Fußball-Regionalliga Nord: Vereine votieren für Saisonabbruch

Sinneswandel bei den Fußball-Regionalligisten: Innerhalb von nur einem Monat hat sich die Stimmung bei den Vereinen um 180 Grad gedreht: War die Fortsetzung des Spielbetriebs am 8. März laut Reenald Koch, Präsident des FC Eintracht Norderstedt und Vorsitzender des Regionalligaausschusses des Norddeutschen Fußball-Verbandes (NFV) noch „der ausdrückliche Wunsch der Vereine“, votiert mittlerweile wohl die Mehrheit für den Abbruch. Das genaue Ergebnis des Meinungsbildes soll dem NFV am Donnerstag (8. April) bei einer Videokonferenz mitgeteilt werden. Keine Auf- und keine Absteiger: Altonas Sportlicher Leiter Richard Golz und Delmenhorsts 2. Vorsitzender Bastian Fuhrken hatten bei den Vereinen der Nord- und der Süd-Staffel nachgefragt – und das Ergebnis ist eindeutig: Demnach plädierten zwei Drittel der 22 Klubs dafür, dass es keine Absteiger aber auch keine Aufsteiger aus den Oberligen geben soll. „Zudem ist mein Eindruck, dass die große Mehrheit jetzt auch den Abbruch der Saison will“, sagt Frank Salomon, Sportchef des 1. FC Phönix Lübeck. Timo Gothmann, Teammanager des Oberligisten SV Todesfelde, dem einzigen Regionalliga-Aspiranten aus Schleswig-Holstein, reagiert mit Verständnis auf den Wunsch der Regionalligisten, nach dem es keine Absteiger und keine Aufsteiger aus der Oberliga geben soll. „Es wäre unfair, eine Mannschaft mit nur fünf oder sechs Spielen absteigen zu lassen. Wir aber haben für die Regionalliga gemeldet und dafür auch die baulichen Voraussetzungen geschaffen und wollen auch aufsteigen.“ Klar ist für Gothmann: „Wir brauchen endlich eine klare Entscheidung. Aber vor der wird sich von Ministerpräsidentenkonferenz zu Ministerpräsidentenkonferenz gedrückt.“ Er steht hinter der Entscheidung: „Wir dürfen wie auch die Flensburger noch nicht einmal in voller Mannschaftsstärke trainieren. Nach schon fünfmonatiger Pause benötigen wir eine gewisse Vorbereitungszeit und sehen wir uns nicht in der Lage, die Saison ab Ende April im Rhythmus Mittwoch-Samstag-Mittwoch durchzuziehen. Das geht auf die Gesundheit der Spieler – und die geht vor.“ 13 Spiele in einem Monat für Phönix Lübeck? Elf Punktspiele und zwei Partien im Landespokal hätten die Phönixer noch zu bestreiten, Altona käme auf 13 Punktspiele. Und das alles müsste vor dem 29. Mai erledigt sein. Denn da ist der Finaltag der Amateure angesetzt, sollen bundesweit die Endspiele in den Landespokal-Wettbewerben stattfinden. Am 5. und 12. Juni soll ein noch zu ermittelnder Regionalliga-Nord-Meister gegen einen Vertreter aus Bayern um den Drittliga-Aufstieg spielen. Regionalliga könnte zu groß werden: Auch in Sachen Ab- und Aufstieg sind sich die 22 Nord-Klubs weitestgehend einig. „Persönlich finde ich, dass man in der Regionalliga nicht eine Mannschaft nach nur sieben Spielen per Quotientenregel zum Absteiger oder in den Oberligen zum Aufstiegsrunden-Teilnehmer erklären kann“, sagt Salomon. Zudem fürchten alle Viertligisten, dass die Liga einfach zu groß wird. Denn aus den aktuell 22 Vereinen könnten in der kommenden Saison ohnehin schon 24 werden, falls die abstiegsgefährdeten Drittligisten VfB Lübeck und SV Meppen den Klassenerhalt nicht schaffen – und der Nord-Meister den Aufstieg in Liga drei verpasst. Lesen Sie außerdem: Regionalliga Nord vor Saisonabbruch SHFV nominiert Fußballer des Jahres Im Worst-Case-Szenario ging man beim NFV für die kommende Saison sogar von 26 Vereinen aus, die in zwei Staffeln mit je 13 Teams spielen müssten. Die ersten fünf Mannschaften würden in eine Aufstiegsrunde gehen, die restlichen acht in eine Abstiegsrunde. Zehn würden dann in die entsprechenden Oberligen absteigen. „Wir müssen auf die 18 Vereine zurückkommen“, will Koch eine „Verwässerung“ der Regionalliga verhindern. „Es darf keine Hängepartie mehr geben“: „Natürlich ist das ist eine schwierige Lage für den Verband, aber ich erwarte bei der Videokonferenz konkrete Vorschläge. Es darf keine Hängepartie mehr geben“, fordert Salomon. Laut Koch wird sich der Phönix-Sportchef noch weiter gedulden müssen: „Wenn der Lockdown für die Regionalliga bis zum 18. April dauert und keine Ausnahmegenehmigung von den vier Bundesländern erteilt wird, dann wird es sehr, sehr schwer in die Saison zu starten.“ Ein aktuell drohender weiterer Lockdown könnte die Träume vom Neustart allerdings schnell platzen lassen. Von Christoph Staffen