs (Neversdorf), auch die Springreiter Rasmus Lüneburg (Hetlingen) und Sören von Rönne (Neuendeich) haben gemeldet. Und das nicht nur, weil es für viele ein Warm-Up ist für die diesmal zweigeteilten Landesturniere (Dressur: 18.-20.9., Springen: 25.-27.9.) in Bad Segeberg. Die Turniere beim PS Granderheide haben zudem einen hohen Stellenwert, weil viele erfolgreiche Reiter dem Klub angehören und entsprechende Standards etabliert sind. Mannschafts-Gold mit „Daddy Moon“ Den jüngsten großen Erfolg feierte dabei eine der Jüngsten im erfolgreichen Klub: Rose Oatley ist erst 13 Jahre alt und schon Dressur-Europameisterin. Mit ihrem Pony „Daddy Moon“ gewann sie jetzt in Ungarn Mannschafts-Gold und Einzel-Bronze. Viel mehr geht nicht als Ponyreiterin. Größte Fans sind Mama Kristy Oatley, viermalige Olympiateilnehmerin in der Dressur, und Papa Piotr Staczek, Ex-Fußball-Profi beim FC St. Pauli. Dazu die stolze Großmutter im fernen Australien und die Geschwister Oscar und Bennet. Nach Team-Gold für die vier deutschen Mädels samt Ponys und dann Bronze in der Einzelwertung lächelte Rose ihr größtes Zahnspangen-Lächeln. „Sie hat sich von ganzem Herzen gefreut, und das zeigt sie dann auch”, sagt die Mama, die ihrer Tochter genau diese Unbekümmertheit erhalten möchte. Reittalent in die Wiege gelegt: Alle drei Oatley-Kinder haben früh bei der Mutter vorne mit im Sattel gesessen. Als Rose vier Jahre alt war, setzte sie ihren Kopf durch und ging zur Pony-Reitschule. „Ich habe gewartet, bis sie so etwa sieben Jahre alt ist, erst dann haben wir ein Welsh-Pony für sie gekauft”, erinnert sich Kristy Oatley. Rose verblüffte alle mit der Ungezwungenheit, mit der sie auf jedem Pferd saß. „Als wäre sie ganz von selbst festgeklebt“, wundert sich selbst ihre Dressur erfahrene Mutter. Bewegungs- und Feingefühl scheinen ihr in die Wiege gelegt. Auch Kristy Oatley wurde als 12-Jährige von Deutschlands „Grand Dame” der Dressur, Rosemarie Springer, bei einem Dressurlehrgang in Australien entdeckt. In Deutschland konnte Springer dann das Ehepaar Karin und Herbert Rehbein (Grönwohld) für das Jungtalent begeistern – der Beginn einer langen Karriere. Nun drückt die ganze Familie auch die Daumen, wenn „Rosie“ und „Daddy Moon“ zum Championat fahren. Großmutter Rosalind, die – wenn möglich – glatt um den halben Globus fliegt, um ihre Enkelin zu unterstützen, erwarb 2019 auch den sechs Jahre alten Vize-Bundeschampion „Rock Revolution“, den Rose nur „Rocky“ ruft. Denn irgendwann wird sie für ihr Pony zu groß sein. Auch Mamas Pferde werden gesattelt: Viermal in der Woche geht es zum Reiten, vor Turnieren auch einmal mehr. „Das genügt”, findet ihre Mutter, die am Wochenende mit einem vierjährigen Nachwuchspferd beim Bundeschampionat Dressur in Warendorf ist. Neben „Daddy Moon“ reitet Rose ganz selbstverständlich auch die Pferde ihrer Mutter. Etwa „Düse“, den großen, braunen „Du Soleil“, mit dem Kristy Oatley bei Olympia und WM für Australien startete. Erste Erfahrungen auf ganz großer Bühne: Bis dahin ist es für „Rosie“ noch ein weiter Ritt. Aber die Richtung stimmt. Im April war sie mit Dressur-Ikone Isabell Werth Stargast beim 50. Ball des Sports in Wiesbaden, der sich zu Ehren des Sporthilfe-Gründers Josef Neckermann komplett um den Pferdesport drehte. In Aachen gewann die Lütjenseerin die Pony-Konkurrenz beim Aachen-Young Stars, einem der renommierten Nachwuchsturniere. Und Deutsche Meisterin ist sie auch schon. Ihrem Siegerlächeln haben die vielen Erfolg bisher nicht geschadet . . . Von Martina Brüske