Hilferuf an die Politik: HSG Ostsee N/G droht das Aus

Die Drittliga-Handballer der HSG Ostsee Neustadt/Grömitz hängen in der Warteschleife – und das in mehreren Bereichen. Der Spielbetrieb ist bis zum 28. Februar ausgesetzt. Wie es danach weitergeht, ist weiterhin offen. Denn die Hallen sind mindestens bis zum 7. März geschlossen, öffnen sich für den Profisport nur mit strengen Hygienekonzepten. „Doch das ist flächendeckend nicht überall der Fall. Die 3. Liga hängt da mittendrin, zudem gibt es Unterschiede bei Männern und Frauen“, sagt Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handballbundes (DHB), und kündigt in den nächsten Tagen eine Entscheidung an. Wenn überhaupt, ist mit einem Spielbetrieb erst nach einer vorgeschalteten Trainingsphase erst ab Mitte April zu rechnen. HSG aktiviert Abgeordnete aus Ostholstein: Ungeachtet dessen, will die HSG ab 7. März wieder ins Training einsteigen. Doch weitaus gravierender sind die finanziellen Probleme. Geschäftsführer Peer Grenke-Klimstein hatte sich deshalb Anfang Dezember in einem Brief an SH-Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack gewandt – mit der Bitte um eine Billigkeitsleistung im Sinne des § 53 der Landeshaushaltsordnung. Auch, weil diese den Topteams THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt sowie dem VfL Lübeck-Schwartau und TSV Nord-Harrislee (Damen) mit insgesamt 527 000 Euro gewährt wurde. Nur: „Eine Antwort haben wir bis heute nicht erhalten“, erklärt Grenke-Klimstein, der deshalb jetzt die Landtagsabgeordneten aus Ostholstein aktiviert hat. „Wir haben sie schriftlich und zum Teil im direkten Gespräch in Kiel um Hilfe gebeten.“ Denn der HSG geht finanziell die Luft aus. „Wir haben 26 Angestellte, deren Verdienst zwischen 300 und 1200 Euro inklusive Fahrgeld liegt. Durch das geringe Gehaltsvolumen können wir keine Kurzarbeit und auch keine normalen umsatzbezogenen Corona-Hilfen beantragen“, erklärt Grenke-Klimstein. Als Profiverein gilt die HSG dennoch. 350 000 Euro für MV-Drittligisten: Aus dem Bundesfond für entgangene Zuschauereinnahmen gab es bisher 8900 Euro. Für das laufende Quartal erwartet der Ostsee-Chef keine Zuwendungen, „da unsere Vorjahreseinnahmen nicht so hoch waren“. Da die HSG weiterhin die Grundgehälter zahlt, zudem weitere Ausgaben hat, wird es langsam eng. Deshalb sendet Grenke-Klimstein erneut einen Hilferuf nach Kiel. Auch mit dem Verweis zu den Nachbarn. Mecklenburg-Vorpommern unterstützt die semi- und professionellen Vereine bis Ende 2021 mit 3,5 Millionen Euro. Darunter fallen auch die Handball-Drittligisten. Die Stiere aus Schwerin erhielten bereits gut 174 000 Euro, der HC Empor Rostock wird mit 177 000 Euro unterstützt. Das ist mehr als die HSG in ihrem Etat ausweist (160 000 Euro). In den Topf haben bisher lokale Unternehmen eingezahlt. „Das sind vor allem Hotel- und Gastronomiebetriebe, die selbst Probleme haben“, sagt Grenke-Klimstein und malt ein düsteres Bild: „Stand jetzt werden wir ohne Hilfe aus finanziellen Gründen den Spielbetrieb einstellen müssen. Damit bricht der einzige Profiklub aus Ostholstein weg.“ Unter dem Hintergrund erwartet er zumindest eine Antwort aus Kiel. Von Jens Kürbis