Golf-Talent Philipa Gollan: Mit Trainer-Druck und Platzrekord zur Vizemeisterschaft

Adam Cockayne spielt seit seinem siebten Lebensjahr Golf. Der 42-Jährige ist Head Pro, Golf-Lehrer mit Diplom und A-Lizenz zum Trainieren – und das schon eine gefühlte Ewigkeit. Doch Philipa Gollan versetzt den Deutsch-Briten immer wieder in Erstaunen. Aktuell bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften auf Schloss Westerholt bei Recklinghausen. Das 15-jährige Ausnahmetalent des Lübeck-Travemünder Golf-Klubs (LTGK) begann „solide“, wie Cockayne sagt. Platz acht nach der ersten, Rang fünf nach der zweiten Runde. „Und dann habe ich zu ihr gesagt: Phili, die letzte Runde spielst du vier unter Par.“ Cockayne erhöhte den Druck. Und Philipa lieferte. 67 Schläge, fünf unter Par, Platzrekord und Meisterschaftssilber der U16-Jährigen. „Das ist phänomenal“, sagt Cockayne, „Phili kommt mit Druck besonders gut klar.“ So wie im Vorjahr, als die junge Neustädterin beim EM-Showdown im schottischen Musselburgh in einem Schlag-um-Schlag-Duell mit der jungen Pariserin Carla de Troia Gold gewann. Landesmeisterin mit 13 Schlägen Vorsprung: Beim Blick zurück ist Cockayne mit der „komischen Saison 2020“ sehr zufrieden. Mit komisch meint er Corona. Das Virus, das auch den Golfsport weltweit lähmte. Philipa Gollan musste so ihre „Lehrzeit“ an der Golf-Akademie in Florida nach fünf Monaten vorzeitig beenden. British-Girls, auch die US-Girls in Colorado – alles wurde abgesagt. Philipa spielte so zwei internationale Turniere in Berlin (Platz 11) und St. Leon-Rot (Rang 19), „um überhaupt Weltranglistenpunkte einzusammeln“. Bei den Jugend-Landesmeisterschaften sammelte sie dann Trophäen ein. Sieg in der Gesamtwertung (inklusive U18) – und das mit satten 13 Schlägen Vorsprung, U16-Meisterin sowieso. Und jetzt DM-Silber hinter der Nationalspielerin Charlotte Back. Wintertraining in Travemünde: Die Zusammenarbeit mit Philipa (Handicap +3,3), Cockayne bezeichnet sie immer wieder gern als „Geschenk. Phili ist mental stark, ehrgeizig, fokussiert, will alles wissen. Golf ist ihr Leben.“ Und Cockayne will es behutsam aufbauen. Deshalb hat er jetzt erst einmal eine kleine Pause angesetzt. Mitte Oktober ist noch ein Turnier in St. Leon-Rot geplant. „Und dann beginnen wir mit dem Wintertraining.“ In Travemünde. „So lange nicht minus fünf Grad sind, können wir draußen trainieren.“ Denn für 2021 sind die Höhepunkte schon fixiert – die US- und British Girls. Und dann sind da noch die „Deutschen“, die Philipa noch einmal in der U16 spielen kann. Cockayne legt die Latte mit einem Schmunzeln schon mal hoch: „Nach Silber ist ja wohl Gold das Ziel.“ Doch mit Druck kann sein Schützling ja gut umgehen. Von Jens Kürbis