Rallye Dakar: Dirk von Zitzewitz wartet auf Charterflug

Die Koffer sind gepackt, die To-Do-Liste ist abgearbeitet, der Haken hinterm Corona-Test am Hamburger Flughafen gesetzt. „Jetzt ist Familie und Weihnachten. Die Gans kann in den Ofen, die Geschenke können unter den Baum, nun wird gefeiert“, sagt Dirk von Zitzewitz. Für den 52-jährigen Karlshofer ist es die Ruhe vor dem Sturm, sind es die Stunden vor dem Abflug zur Rallye Dakar. Nur: Über der 42. Auflage, die am 2. Januar in Dschidda, zum zweiten Mal in Saudi Arabien, starten soll, steht ein großes Fragezeichen. Von Zitzewitz in der Warteschleife: „Saudi Arabien hat Anfang der Woche ein Einreiseverbot erlassen. Alle Grenzen sind dicht. Man will so die Einschleppung der in England und Südafrika entdeckten Coronavirus-Mutation unterbinden“, erklärt von Zitzewitz. Der französische Veranstalter ASO (Amaury Sport Organisation) arbeitet seitdem fieberhaft an einer Lösung, will nach Rücksprache mit den Saudis den Dakar-Tross nun mit Charterflugzeugen einfliegen. Frankfurt, München, Madrid, Paris und Barcelona sind die Europa-Startpunkte. „DvZ“ soll von München fliegen, „aber ich habe noch keine Bestätigung wann, ob am 26., 27. oder 28.“ Ob sein ehemaliger Pilot Giniel de Villiers und das Toyota-Team aus Südafrika kommt, ist gar ungewiss. „Keine Ahnung, wie sie das lösen. Da bin ich gespannt.“ Lesen Sie auch: Dirk von Zitzewitz und die Dakar Comeback nach Horrorunfall: Von Zitzewitz geht weiterhin davon aus, dass die Dakar am 2. Januar mit dem 10-Kilometer-Prolog startet. Der Top-Navigator, einer der weltbesten Fährtenleser und seit dem Sieg 2009 zum elitären Kreis der „Dakar Legends“ zählend, will dann im 440 PS starken Toyota Hilux sitzen. Es wird sein 19. Dakar-Start sein. Und doch ein ganz anderer, ein ganz besonderer. Nicht nur, weil die Rallye für ihn auf unbekanntem Terrain steigt, er neben seinem neuen Piloten, dem Saudi Yazeed Al Rajhi, sitzen wird. Es wird seine erste Dakar nach dem Horrorcrash bei der Ungarn-Baja im August 2019 sein. Die Wirbelsäule ist seitdem vom zweiten bis zum zehnten Brustwirbel versteift. Seitdem hat er um sein Comeback gekämpft. 14 Monate nach dem Unfall war es soweit. Im Oktober ist er zur Andalusien-Rallye ins Cockpit zurückgekehrt. „Eine große Herausforderung“: Vor einer Woche gab es bei der Baha Hail in Saudi Arabien den finalen Test. Ein Erfolg. Er hat Rajhi im Feld mit allen Dakar-Stars auf Rang vier navigiert. „Das war für alle Teams das Warm Up.“ Eine Erkenntnis: „Wir haben ein Top-Auto, können ums Podium mitfahren.“ Eine zweite: „Die vier Tage waren für mich extrem belastend, gerade für Nacken und Rücken. Das hatte ich mir einfacher vorgestellt.“ Er weiß jetzt: Die Dakar mit ihren zwölf Etappen und 5000 Prüfungskilometern wird „eine große Herausforderung, mental und körperlich. Ich habe mehr Respekt bekommen.“ Aber: Von Zitzewitz freut sich drauf: „Vor einem Jahr hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass ich in einem Top-Auto sitze und die Dakar fahre.“ Dakar-Tross in der Blase: Vom Hygienekonzept vor Ort ist er überzeugt. Einreisen darf nur, wer einen negativen Test vorweist. Nach der Ankunft geht es sofort ins Hotel, 48 Stunden in Quarantäne, dann gibt es den nächsten Test. „Während der Rallye dürfen wir uns nur im Biwak und im Auto aufhalten. Nur Tanken ist außerhalb erlaubt. Der gesamte Tross – und das sind mehr als 2000 Personen – ist in einer Blase. Es darf auch keiner in Hotels übernachten“, erklärt „DvZ“, der deshalb sein Wohnmobil mit OH-Kennzeichen via Marseille als eines von 679 Fahrzeugen mit verschiffen ließ. Von Zitzewitz: „Wegen Corona mache ich mir in Saudi Arabien keine Sorgen.“ Er hofft jetzt erst einmal, dass die Dakar überhaupt ins Rollen kommt, er seine Flugbestätigung erhält. Von Jens Kürbis