Motocross: Fynn-Niklas Tornau startet international durch

Es hat ein wenig gedauert, bis Fynn-Niklas Tornau endlich am Zielort angekommen war. Und das, obwohl der 18-Jährige geübt darin ist, Gas zu geben. Doch für die Tour aus dem ostholsteinischen Gremersdorf, wo er im Ortsteil Jahnshof lebt, einmal quer durch Deutschland und dann weiter bis wenige Kilometer vor den Gardasee hat er zwei Tage gebraucht. Im Wohnmobil, gemeinsam mit seinem Vater Axel (51), früher selbst Motocrosser und zugleich sein Mechaniker, ist er inzwischen angekommen in Pietramurata, der kleinen Ortschaft in der Provinz Trient mit ihrer überregional bedeutsamen Motocross-Strecke. Vor elf Jahren fanden hier erstmals Weltmeisterschaften statt, nun ist der 1550 Meter lange Offroad-Parcours Treffpunkt der internationalen Motocrosser, die auf der abschließenden Station des Grand-Prix-Kalenders 2020 um die letzten Punkte in WM- und EM-Wertung fahren. Internationale Premiere nach dem Abitur: Für Tornau ist es noch immer Neuland. Bis zum Abitur im Frühsommer waren schon die Termine der nationalen MX-Masters-Serie und der untergeordneten Norddeutschen Meisterschaften (NMX) nur mit Mühe mit der Schule in Einklang zu bringen. Dann kam Corona, eine große Rennpause und schließlich ein neuer Rennkalender, der ihn im August ins lettische Kegums führte. Eine internationale Premiere nach 1600 Kilometern Anreise, die er sich auf seiner KTM 250 SXF anders vorgestellt hatte. Nach Platz 21 im ersten Lauf der EMX Open wurde er im zweiten zwar trotz eines Sturzes 25., doch eine Gehirnerschütterung zog ihn anschließend aus dem Verkehr, die weiteren Rennen drei und sieben Tage später an gleicher Stelle musste er auslassen. Tornau „nervös“, aber „zufrieden“ in Lommel: Nach den beiden einzigen Stationen der MX-Masters in Grevenbroich und Tensfeld, wo er noch im Youngster Cup startete, kehrte er von seinem nächsten internationalen Starts zuletzt im belgischen Lommel zufriedener zurück. Dort war er erstmals im EMX 250-Klassement gestartet. „Noch ziemlich nervös“ und mit „einigem Respekt vor der Strecke und den Fahrern“ war er in der Quali zunächst nur 41. geworden, damit erster Ersatzfahrer. Lauf eins startete deshalb ohne ihn, im zweiten rückte er nach, fand aber „keinen Flow“ und finishte auf Rang 36. Die Quali für die nächsten Rennen drei Tage später schaffte er sicher, beendete die Läufe auf Rang 31 und schließlich sogar 29. Und das trotz eines „heftigen Startcrash“, bei dem er am Kurveneingang abgedrängt wurde, so über den Anlieger in einen Zaun sprang und erst mit einer halben Runde Rückstand wieder auf dem Bike saß. Erste Platzierung in den Punkten ist Tornaus Ziel: Für Italien hat sich der künftige Sportmanagement-Student – der sich für ein Fernstudium entschieden hat, „weil das leichter mit den Motorradsport zu kombinieren ist“ – nun den nächsten Schritt vorgenommen: „Mein Ziel ist es, erstmals in die Punkte zu fahren“, also unter die besten 20 zu kommen. Insgesamt hat er dafür sechs Rennen in der Woche vom 31. Oktober bis 8. November. Jeweils samstags sowie am Dienstag dazwischen werden je zwei EMX Open-Rennen gestartet, sonntags und am Mittwoch dazwischen sind die WM-Fahrer am Start. Die Motocross-Veranstalter haben sich für dieses Format entschieden, um noch möglichst viele Rennen auf dem Weg zum Titel anbieten zu können. Hygienekonzept für Tornau „überzeugend“: Dass dadurch auch die Fahrerlager eine Woche lang besonders frequentiert sind, schreckt Tornau auch in Corona-Zeiten nicht. „Das Gelände ist riesig, da sind die Abstände groß genug. Wir hatten zwar auch kurz überlegt, ob wir fahren, und zwischendurch auch eine Absage befürchtet. Aber das Hygienekonzept ist wirklich überzeugend.“ So darf der Mund-Nasen-Schutz nur während der Rennen abgenommen werden, Fahrer und Begleiter müssen bei der Ankunft einen negativen Corona-Test vorlegen, der maximal 72 Stunden alt ist, auf dem Gelände wird sofort ein weiterer Test vorgenommen, der dann binnen 24 Stunden ausgewertet ist. Dann steht einem Start nichts mehr im Weg – und eigentlich auch nicht seinen ersten internationalen Punkten . . . Von Christian Schlichting