Lübecker Igor Wandtke: „Für Olympia kann nichts mehr anbrennen“

In der Hotel-Badewanne von Doha gönnte Igor Wandtke seinen schmerzenden Knochen eine erste Erholung. Denn nur wenige Stunden danach ging es zurück in die Heimat. Morgens um fünf Uhr wartete bereits das Shuttle zum Flughafen. Schulter, Knie – alles tat noch immer weh. Doch der Erfolg beim Masters Grand Prix im Wüstenstaat Katar wirkte wie Balsam. Denn mit Bronze – der ersten deutschen Masters-Medaille seit sieben Jahren – hat sich Lübecks Vorzeige-Judoka beim Turnier der 36 Weltbesten eindrucksvoll in der Spitze zurückgemeldet. Medaillenkandidat für Olympia: Mehr noch als das Lob des Bundestrainers („Mit der Leistung hier ist man auch ein Medaillenkandidat bei Olympia“) freute den 30-Jährigen, dass „in Sachen Olympia jetzt nichts mehr anbrennen kann“. Denn nach dem frühen Aus seines Kontrahenten, der Leverkusener Anthony Zingg, ist ihm das nationale Ticket nicht mehr zu nehmen, sind letzte Zweifel beseitigt. Und in der bereinigten Weltrangliste – nur die besten 18 und ein Starter pro Land sind bei Olympia dabei – machte er auch einen deutlichen Satz von Platz 17 aus nach vorn. „Das dürfte fünf, sechs Ränge nach vorn gehen, 740 Netto-Punkte, die ich in Doha gemacht habe, sind ein echtes Brett“, erklärte Wandtke, der sich nun freut, „nicht mehr bei jedem Turnier im Frühjahr an den Start gehen zu müssen. Jetzt kann die Olympia-Planung losgehen.“ Sieben PCR-Tests in zehn Tagen: Dabei war die Ausgangslage alles andere als rosig. Vor dem Masters standen viele Fragezeichen. Olympia-Verschiebung, Schulter-OP, Reha, Aus in Runde eins bei der EM im November – die vergangenen Monate waren intensiv. Der Wahl-Hannoveraner wusste nicht, wie hoch sein Leistungslevel sein würde. Dazu noch die äußeren Umstände in Doha. Das Leben in der Quarantäne-Blase zwischen Hotel und Halle war auch an ihm nicht spurlos vorüber gegangen. „Wir mussten bis zu 35 Stunden warten, ehe wir unser negatives Ergebnis hatten und das Zimmer verlassen durften. Dazu war das Hotel eher schäbig, eigentlich schon für eine Renovierung freigegeben“, berichtete Wandtke, der zudem sieben PCR-Tests in zehn Tagen über sich ergehen lassen musste. 2000 Euro Preisgeld: Der Erfolg und 2000 Euro Preisgeld („80 Prozent darf der Athlet behalten, 20 gehen an den Verband“) entschädigten für alles. Für Wandtke war das Masters-Bronze so Gold wert, auch wichtig für den Kopf: „Das gibt enormes Selbstvertrauen. Ich weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin.“ Und der führt nach Tokio, zu seinen zweiten Olympischen Spielen. Von Jens Kürbis