Kaltstart für Deutschlands Ruderer bei EM auf dem Lago de Varese

Varese, die Citta Giardino, die geschichtsträchtige Gartenstadt nördlich von Mailand, ist für Deutschlands Ruderer der nächste Stopp auf der Road to Tokio, dem Weg zu den Olympischen Spielen. Nach einer von der Corona-Pandemie überschatteten Saison, die nahezu alle Wettkämpfe platzen ließ, ist die am Freitag (9. April) beginnende EM in Italien der erste internationale Gradmesser. Beim ungewohnten Kaltstart schickt der deutsche Verband zwölf Boote in den olympischen Klassen ins Rennen. Hillemann: EM als Testrennen für Frauen-Achter: Larina Hillemann von der Lübecker RG soll dabei den Deutschland-Achter der Frauen sieben Monate nach EM-Silber in Polen wieder zum Erfolg steuern. Doch eine erneute Medaille hat keine Priorität. „Für uns ist die EM nicht der Höhepunkt. Das ist Mitte Mai die Olympia-Qualifikation in Luzern. Darauf ist alles ausgerichtet. Wir nutzen die EM, um noch einmal Sachen zu üben“, erklärt Hillemann. Die 24-Jährige, die mit ihren Mädels die „Frauen Riemen Deutschland GbR“ gegründet hat, dabei mit einer Art Crowdfunding der anderen Art um Förderer und Sponsoren wirbt, hat so vor allem den Start im Auge. „Auf den ersten 300 Metern waren wir zu langsam.“ Die EM ist eine erste Standortbestimmung – auch im Vergleich mit Rumänien, den Niederlanden und Russland, den Kontrahenten beim Kampf ums Olympia-Ticket. „Natürlich wollen wir gut performen. Wenn es eine Medaille wird, cool.“ Nur Schnell-, keine PCR-Tests: Bauchschmerzen bereitet Hillemann die Umsetzung des Hygienekonzeptes bei der EM, für die 620 Aktive aus 35 Nationen gemeldet sind. „Wir sind mit sieben Nationen in einem Hotel, haben keinen separaten Raum, stehen mit allen am Büffet an. Das ist schon schwierig, Abstand zu halten“, berichtet die gebürtige Reinbekerin. Auch, dass es nach der Ankunft nur Schnell- und keine PCR-Tests gegeben hat, habe sie überrascht. Hillemann: „Ich habe hier gemischte Gefühle.“ Dräger: „Top wäre Qualifikation fürs A-Finale.“: Während die Frauen- und Männer-Achter am Freitag nur ein Bahnverteilungsrennen ansteht, muss sich Frieda Hämmerling, die mit dem Doppelvierer in Polen Silber gewann, mit insgesamt elf Booten messen. Die ehemalige Ratzeburger Internatlerin will den damals siegreichen Niederländerinnen Paroli bieten. Für die gebürtige Lübeckerin Marie-Louise Dräger geht es mit Katrin Volk im leichten Doppelzweier gegen 16 Boote. „Der Vorlauf ist erst unser drittes gemeinsames Rennen. Top wäre die Qualifikation fürs A-Finale.“ Woldt: „Ein idealer Fingerzeig“: Während die EM vor Corona meist nur eine Nebenrolle spielte, ist es diesmal anders. „Für uns ist es ein idealer Fingerzeig, wo wir stehen“, sagt DRV-Sportdirektor Mario Woldt. Ziel ist, in der Nationenwertung wieder ganz oben mit dabei zu sein. Nach der EM stehen die drei Weltcups in Zagreb/Kroatien (30. April bis 2. Mai), Luzern/Schweiz (21. bis 23. Mai) und Sabaudia/Italien (4. bis 6. Juni) an. In Luzern werden zudem die letzten Tickets für Tokio (23. Juli bis 8. August) vergeben. Appel mit Doppelvierer im Trainingslager: Weit weg von der EM ist der Möllner Max Appel mit dem Doppelvierer. Das Olympia-Ticket bereits in der Tasche, lässt das Quartett die EM weg, ist stattdessen im portugiesischen Lago Azul im Trainingslager. „Das haben wir gemeinsam so entschieden“, erklärt Appel. Ein Grund war seine Meniskus-OP kurz vor Weihnachten. „Ich war so erst Ende Februar wieder fit.“ Im Trainingslager holen sich die Skuller jetzt ihren Feinschliff, um dann Ende April beim ersten Weltcup in Zagreb anzugreifen. Auch das wird ein ungewohnter Kaltstart. Von Jens Kürbis und Christoph Staffen