Rollkunstlaufen: Dritter DM-Start, drittes DM-Gold für Emilia Zimermann

Sie strahlte, sie tanzte, sie rollte zu der Musik von „Dr. Schiwago“ fast wie auf Flügeln über das Hallenparkett im niedersächsischen Einbeck. Der Lohn: Gold. Die Medaille hat für Emilia Zimermann einen ganz besonderen Stellenwert. Nicht, weil Deutschlands beste Rollkunstläuferin bei ihrem dritten Meisterschaftsstart in der nationalen Meisterklasse der „Seniorinnen“ zum dritten Mal ganz oben auf dem Podium stand. Nicht, weil die 22-jährige Lübeckerin, das Aushängeschild des Roll und Eissportvereins, bei ihrem insgesamt siebten DM-Gold mit mehr als 20 Punkten Vorsprung so deutlich wie noch nie gewonnen hatte. Es war vielmehr der in diesen Tagen alles andere als banal anmutende Umstand, dass diese Deutschen Meisterschaften überhaupt stattgefunden hatten. Pirouetten im Parkhaus: „WM, EM, Lehrgänge – alles ist in diesem Jahr abgesagt worden. Selbst das Training war nur eingeschränkt möglich. Deshalb waren wir überglücklich, überhaupt einen Wettkampf zu haben“, erzählt die EM-Dritte des Vorjahres. In den Tagen des Lockdowns, wo alle Sportstätten geschlossen waren, hatte sie sich sogar ungewöhnliche Zufluchtsorte für ihr Training gesucht, Pirouetten im Parkhaus gedreht, im Garten und der guten Stube der Eltern Yoga, Kraft und Tanzen geübt. Jetzt belohnte sie sich dafür. Bizarr: DM-Gold selbst umgehängt: Bei der DM im beschaulichen Einbeck mussten sich die Teilnehmerinnen dabei an ein strenges Hygienekonzept halten. „Ich musste einen negativen Corona-Test vorlegen, da Lübeck Risikogebiet ist.“ In der Halle in Einbeck waren keine Zuschauer, nur die jeweilige Läuferin und drei Wertungsrichter. „Das hat die Stimmung schon beeinflusst.“ Eigenartig war auch, dass sie sich die Medaille selbst umhängen musste, das Siegertrio auf dem Treppchen weit auseinander stand. „Aber es war am Ende ein gutes Gefühl.“ Bachelor mit Note 1,2: Auch, weil die Pflicht, der Style Dance mit einem Latin-Medley, und die 3:50 Minuten lange Kür überragend liefen. „Es war auch ein Testlauf fürs nächste Jahr, für die internationalen Wettkämpfe“, berichtet Zimermann, die auch Mitglied im Förderkader „Team Lübeck“ ist. Mit ihrer Trainerin Micaela Steen entschied sie: „Wir ändern nichts.“ Emilia hofft, 2021 bei der EM in Italien und der WM in Paraguay durchzustarten. Denn nach dem Bachelor in International Business-Administration (Note: 1,2) hat die sechs Sprachen fließend sprechende Lübeckerin entschieden: „Ich bleibe dem Leistungssport treu, will mehr Zeit dafür investieren.“ Den Freiraum dafür gibt ihr das Fernstudium in Ernährungswissenschaften, dass sie 2021 angehen will. „Ich beschäftige mich mit dem Thema intensiv, ernähre mich seit dreieinhalb Jahren vegan. Da sind viele Schnittpunkte zum Sport.“ Von Jens Kürbis