Reiter im Norden wollen zurück in den Sattel

Für den Mai trafen Turnierabsagen praktisch im Stundentakt beim Pferdesportverband Schleswig-Holstein in Bad Segeberg ein. Davon betroffen sind auch die Lübecker Reitertage (8.-10. Mai) sowie die Segeberger Reiter- und Fahrertage (9./10. Mai). Leistungsvergleich im Pferdesport – durchaus denkbar auf ländlicher Ebene und unter Auflagen – soll durchaus stattfinden, allerdings auf weniger als die Hälfte der ursprünglich geplanten Termine reduziert. Im Mai stemmt sich nur die GR Böbs gegen den Trend, für den Juni halten viele Vereine und Veranstalter derzeit aber noch an den geplanten Terminen fest. Das Motto: Bange machen gilt nicht – gescheite Ideen sind gefragt. Reitturnier in Böbs als Startschuss? Tatsächlich haben die ländlichen und regionalen Veranstaltungen in Zeiten der Corona-Krise eine Chance: zu zeigen, dass Turniersport stattfinden kann, aber eben unter Einhaltung der Abstandsregeln und mit hygienischen Vorsichtsmaßnahmen. Vorreiter könnte die RG Böbs werden, die ihr Turnier von 26. bis 28. Mai durchziehen will. „Wir warten nur auf Grünes Licht von der Politik. Natürlich wird alles in abgespeckter Form stattfinden, aber wir sind sicher, dass wir die aktuell geltenden Bestimmungen einhalten können“, sagt Jan-Philipp Schultz, der 2. Vorsitzende der RG Böbs. Nennungsschluss sei am 14. Mai, einen Tag vorher fällt die endgültige Entscheidung. Fehmarn-Pferde-Festival entzerrt Programm: Ein „Flaggschiff“ der Turnierszene in Schleswig-Holstein ist das Fehmarn-Pferde-Festival, das vom 18. bis 21. Juni auf der Ostseeinsel geplant ist. Und dabei soll es auch bleiben, unterstreicht der Vorsitzende des Fehmarnschen Ringreitervereins, Hinrich Köhlbrandt. „Wir haben uns zusammengesetzt und analysiert, was wir anders machen müssen“, so Köhlbrandt. Statt auf zwei Außenplätzen und in der Reithalle vier Tage lang Prüfungen laufen zu lassen, nahmen die Veranstalter das Programm auseinander und verteilten neu. Vom 18. - 21. Juni sollen nun auf einem großen Platz nur 14 Prüfungen stattfinden, sowohl Dressur, als auch Springen und begrenzt auf die Leistungsklassen 1-3. Preisgelder müssen gekürzt werden: Die Prüfungen von Kl. E bis L werden auf zwei Wochenenden im Juli verteilt. Auch dabei steht im Zentrum, die Gesamtzahl der Personen zu begrenzen, trotzdem aber den Turniercharakter zu wahren. „Alles was nicht erforderlich ist, Party, Gastronomietreffpunkt, Fohlenchampionat - wird auch nicht stattfinden“, so Köhlbrandt. Der Turnierchef wird auch Preisgelder für Prüfungen kürzen müssen: „Wir müssen auch damit rechnen, dass Sponsoren und Partner nicht im gleichen Maß wie in den Vorjahren sponsern können.“ Sportbetrieb muss wieder anlaufen: An eine Absage hat auch der Breitenburger RV keine Gedanken verschwendet. Das kleine, feine Event vom 26.-28. Juni wird von einem Verein organisiert, das ein prominentes Mitglied hat. Breido Graf zu Rantzau ist sowohl Chef über den Grund und Boden auf dem das Turnier am Schloss Breitenburg stattfindet, als auch Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, also dem nationalen Pferdesportverband. „Hinsichtlich der Besucherzahlen wird das ja bis vielleicht auf den Sonntag, gut zu regeln sein“, sagt Rantzau, „und ich möchte auch nicht das falsche Signal senden.“ Soll heißen: Sportbetrieb muss und sollte wieder anlaufen, Disziplin untereinander mit Blick auf die Eindämmung des Infektionsgeschehen ist genauso wichtig. Abgesagt Burg/Fehmarn (2./3. Mai) Lübecker Reitertage (8.-10. Mai) Segeberger Reiter- und Fahrertage (9./10. Mai) Lentföhrden (15.-17. Mai) Hornsmühlen (16./17. Mai) Lübeck-Wulfsdorf (22.-24. Mai) Kreisturnier Segeberg-Neumünster (5.-7. Juni) Hof Springbek/Reinfeld (12.-14. Juni) Sollen stattfinden Böbs (26.-28. Mai) Fehmarn-Pferde-Festival (18.-21. Juni) Granderheider Reitertage (26.-28. Juni) Breitenburg (26.-28. Juni) Anders als geplant wird das Reitturnier des Nationenreisreiters Jörg Naeve in Ehlersdorf stattfinden. Aus dem ursprünglich erstmals geplanten internationalen Turnier vom 16. - 19. Juli ist ein landesweites CSN geworden. „Ich habe das CSI abgesagt, weil sowohl die Kosten, als auch die Unsicherheit, ob überhaupt Reiterinnen und Reiter aus dem Ausland kommen würden, zu hoch ist“, stellt Nave klar, „aber ich möchte trotzdem für meine Kolleginnen und Kollegen und auch für uns Turniersport anbieten.“ Parallel hat Naeve bereits damit begonnen, die Realisierung von Abstandsregeln für Richter und Organisationsbereiche zu planen. Erfolge nicht leichtfertig verspielen: Und ganz gleich ob Fehmarn, Breitenburg oder Ehlersdorf – eines betonen alle Veranstalter unisono: Wichtig ist, die Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens unbedingt einzuhalten, um Erfolge nicht leichtfertig zu verspielen. Gleichzeitig kann der Pferdesport insgesamt nur überleben, wenn er stattfindet. Ein Signal, das auch für die am schwersten betroffenen Reitschulen und Vereine mit Schulbetrieb wichtig ist. Denn deren Existenz ist essenziell für den Pferdesport. Von Martina Brüske

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