Schleswig-Holsteins Golfer sind zurück auf den Plätzen

Unter den Masken ist es nicht zu sehen, aber es ist da: das breite Grinsen. „Spätestens auf dem Parkplatz war es da“, bestätigt eine Golferin in Richtung Nina Jung, Spielführerin des Lübeck-Travemünder Golf-Klubs (LTGK), als sie sich auf den Weg zur Driving Range macht, wo sie ein paar Bälle in Richtung Ostsee schlägt. Dass es noch etwas diesig und fünf Grad kühl ist, schreckt die Spieler nicht, die nach zweieinhalbmonatiger Pause seit Montag endlich wieder auf die Plätze dürfen. „Seit Samstag stand das Telefon nicht mehr still“: Per Newsletter wurden die rund 1200 Mitglieder informiert. „Und seit Samstag stand das Telefon nicht mehr still“, berichtet Jane Geske aus dem Klub-Sekretariat. Alle wollten sich einen Termin reservieren, alle möglicht schnell wieder auf den Platz. Der erste Flight ist am Montag pünktlich um 8 Uhr am Start. In jeweils achtminütigem Abstand folgen die nächsten Spieler bis 17 Uhr. Lesen Sie auch: Golf-Boom in SH in Corona-Zeiten Warum darf man in Schleswig-Holstein nicht alleine Golf spielen? Diebestour über Golfplätze: Teure Schläger gestohlen Konzepte wie vor dem Lockdown: Abstand halten gilt auf dem gesamten Golfplatz am Meer. Im Klubhaus gilt Maskenpflicht, ansonsten nicht. Die Wege sind markiert, damit sich niemand in die Queere kommt, am Eingang steht Desinfektionsmittel bereit. „Die Konzepte gab es ja schon, alles ist wie vor dem Lockdown, wie von Anfang Mai bis Mitte Dezember, gemäß des Hygienekonzepts geregelt“, erläutert Nina Jung. Nina Jung selbst an Corona erkrankt: Corona ist also kein Thema? Nicht für die Spielführerin, die im Oktober erkrankte: „Ich hatte Fieber, der erste Test war aber negativ. Erst der zweite eine Woche später war positiv. Die ganze Familie hatte es erwischt, man fühlte sich lange erschöpft. Und der Geschmackssinn ist noch immer eingeschränkt.“ Greenkeeper arbeiten mit Hochdruck: Pünktlich um 11.04 darf auch Nina Jung wieder auf den Platz. Zum ersten Mal seit Anfang Oktober. Ist der Termin auf dem Golfplatz oder der beim Friseur für sie wichtiger? „Ich habe die Haare selbst nachgeschnitten, Friseurtermin ist nächste Woche.“ Sie holt den vorgeschriebenen „Tee“ aus der Tasche, einen kleinen Stift, auf den der Ball vor dem Abschlag gelegt wird – damit nicht gleich der Rasen durch missglückte Schläge ramponiert wird. Sieben Greenkeeper kümmern sich unter Hochdruck, den Platz nach dem Winter herzurichten. „Normalerweise starten wir Mitte März. Zu Ostern geht es dann richtig los, wenn auch viele Gäste kommen“, erläutert Jane Geske, die ständig neue Spieler in die Liste der kommenden Tage einträgt. „Richtige Löcher müssen noch gesetzt werden: Nina Jung schlägt den ersten Ball, ausnahmsweise nicht mit dem sonst üblichen Driver. Statt normal 13 Schlägern im Trolley hat sie zum Auftakt nur zwei dabei. Auch Trolleys sind wegen des Rasens noch nicht erlaubt. Ansonsten müssen die Schläger im Golfsack geschultert werden. Viele kommen trotzdem mit der gesamten Ausrüstung. „Joaaa“, kommentiert Nina Jung ihren ersten Schlag auf dem Par-4-Bahn. Der ist gelungen. Tatsächlich benötigt sie nur vier Schläge, wobei: Gespielt wird nur auf eine Fahne auf dem Wintergrün, noch nicht auf die richtigen Löcher. Die müssen von den Greenkeepern erst wieder gesetzt werden. Auch der Präsident ist schon da: Die fehlenden Löcher stören die Golfer nicht, die sich – mit breitem Grinsen – beim LTGK einfinden und sich mit Abstand begrüßen, wenn man sich den auf der 27-Loch-Anlage wirklich etwas näher kommt. Auch LTGK-Präsident Bernd Aido hat sich mittlerweile in der Driving Range eingefunden, feilt noch am Schwung der Schläge. Auch hier läuft alles mit Abstand und entspannt ab. Im Hygienekonzept ist vorgesehen, dass sich keine Menschenansammlungen bilden. Die Toiletten im Klubhaus sind geöffnet, die Gastronomie, das Restaurant „Neunzehn“, muss noch geschlossen bleiben. Nach dem 18. Loch werden die Golfer gebeten, die Anlage wieder zu verlassen. Immer besser in Schwung: Nina Jung kommt immer besser in Schwung. Auch wenn sie keine „Wintergolferin“ ist und der Sporturlaub in südlichen Gefilden in diesem Jahr ausfallen musste. Spätestens auf der zweiten Bahn sind die 5 Grad kein Thema mehr. Einen Ball verzieht sie etwas, doch der ist noch gut und weit entfernt vom Bunker oder dem Teich gelandet. Profis benötigen für den Travemünder Kurs 73 Schläge, sie 18 mehr. Handicap 18 heißt das beim Golf. Nina Jung hatte schon einmal ein einstelliges Handicap. Am Mittag kommt die Sonne heraus: Doch darum geht es am ersten Golftag des Jahres – noch – nicht. Die ersten Schläge in der Natur, der Sport, das Grün, die Ostsee. Am Mittag kommt zum ersten Mal die Sonne heraus. Das breite Grinsen der Golfer beim LTGK, es ist mittlerweile Dauerzustand. Und bei den meisten hält es viel länger als bis zurück zum Parkplatz. Von Christoph Staffen