Lübecker Ruderin Svea Pichner aus der Quarantäne auf den Campus

Auch für die neue Rosskastanie aus Deutschland gibt es kein Pardon: Self-Sequestering ist für Svea Pichner angesagt: Selbstabsonderung im Wohnheim in Columbus gleich nach der Landung in den USA. Frühstück, Mittag und Abendbrot werden der Lübeckerin vor die Wohnungstür gestellt. Insgesamt zehn Tage Isolation – willkommen in Columbus, an der Ohio State University. Svea Pichner zehn Tage in Quarantäne: Seit dem 2. Januar gehört die 19-Jährige von der Lübecker Frauen-Ruder-Gesellschaft, im vergangenen Winter von den LN-Lesern als „Talent des Jahres 2019“ gewählt, zum Sportteam der Ohio State Buckeyes, den Rosskastanien. „In den ersten zehn Tagen habe ich mich gut eingelebt, wohne mit zwei weiteren deutschen, zwei Amerikanerinnen und mit einer Italienerin in einem Wohnheim auf dem Campus“, berichtet Pichner. Die ersten Tage waren davon geprägt, anzukommen, einen Handyvertrag zu besorgen, ein Konto einzurichten und Dinge des täglichen Bedarfs zu besorgen. „Wir haben in unserer Wohnung auch ein Ruder-Ergometer und ein Rad, um auch in der Quarantäne zu trainieren, was sich allerdings anfangs als gar nicht so einfach erwies: Jetlag und Müdigkeit haben uns da durchaus begleitet.“ „Man verläuft sich gerne mal“: Mittlerweile hatte die Lübeckerin Zeit, sich den Campus für insgesamt mehr als 60 000 Studierende anzuschauen: „Der ist riesig und man verläuft sich gerne mal, deswegen sind wir meistens in Begleitung von anderen Internationalen aus dem Team, die uns eigentlich mit allem hier helfen.“ In Columbus studiert sie „International Business“, hat ein vierjähriges Sportstipendium. Viele Corona-Tests: Unumgänglich sind in Pandemie-Zeiten Corona Test: „Glücklicherweise war der erste negativ. Am Montag hatten wir den nächsten Test mit dem gesamten Team, um mit dem Training und dem Semester zu starten. Dazu kommen zwei weitere Untersuchungen von Ärzten, die das Go geben müssen. Das ist sehr ungewohnt und viel. Tests haben wir voraussichtlich zweimal pro Woche. Je näher die Saison rückt, werden sie wahrscheinlich noch öfter.“ Ruder-Konkurrenz ist groß: Neben dem Studium will sich die Vizeweltmeisterin im U19-Achter im Ruderteam verbessern. An den amerikanischen Universitäten hat der Sport einen hohen Stellenwert, zum Frauen-Team in Ohio gehören gut 60 Ruderinnen. Die Konkurrenz ist groß, wer nicht mitzieht, verliert schnell seinen Platz. Die Schwestern Annemieke und Calina Schanze vom Ratzeburger Ruderclub haben ebenfalls in den USA studiert und starteten weiter für den Deutschen Ruderverband: Im Vierer mit den beiden weiteren deutschen US-Girls Tabea Schendekehl und Ida Kruse holten sie 2017 Bronze bei der U23-Weltmeisterschaft. „Natürlich möchte ich für Deutschland starten“: „Man wird sehen, was sich ergibt in Richtung Nationalmannschaft. Kommunikation gab es da bis jetzt keine, aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht relevant. Natürlich möchte ich für Deutschland starten, aber das hat für mich gerade nicht die höchste Priorität“, sagt Svea Pichner, die zuerst in Columbus richtig ankommen möchte, sich ans Training, die Uni und das neue Zuhause gewöhnen will. In Lübeck wird sie von ihrer Mutter schon vermisst: „Klar, sie ist das jüngste unserer fünf Kinder. Aber mein Vater war Kapitän, der hat gesagt, dass man in die Welt hinaus müsse, um sie mit anderen Augen sehen zu können, Menschen kennenzulernen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Und Svea kommt in den Semesterferien im Sommer ja wieder für drei Monate nach Lübeck“, sagt Maren Pichner. Von Christoph Staffen