Lübecker Karate: Heinz-Dieter Lahann prägt den Kampfsport bis heute

Er hat die Karate-Szene in Lübeck geprägt. Dabei hätte Heinz-Dieter Lahann als Jugendlicher nicht weiter von der Kampfsportart entfernt sein können: Im beschaulichen Brodau (Schashagen) wuchs er auf. Höchstens Fußball sei da mal gespielt worden, erzählt Lahann zurückblickend. Am Sonnabend, 20. März, hat er jedoch als ältester aktiver Karateka in Schleswig-Holstein seinen 80. Geburtstag gefeiert. Wegen der Arbeit zog er 1966 nach Lübeck und habe dort nach einer Sportart gesucht. „Ein Mannschaftssport kam für mich nicht infrage – Kommunikation ist nicht so meine Stärke“, sagt er und lacht. „1968 hat dann der Lübecker Judo-Club eine neue Sportart eingeführt.“ An seinem ersten Karate-Training nahm der damals 27-Jährige in einer kleinen Gymnastikhalle teil und hat die Leidenschaft für die Kata (Stilübungen ohne Gegner) bis heute gehalten. „Kata ist die Perfektion des Karates“, erklärt Lahann. „Bei Kumite (freier Zweikampf, Anm. d. Red.) brauche ich eine gute Technik und kann Weltmeister werden. Bei der Kata müssen 20 bis 24 Einzeltechniken auf einem hohen Niveau gemacht werden. Das spiegelt die Kunst des Karates wieder.“ Lesen Sie auch Olympische Spiele: Lübecker Ruderin Marie-Lousie Dräger will nach Tokio Segeln: Kieler Woche 2021 aufgrund der Coronallage in den September verschoben SV Todesfelde meldet für die Regionalliga in der Saison 2021/22 Lahann begleitete Lübecker Karate-Talente bis in den Bundeskader: Über den Lübecker Judo-Club, den Karate-Dojo Lübeck und schließlich Rot-Weiß Moisling hat sich der 80-Jährige seit insgesamt 53 Jahren dieser Kunst verschrieben. Seit 1975 unterrichtet er Kinder und Jugendliche. „Das macht unglaublich viel Spaß, weil immer wieder Talente dabei sind“, sagt der Karateka. Den ein oder anderen Schüler hat er bis in den Bundeskader begleitet – darunter Lisa Storm, Philipp Stofla, Leah Stadnitschenko und Christopher Skottke. Auch Patrick Urban hat bei Lahann die ersten Techniken gelernt. Ob jemand Talent hat, erkennt Lahann schon beim ersten Training. „Es müssen gewisse Bedingungen erfüllt sein. Arme, Beine, Körper und Geist müssen beispielsweise in Einklang gebracht werden.“ Lahann wurde 2006 Deutscher Meister mit 66 Jahren: Lahann kann aber auch auf eigene Erfolge zurückblicken: Mit 66 Jahren holte er im Jahr 2007 bei der Deutschen Meisterschaft in seiner Altersklasse den Titel, wurde schon 2006 Vize-Meister und 2008 noch einmal Dritter. 2013 legte der Lübecker als weitaus ältester Teilnehmer die Prüfung zum 5. Dan ab – und das mit einem hervorragenden Ergebnis. „Ich war sehr gut vorbereitet“, sagt er. An seinem 80. Geburtstag wollte der Karateka eigentlich aufhören, das hatte er zumindest immer gesagt. Doch die Corona-Pandemie hat seinem Plan einen Strich durch die Rechnung gemacht. Erst müsse er einen Nachfolger finden, der bei Rot-Weiß Moisling seinen Platz einnimmt. Mit dieser Frage hat er sich am Sonnabend aber nicht beschäftigt, stattdessen Geburtstag gefeiert. Zwar musste die große Party coronabedingt ausfallen, doch nach einem Frühstück mit Lebenspartnerin Carmen Weber gab es Überraschungsgeschenke unter anderem auch von der RWM-Karate-Abteilung coronakonform überreicht. Von Saskia Hassink