Miriam Butkereit nach Grand-Slam-Silber: „Habe noch eine Olympia-Chance“

Nach der Siegerehrung freute sich Miriam Butkereit nach einem langen Wettkampftag auf die ganz einfachen Dinge: „Endlich duschen und dann zur Pflege zu den Physios.“ Denn nach ihrem Überraschungssilber beim Judo-Grand-Slam von Tel Aviv war ihr Körper ein einziger Schmerz. An Schlaf war für die 26-Jährige vom TSV Glinde ohnehin nicht zu denken. Nicht nur ob des Adrenalinschubs, auch weil nachts um 2 Uhr schon das Shuttle zum Flughafen wartete. Mit dem Charterflieger des Weltverbandes ging es am Samstagmorgen via Istanbul zurück in die Heimat. Butkereit nach Finale kurz verärgert: Butkereit konnte sich da auch schon wieder über ihr drittes Grand-Slam-Silber freuen. „Endlich mal wieder eine Medaille. Natürlich bin ich happy.“ Denn der letzte große Erfolg, das Grand-Slam-Silber in Düsseldorf, ist exakt zwei Jahre her. Kurz nach der Finalniederlage gegen die französische Europameisterin Margaux Pinot durch die dritte Shido-Bestrafung hatte noch der Ärger überwogen. Butkereit war sauer, dass Pinot nicht schon nach zwei Minuten mit der dritten Shido-Bestrafung von der Matte musste. „Sie hat Sachen gemacht, die nicht erlaubt sind. Ich verstehe die Entscheidung nicht, habe mich darüber mächtig aufgeregt.“ Im Golden Score nach fast sieben Minuten Kampfzeit ging ihr dann die Puste aus: „Mir hat die Kraft gefehlt.“ Kampf um Olympia-Ticket neu entfacht: Doch das Silber von Tel Aviv, es hat goldenen Glanz. Denn mit der Holländerin Kim Polling hatte sie eine vierfache Europameisterin aus dem Weg geräumt, im Halbfinale gar die französische Weltmeisterin Eve Marie Gahie zum ersten Mal besiegt. Das hat auch die Diskussion um die Olympia-Nominierung neu entfacht. Das Tokio-Ticket, es schien Giovanna Scoccimarro (MTV Vorsfelde) so gut wie sicher. „Ich denke, dass ich nach EM-Platz fünf und jetzt Silber mit dem Sieg über Gahie noch immer eine Chance habe. Ich würde nicht sagen, dass da alles schon entschieden ist.“ Ganz klar: Butkereits Kampfgeist ist neu entfacht. Butkereit muss zum TÜV Nord: In Köln, wo sie am Olympiastützpunkt trainiert, ist jetzt erst einmal Ruhe angesagt. „Ich soll bis Mittwoch nicht in die Halle kommen, hat der Trainer gemeint“, erzählt sie. Zeit, um auch den Außenbandriss im linken Fuß auszukurieren. „Jetzt kümmere ich mich erst mal darum, damit ich wieder ohne Schmerzen Judo machen kann.“ Denn nach einem geplanten Konditions-Lehrgang auf La Palma steht erst im April in Antalya (Türkei) der nächste Wettkampf an. Bis dahin will sie auch noch in der Heimat in Stormarn vorbeischauen. Nicht nur, weil der TSV Glinde, wo sie als Sechsjährige mit dem Kampfsport begann, für sie „eine Herzensangelegenheit“ ist. „Ich muss mit meinem Auto zum TÜV“, erzählt sie lachend und verrät den Grund: „Ich habe immer noch mein OD-Kennzeichen für Oldesloe“. Das will sie auch nicht mehr hergeben. „Ich will ja irgendwann zurück in den Norden.“ Von Jens Kürbis